
Heranwachsende verbringen inzwischen so viel Zeit vor dem Bildschirm wie in der Schule. Zu diesem Ergebnis kam eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag der AOK Baden-Württemberg. Dies habe erhebliche Folgen für die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen, schreibt die Krankenkasse in einer Pressemitteilung. Immer mehr litten unter Übergewicht und Sehstörungen. Im Main-Tauber-Kreis sei die Zahl der Diagnose „Fehlsichtigkeit“ von 2015 mit 1356 Behandlungen, über 1604 Behandlungen im Jahr 2017, auf 1848 Augenarztbesuche 2019 gestiegen.
Laut der Forsa-Umfrage schaue gut jedes zweite Kind bis zwölf Jahre an einem durchschnittlichen Tag mindestens eine Stunde auf einen Fernsehbildschirm, Computer-Monitor oder auf ein Smartphone-Display. Bei 27 Prozent seien es täglich gut drei Stunden und an den Wochenenden sogar noch deutlich mehr.
„Studien zufolge wirken sich neben der genetischen Veranlagung auch Umweltfaktoren und die Freizeitgestaltung auf die Entwicklung von Fehlsichtigkeit bei Kindern aus,“ verdeutlicht AOK-Kinder- und Jugendarzt Dr. Hans-Peter Zipp. Bei Heranwachsenden mit mehrstündigem Medienkonsum täglich, sei das Risiko für Augenbeschwerden wesentlich erhöht.
Main-Tauber-Kreis weit über Landesdurchschnitt
2019 waren in Baden-Württemberg insgesamt 107 984 bei der AOK versicherte Kinder wegen Augenleiden in ambulanter oder stationärer Behandlung. Dies entspreche 19,8 Prozent dieser Altersgruppe. Im Main-Tauber-Kreis waren es sogar 28,7 Prozent. Forsa habe festgestellt, dass der Medienmissbrauch bei Kindern aus bildungsfernen Schichten besonders hoch sei.
Da sich bei Kleinkindern das Sehvermögen erst noch entwickeln müsse, seien hier die negativen Folgen für die Gesundheit noch gravierender. „Für die fehlerfreie Ausreifung des Sehsystems sind ständige visuelle Informationen und Erfahrungen notwendig", wird Hans-Peter Zipp zitiert. Fielen Kurz- oder Weitsichtigkeit in die Kinderjahre, komme es zu Störungen der Entwicklung des Sehens, "die ein Leben lang nachwirken, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt werden“.
Gegenmaßnahme: Täglich zwei Stunden an die frische Luft
Die sogenannte Schulkurzsichtigkeit entwickle sich ab dem sechsten Lebensjahr, da häufiger auf sehr nahe Gegenstände wie Bücher, Bildschirme oder Displays geschaut werde. Zur Vorbeugung empfehlen Augenkundler eine einfache Maßnahme: Täglich mindestens zwei Stunden an die frische Luft, so die AOK. Zipp ergänzt: „Je früher Kinder kurzsichtig werden, desto stärker wird ihre Sehschwäche im Erwachsenenalter ausgeprägt sein. Deshalb ist schnelles Gegensteuern wichtig.“ Sehschwächen und Fehlsichtigkeit ließen sich behandeln und mit einer Brille korrigieren. Wichtig sei, Auffälligkeiten zeitig zu entdecken und vom Augenarzt untersuchen zu lassen, schreibt die AOK.