Unschöne Szenen am Rande einer bunten Demonstration in Wertheim: Vier verletzte Polizisten sind die traurige Bilanz einer Wahlkampfveranstaltung der Partei Alternative für Deutschland (AfD) am Freitagabend in Wertheim (Lkr. Main-Tauber-Kreis).
Unter dem Motto „Herz statt Hetze“ hatte ein Bündnis rund um die „Antirassistische Initiative Wertheim“ und die Initiative „Mergentheim Gegen Rechts“ mehrere Veranstaltungen in der Stadt an Main- und Tauber organisiert. Anlass war der Auftritt des AfD-Fraktionsvorsitzenden aus Brandenburg, Alexander Gauland. Er ist stellvertretender Bundesvorsitzender der AfD und war 40 Jahre Mitglied der CDU und leitete unter anderem vier Jahre die Hessische Staatskanzlei.
Das gesellschaftlich breite Bündnis aus Parteien, Gewerkschaften und politischen Initiativen zog zunächst in einer angemeldeten Demonstration friedlich durch die Innenstadt von Wertheim. Rund 500 Menschen protestieren für eine „vielfältige und offene Gesellschaft“.
Bei einer Kundgebung im Bereich „Alte Vockenroter Steige“ wurden in mehreren Redebeiträgen für Solidarität und Mitgefühl mit Geflüchteten geworben, die vor politischer Verfolgung und Krieg aus ihrer Heimat fliehen mussten. Alle Redner forderten ein „Zeichen gegen den dramatischen Rechtsruck in Europa“.
Nach der Kundgebung bewegte sich der friedliche Demonstrationszug hinunter zur Tauber, überquerte den Fluss, um sich in der Hofhaltung (Rathaus) aufzulösen.
Doch inzwischen hatten sich vor der „Aula Alte Steige“, dem Versammlungsraum der AfD, überwiegend schwarz gekleidete und teilweise vermummte Demonstranten, zusammengefunden. Die Polizei zählte 40 Personen.
Diese Personengruppe bildete im Torbereich zum Schulhof eine „Mauer aus Menschen“ und hinderte Personen am Besuch der Veranstaltung der AfD. Versammlungsbesucher wurden beschimpft und attackiert.
Die Blockierer wurden zunächst von der Polizei aufgefordert, den Eingangsbereich frei zu halten, nachdem diese der Aufforderung nicht nachkamen, räumte die Polizei den Torbereich. Dabei kam es zu Handgreiflichkeiten, die Ordnungshüter wurden bespuckt. Ein mittlerweile zusammengezogenes größeres Polizei-Aufgebot, bei dem auch Polizeihunde zum Einsatz kamen, räumte den Bereich vor dem Schuleingang. Traurige Bilanz: Vier verletzte Polizisten, wie der Einsatzleiter der Polizei bestätigte.
In der Aula, die Plätze für 400 Besucher bietet, gab es nur wenige unbesetzte Stühle. Christina Baum, Vorsitzende des AfD-Kreisverbandes Main-Tauber, verdeutlichte anhand vieler Beispiele die Unzufriedenheit mit der Politik der etablierten Parteien. Sie machte die Regierung dafür verantwortlich, dass sich die Gesellschaft gespalten hat.
Doch nicht jeder war hier willkommen: Zwei Journalisten, eine Redakteurin der Fränkischen Nachrichten und ein Reporter des Main-Echos, waren als Berichterstatter für diese Wahlkampfveranstaltung unerwünscht. Sie mussten die Halle wieder verlassen.