Der Bürger hat entschieden. Der neue Bürgermeister von Tauberbischofsheim ist eine Frau oder wie es MdL Wolfgang Reinhart ausdrückte: "Erstmals seit 1000 Jahren wird die Stadt wieder von einer Frau regiert". Anette Schmidt wurde mit großer Mehrheit zur neuen Bürgermeisterin gewählt.
Bereits im ersten Wahlgang war sie Führende der sieben Kandidaten gewesen. Vor zwei Wochen hatte sie mit 39,33 Prozent der abgegeben Stimmen vorne gelegen, nun waren es 46,44 Prozent. Nach ihrem überzeugenden Auftritt hatte der bisherige Amtsinhaber Wolfgang Vockel auf den zweiten Wahlgang verzichtet, ebenso wie die übrigen Kandidaten Manfred Schmid, Peter Kowatsch und Harald Gehrig.
Auf den zweiten Platz der gestrigen Mehrheitswahl kam ein wenig überraschend Dominik Carle mit 32,59 Prozent. Er hatte erst nach dem Verzicht von Wolfgang Vockel auf den zweiten Wahlgang seine Kandidatur verkündet und war durchgestartet. Dritter wurde Stefan Konietzny mit 10,78 Prozent der abgegebenen Stimmen. Matthias Blümm erhielt 10,10 Prozent, so das vorläufige Endergebnis.
Bereits um acht Minuten nach sechs kam das erste Ergebnis, hier waren es nur zehn Prozent Vorsprung für Schmidt. Doch je mehr Wahlbezirke ausgezählt wurden, desto größer wurde der Vorsprung von Anette Schmidt. Sie ist damit die erste Frau auf dem Bürgermeistersessel in der Stadt an der Tauber. Amtsantritt wird der 1. September sein. Bis dahin bleibt sie Bürgermeisterin in Großrinderfeld, wo in Kürze der Wahlkampf um ihren Nachfolger beginnen wird.
Vockel selbst verkündete das Wahlergebnis, da er Kraft Amtes der Vorsitzende des Wahlausschusses ist. Vor vierzehn Tagen übernahm die Aufgabe noch Gerhard Baumann, weil Vockel damals selbst zur Wahl stand. Nun übernahm er also selbst das Kommando und gratulierte seiner Nachfolgerin sehr herzlich zur gewonnenen Wahl. Gleichzeitig dankte er aber auch allen Bürgern, die sich an der Wahl beteiligten. Immerhin 54,89 Prozent waren am zweiten Wahlgang zur Urne gegangen, darunter 1331 Briefwähler. Das entspricht einem prozentualen Anteil von 12,27 Prozent.
Der erste große Aufschrei auf dem sehr gut gefüllten Marktplatz erscholl, als das Ergebnis von Dittigheim verkündet wurde. Hier hatte Schmidt 57,25 Prozent bekommen. Hochburg für sie war aber Distelhausen mit 62,02 Prozent. Dominik Carle gewann mit seiner Heimatgemeinde Impfingen mit 54,89 Prozent einen Wahlkreis.
In einer ersten Reaktion sprach eine vollkommen ergriffene Anette Schmidt von einem "sehr spannenden Wahlkampf". Die Spannung sei besonders groß gewesen, da mit einem neuen Kandidaten immer frisches Blut in den Wahlkampf kommt. Da könne man nie absehen, wie es ausgeht. Schmidt versteht ihre Wahl als "großen Auftrag" und dankte den Wählern für das Vertrauen. Diejenigen, die sie nicht gewählt haben, will sie die Hand reichen und gemeinsam an der Zukunft Tauberbischofsheims arbeiten. Sie dankte aber auch Wolfgang Vockel, den sie sehr schätze und der "für die Stadt sehr viel geleistet hat".