Nach der ersten Ortsbegehung des Arbeitskreises „Barrierefreiheit und Inklusion“ im vergangenen Jahr in Königshofen traf sich ein 15-köpfiges Gremium jetzt zum zweiten Mal zu einer Ortsbegehung in Unterbalbach. Bürgermeister Dr. Lukas Braun begrüßte die Mitglieder des Arbeitskreises und leitete die Thematik ein. Ortsvorsteher Jürgen Segeritz führte im Anschluss einen Rundgang an. Folgende Informationen wurden einer Pressemitteilung der Stadt Lauda-Königshofen entnommen.
Zu Beginn der Ortsbegehung wurde die mangelnde Barrierefreiheit am alten Rathaus und an der Grundschule registriert. Das ehemalige Rathaus wurde im Jahr 1956 erbaut. Das Gebäude kann erst nach Bewältigung einer siebenstufigen Treppe betreten werden. Eine barrierefreie Instandsetzung ist hier finanziell nicht darstellbar. Ebenso verhält es sich bei dem aus dem Jahr 1992 stammenden Anbau der Grundschule. Eine rampenlose Stufe erschwert den Zugang zum Beispiel für Rollstuhlfahrer. Die oberen Stockwerke sind nur über den Treppenraum erschlossen.
Nächste Station war der Überweg von der Oberbalbacher Straße zur St.-Markus-Straße. Zwar sind hier die Bordsteine abgesenkt, aber durch eine hohe Verkehrsfrequenz und die schlechte Einsehbarkeit der beiden Fahrtrichtungen gestaltet es sich für Menschen mit Behinderung schwierig, hier sicher die an dieser Stelle verengte Straße zu überqueren. Vom Arbeitskreis wurde die Wichtigkeit einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 30 befürwortet.
Sanierung zugesagt
Der neu gestaltete Vorplatz der St. Markus Kirche zeugt wenig von Inklusionsgedanken bei der Planung. Die Zuwege zum Seiteneingang der Kirche und zum alten Friedhof wurden als problematisch eingestuft. Gerade der alte Friedhof wird aufgrund der Urnengräber intensiver frequentiert. Der Haupterschließungsweg ist sehr uneben und birgt viele Stolperfallen. Das Stadtbauamt hat hier bereits kürzlich eine Sanierung zugesagt.
Auch in den unebenen Gehwegen in der Von-Ballo-Straße oder den Hochbordsteinen an der Unteren Mühlstraße wurden vom Arbeitskreis Hindernisse erkannt. Durch Bäume entlang des Gehwegs in der von Ballo-Straße werden die Pflastersteine nach oben gedrückt, was zu zahlreichen Stolperfallen führt. Zudem wird der Gehweg durch den Bewuchs bei Dunkelheit nicht von der Straßenbeleuchtung erfasst.
Auch die engen und quergeneigte Gehwege in der Buchrainstraße können zum Problem auch für Familien mit Kinderwagen oder Senioren mit Rollatoren werden. Nach kurzer Diskussion wurde aber auch klar, welche Abhängigkeiten beim Bau der Straße vorhanden waren.Die Anbindung des Wohngebietes über die Buchrainstraße wurde insgesamt als unglücklich angesehen. Gleichwohl wurde realisiert, dass man nicht jeden wünschenswerten Verbesserungszustand im Handumdrehen erreichen könne.
Zu kurze Ampelschaltung
Ferner wurde festgestellt, dass es eine belastende, gefährliche Situation darstellt, den Feierabend-Durchgangsverkehr in der Bürgermeister-Kolb-Straße hautnah zu erleben. Die beiden Fußgängerampeln sind relativ kurz geschaltet und verfügen nicht über akustische Signale für Sehbehinderte. Die Vorwegampel an der Einmündung zur Oberbalbacher Straße ist nicht mit der Fußgängerampel gekoppelt. An dieser Stelle wurde auf die langjährige Forderung eingegangen, die Vorwegampel bei Fußgängerquerung auf Rot zu schalten. Es herrschte breites Unverständnis im Arbeitskreis, dass diese einfache Maßnahme von den übergeordneten Behörden nicht umgesetzt wird.
Der Hochbordstein am Gehwegbeginn Untere Mühlstraße Richtung Edelfingen wurde vom Arbeitskreis als problematisch eingestuft. Tiefbauamtsleiter Oliver Litterer sieht hier eine schnelle Lösung und sagte eine schnelle Anpassung zu.
Positive Beispiele
Gleichwohl wurden auch positive Beispiele ausgemacht wie unter anderem die barrierefreien Zugänge zum Pfarrzentrum und zur Kindertagesstätte, zur Balbachhalle und zur Metzgerei Kern. Eine Vorzeigesituation stellt der Seiteneingang an der St. Markus Kirche dar. Die mit einem Taster auszulösende automatische Flügeltüre könnte Vorbildfunktion für viele öffentliche Stellen im Stadtgebiet sein.
Bürgermeister Lukas Braun kündigte an, künftig bei allen Planungen Vertreter aus den Behindertengremien (VdK, Sehbehinderte, Behindertenbeauftragte) zu beteiligen, dass es gelingen möge, Barrieren und Hindernisse von vornherein zu vermeiden.
An der Ortsbegehung des Arbeitskreises „Barrierefreiheit und Inklusion“ nahmen teil: Dr. Lukas Braun (Bürgermeister der Stadt Lauda-Königshofen), Jürgen Segeritz (Ortsvorsteher Unterbalbach), Oliver Litterer (Tiefbauamt der Stadt Lauda-Königshofen), Marc Sommerrock (stellv. Ortsvorsteher Unterbalbach), Karolina Podlech (Leiterin Bürgertreff Mehrgenerationenhaus in Lauda-Königshofen), Kurt Weiland (VdK Kreisverband Tauberbischofsheim), Dieter Ilg (VdK Königshofen), Erich Haag (VdK Unterbalbach), Robert Wenzel (Kreis-Seniorenrat), Carolin Mischke (Blickpunkt Auge), Karl Höfling (Keis-Behindertenbeauftragter und FBL), Anette Vogel (FBL), Ruth Römig (SPD/FB), Anja Günther (SPD/FB), Werner Faul (CDU).