
Mit einer Ausstellung von Werken des Künstlers Harry Elsner starten Kulturverein VKV und Stadt Grünsfeld in den diesjährigen Kulturherbst. Unter dem Motto "Heimat-Ansichten" sind rund 50 Bilder aus allen Schaffensperioden des 2013 in Bad Mergentheim verstorbenen Malers zu sehen. Die Vernissage war am Samstag im Rienecksaal des Zehntgebäudes.
Heimat ist ein schillernder Begriff. Mancher verbindet mit ihm einen Ort, andere eine Person, wieder andere eine Sprache. Mit der Frage nach der Heimat hat sich auch Harry Elsner Zeit seines Lebens beschäftigt. Aus Oberschlesien stammend, kam er als Soldat in Kriegsgefangenschaft. 1953 verschlug es ihn nach Bad Mergentheim.
"Die eigentliche Heimat hatte er nicht mehr. Was einst Heimat war, war fern und für alle Zeiten verloren", erklärte Alfred Beetz. Der stellvertretende Vorsitzende des Kulturvereins gab eine Einführung in die Ausstellung. Elsner habe, so Beetz, sich als "Überzeugungsfranke" bezeichnet. In zahlreichen Gemälden drücke er seine Liebe und Verbundenheit zur neuen Heimat aus.
Harry Elsner hat aber auch die Welt bereist. Studienreisen führten ihn nach Ägypten, Marokko, Tunesien, Algerien und in den Sudan. "Für Elsner war es eine Lebensaufgabe, mit Hilfe der Kunst Werte zu vermitteln", machte Beetz deutlich. Ihm sei es darum gegangen, Menschen zusammenzubringen, zu versöhnen und interkulturell zu wirken.
"Jedes Bild lebt"
"Mit der neuen Ausstellung erhält der Kulturverein die Kunst am Leben", betonte Joachim Markert. Der Bürgermeister würdigte in seinem Grußwort die Arbeit des Kulturvereins, der seiner Meinung nach die Stadt mit seinen Angeboten belebe. Von Harry Elsners Werken zeigte Markert sich ganz begeistert. "Jedes Bild lebt", schwärmte er und lobte den Glanz der Farben und die einmalige Komposition.
Susanne Elsner-Dörr gab einen Einblick in das Leben und Schaffen ihres Vaters. Er hat sich ihren Angaben zufolge als heimatlose Person verstanden, aber auch als eine mit vielen Heimaten. In eindrucksvollen, farbreichen Bildern habe er seine Sichtweise von Heimat interpretiert.
"Das künstlerische Leben meines Vaters war", so Susanne Elsner-Dörr, "gekennzeichnet von der Koexistenz des Themas Heimatlosigkeit mit der gleichzeitig erlebten Idylle in Main-Franken und Hohenlohe." Durch sein Gefühl der Fremdheit sei bei ihm eine Offenheit für viele Perspektiven auf das, was Heimat ist und nicht ist, entstanden.
Erlös der Verkaufsausstellung soll gespendet werden
Eine besondere Entdeckung hat Susanne Elsner-Dörr gemacht, als sie den Nachlass ihres Vaters geordnet hat. Sie hat ein Bild gefunden, das in seiner spätexpressionistisch-abstrakten Formensprache so ganz anders ist als alle anderen Werke. Das im Rienecksaal ausgestellte Werk trägt den Titel "Lichtblicke in der Fremde" und ist in den 1950er Jahren entstanden. Die aus dem Dunkel hervor scheinenden, hellen Felder reflektieren Susanne Elsner-Dörrs Ausführungen zufolge die neue Lebenssituation ihres Vaters und markieren einen Wendepunkt. Nach der düsteren Zeit von Krieg, Gefangenschaft und Vertreibung habe er in Bad Mergentheim eine neue, optimistische Perspektive entwickelt.
Um Harry Elsners Lebenswerk zu würdigen, haben seine Tochter und seine beiden Söhne beschlossen, den Erlös der Verkaufsausstellung an das ambulante Kinderhospiz Sonnenschein und an den Bauförderverein der Achatiuskapelle zu spenden.
Die Ausstellung ist noch geöffnet am Samstag, 24. September, von 19 bis 22 Uhr und Sonntag, 25. September, von 11 bis 18 Uhr. Außerdem im Kulturherbst des Kulturvereins: Archäologin Sarah Wolff stellt Ende Oktober ihren Beruf und ihre Tätigkeitsfelder vor. Im November präsentiert das Gesangsensemble "Acapiano" ein Weihnachtskonzert der etwas anderen Art.