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Tauberbischofsheim
Auftritt der Badischen Landesbühne in Tauberbischofsheim: Medienstar im Strudel dunkler Machenschaften
Auftritt der Badischen Landesbühne in Tauberbischofsheim: Medienstar im Strudel dunkler Machenschaften
Foto: Felix Röttger
Felix Röttger
 |  aktualisiert: 23.04.2023 02:27 Uhr

In einer Theateradaption von Renate Renken zeigte die Badische Landesbühne in der Tauberbischofsheimer Stadthalle Claude Chabrols Krimikomödie "Masken"; ein Film von 1987 mit Philippe Noiret in der Hauptrolle, der einem französischen Bourgeois und erfolgreichen TV-Showmaster mit einer Mischung aus Krimi und Lovestory die Maske bürgerlicher Anständigkeit herunterreißt.

Masken als überdimensionale Köpfe aus Pappmaché (Judith Mähler) waren die besondere Attraktion der Inszenierung von Carsten Cramm, mit denen eine vor Güte und Herzlichkeit nur so triefende Senioren-Fernsehshow "Glück für alle" mit Showmaster Christian Legagneur (René Laier) für betagte Senioren aufs Korn genommen wurde.

Ein Biograf mit verborgenen Beweggründen

Der mit einem Millionenpublikum vor TV-Bildschirmen  reich gewordene Legagneur (auf Deutsch: Der Gewinner) kultiviert seine Menschenliebe scheinbar auch im Privatleben in einer pompösen Villa. Rührend kümmert er sich um sein scheinbar schlafsüchtiges Patenkind Catherine (Nadine Pape), wobei ihm Colette (Evelyn Nagel), die Privatmasseurin Patricia (Lydia Fuchs) und Diener und Chauffeur Max (Lukas Maria Redemann) immer zu Diensten sind.

Der dem edlen Getränk ständig zugetane Weinhändler Manu (Stefan Holm) bereichert das Landhaus im Grünen als Weinexperte. Ines Unser verkörpert Christian Legagneurs Assistentin Odile. Gegenspieler des Fernsehstars Legagneur ist der Journalist Roland Wolf (Thilo Langer), der sich mit dem Angebot, eine Biografie über den populären Showmaster zu schreiben, in die Villa einschleicht. Tatsächlich will er das unerklärliche Verschwinden seiner Schwester Madeleine aufklären, die eng mit Catherine befreundet war.

Mord in letzter Sekunde verhindert

Seine Suche im Haus ist erfolgreich. In einem Aktenkoffer entdeckt er Papiere, die offenbaren, dass Legagneur die noch minderjährige Catherine um ihre stattliche Erbschaft gebracht hat und sie mit Tabletten ruhig gestellt hat, damit sein Betrug trotz der bevorstehenden Volljährigkeit Catherines nicht auffliegt. Dummerweise verliebt sich diese in Roland, der inzwischen ahnt, dass seine Schwester vor ihrem Verschwinden ebenfalls ihrer Freundin Catherine die Augen öffnen wollte.

Nicht viel später wird klar, dass Madeleine einem Verbrechen zum Opfer fiel. Als Catherine fliehen will, droht ein weiterer Mord, den Roland in letzter Sekunde verhindern kann. Beide tauchen dann mit einem Polizisten (Ghorban Moinzadeh) in der gerade laufenden Fernsehshow von Legagneur auf, der seinen Fans trocken offenbart, die scheinheilig umworbenen alten Leute in Wahrheit abgrundtief zu hassen. Getreu dem Drehbuch des Films beschließt Legagneur vor seiner Verhaftung die Theateraufführung sarkastisch mit den Worten: "Es bleibt mir nur noch eins zu sagen: Lecken Sie mich am A...!"

Gelungene Ausstattung: Details erinnern an den Film

Bis zu den Kostümen und Requisiten (Kerstin Oelker) erinnern viele Details an den Film. In diesem sind harte Schnitte mit ständig wechselnden Szenen und Drehorten oder emotionale Nahaufnahmen der Gesichter kein Problem. Ganz anders sieht es im Theater auf einer engen Bühne aus.

Bühnenbildner Tilo Schwarz löst die Herausforderung mit einer besonderen Lichtgestaltung, die nach Bedarf Schauspieler – etwa bei zwei Schachpartien – im Dunkeln reglos verharren lässt, Schwarz-Weiß-Videos von der Suche Rolands in Schränken und Schubladen auf die Bühnenrückwand projiziert oder Einblicke auf das Geschehen im Park hinter der Villa gibt. Die Exzentrik eines vermeintlichen Gutmenschen imaginierten opulente Menüs in Barockkostümen und passende Musik.  

Saloppe Dialoge und großzügiger Beifall

Ist es schon schwer genug, die fast im Sekundentakt wechselnden Spielorte des Filmdrehbuchs auf Theaterbrettern zu zeigen, steht und fällt eine Aufführung mit den Charakteren und ihren Dialogen. An der deutschen Übersetzung (Heike Berg) kann es nicht liegen, dass den oft holzschnittartigen Dialogen jegliche komödiantische Brillanz abging. Dass trotz der vorhersehbaren oder noch vom Film geläufigen Handlung vom Ensemble gute Unterhaltung geboten und eine gewisse (Rest-)Spannung erzeugt wurde, belohnte das Publikum mit großzügigem Beifall.  

 
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