zurück
ULM
Bahn-Ausbau wird angeschoben
lsw
 |  aktualisiert: 09.08.2012 18:22 Uhr

Die Bahn hat im Südwesten mehrere Baustellen, an vielen Orten wird im Kleinen modernisiert. Auch größere Projekte sind in der Pipeline. Das Land will Verpasstes aufholen. Doch wo groß gebaut wird, gibt es auch immer viel Lärm und strittige Punkte.

Baden-Württemberg holt mit mehreren Projekten bei den Investitionen in die Bahninfrastruktur auf. „Nach langem Warten und Zögern haben wir im Land seit einigen Jahren einen richtigen Schub“, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) am Donnerstag beim Richtfest eines modernen Wartungswerkes für Regionalzüge in Ulm. „Man wird wenig Regionen in der Bundesrepublik finden, wo so viel gerade in Arbeit ist in Sachen Bahninfrastruktur“, sagte Hermann.

Flüsterbremsen

Die Deutsche Bahn investiert in diesem Jahr 870 Millionen Euro allein in die Infrastruktur im Südwesten. „Wir werden hier für die Zukunft der Eisenbahn investieren“, sagte Deutsche-Bahn-Landeschef Eckart Fricke. In den kommenden Jahren sollen die Ausgaben auf bis zu 1,4 Milliarden Euro aufgestockt werden. Damit gingen bis zu 25 Prozent der Investitionen allein nach Baden-Württemberg, sagte Fricke. Nach dem umstrittenen Bauvorhaben Stuttgart 21 sei das größte Projekt im Südwesten der viergleisige Ausbau der Rheintalbahn (Karlsruhe-Basel).

Probleme hätte die Bahn überall da mit den Kommunen, wo der Güterverkehr betroffen sei – wegen des Lärms, sagte Fricke. „Die Bürger sind sehr viel aufmerksamer und kritischer gegenüber den Planungen, da werden wir mehr Zeit als sonst investieren müssen“, sagte er. Ein langfristiges Ziel sei es, die Wagen mit sogenannten Flüsterbremsen auszustatten.

Die Euphorie über die geplanten Infrastrukturausgaben kann der Landesverband des Verkehrsclub Deutschland (VCD) überhaupt nicht nachvollziehen. Aus Sicht des Landeschefs Matthias Lieb gibt es in den nächsten Jahren eine Finanzierungslücke von sieben Milliarden Euro. Derzeit fließe noch zu wenig Geld, vor allem vom Bund. „Das Wesentliche ist, dass die Finanzierung gesichert wird, dass der Bund seiner Verantwortung nachkommt und Gelder weiterhin über 2019 hinaus bereitstellt“, sagte Lieb. Viele Kommunen trauten sich nicht, ihre Vorhaben in vollem Umfang zu realisieren, weil sie Angst davor hätten, am Ende auf den Kosten sitzen zu bleiben.

Ein Vorhaben, am dem vor allem Verkehrsminister Hermann viel liegt, ist die Elektrifizierung der Südbahn (Ulm-Lindau). Der Beginn ist für 2014 geplant. Der Grünenpolitiker befinde sich derzeit in Gesprächen mit dem Bund, um eine Finanzierungsvereinbarung zu treffen. Das Land trägt die Hälfte der Kosten, obwohl es eine Bundesstrecke ist. „Der Bund muss jetzt springen, damit das Geld nicht im Rahmen der Sparmaßnahmen verschwindet“, sagte Hermann.

Knotenpunkt der Bahn

Weitere größere Bauvorhaben sind die Hochrhein-Strecke (Singen-Basel) und der Gäubahn-Ausbau (Stuttgart-Zürich). „Wenn wir alles, was wir vorbereitet und geplant haben in den nächsten zehn bis 20 Jahren realisieren, dann wird Baden-Württemberg der Ort für Bahninvestitionen überhaupt in Deutschland“, sagte Hermann. Das noch im Rohbau befindliche Regio-Werk in Ulm kostet 125 Millionen Euro und soll Ende 2013 in Betrieb gehen. Das Land ist an den Kosten nicht beteiligt. Neben zwei großen Wartungshallen für Lokomotiven und Wagen werden Anlagen für die Innen- und Außenreinigung gebaut.

Ulm ist ein Knotenpunkt der Bahn im Südwesten mit derzeit sechs Linien, eine weitere soll mit der Neubaustrecke Wendlingen-Ulm hinzukommen. Nach derzeitigen Planungen soll der Bau 2016/17 beginnen. Die Donaustadt erhält langfristig einen neuen Bahnhof. „Die Landesregierung sieht im Schienenverkehr eine große Zukunft, sowohl im Güter- wie im Personenbereich“, sagte Minister Hermann mit Blick auf nachhaltige Mobilität. „Deswegen sind Schienenprojekte immer auch Leuchtturmprojekte.“ Die Bahn rechnet nach der Insolvenz einer am Aushub des Technikgebäudes für das Milliarden-Projekt Stuttgart 21 beteiligten Firma nicht mit Verzögerungen. Die Arbeitsgemeinschaft aus zwei Firmen habe Vorsorge getroffen, dass die Pleite keine Auswirkungen auf den Baufortschritt habe, sagte ein Sprecher des Konzerns.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bauprojekte
Deutsche Bahn AG
Investitionen
Schienenprojekte
Stuttgart 21
Verkehrsminister
Winfried Hermann
Württemberg
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen