
Die Gräuel des 30-jährigen Krieges (1618-1648) hatten sich tief und lange in das Gedächtnis der nachfolgenden Generationen durch Überlieferungen eingeprägt. Dr. Elmar Weiß weist in seinem Buch „Wenkheim – Ein fränkisches Dorf im Laufe seiner Geschichte“ darauf hin, dass obwohl die das Dorf Wenkheim betreffenden Akten sehr lückenhaft sind, die wenigen Belege ausreichen, um sich eine Vorstellung von dem zu machen, was sich dort abgespielt hat. Erst die Schrecken des 1. und 2. Weltkrieges haben dieses Wissen verblassen lassen. Der zunächst als Religionskrieg begonnene und später zu einem Machtringen mehrerer europäischer Großmächte ausgeweitete Krieg, hatte dauernde Übergriffe, Brandschatzungen, Mord und Totschlag, verbunden mit Krankheiten, Seuchen und Hungersnöten zur Folge, die sich bis ins Welzbachtal auswirkten.
Zahlreiche Truppendurchzüge
Anfang der zwanziger Jahre des 17. Jahrhunderts gab es zahlreiche Truppendurchzüge zunächst von spanischen und fränkischen Soldaten, Plünderungen waren an der Tagesordnung. Gesuche über Schadensersatz bei der evangelischen Herrschaft in Wertheim blieben erfolglos oder verschlechterten sogar die ohnehin missliche Lage. Erschwerend kam in Wenkheim hinzu, dass die Ortsrechte zwischen der Löwensteinischen Herrschaft in Wertheim und den Fürstbischöfen in Würzburg nicht eindeutig geklärt waren. Mehrheitlich waren die Wenkheimer evangelisch, die Katholiken in der Minderheit aber mit zahlreichen kirchlichen Besitzungen ausgestattet.
Als Ende 1631 die protestantischen Schweden unter König Gustav II. Adolf in den Krieg eingetreten waren, schöpften die evangelischen Einwohner Hoffnung. Doch zunächst kam es anders. Die Schweden besetzten zwar Würzburg, doch gleichzeitig zog die kaiserliche katholische Armee, angeführt von ihrem Feldherrn Tilly ins Taubertal. Truppen waren auch in Wenkheim und Brunntal einquartiert. In den alten Schriften steht, dass vier Regimenter des Grafen Piccolomini großen Schaden auch auf den Feldern angerichtet hätten.
Durch Pest dezimiert
Glücklicherweise trafen die Truppen nicht direkt aufeinander. Die überlegenen Schweden wussten nicht, dass die kaiserlichen Truppen durch Pest und andere Krankheiten inzwischen sehr dezimiert waren. Tilly zog sich mit seinen Truppen aufgrund seiner erkannten Schwäche von selbst nach Bayern Richtung Rothenburg o.T. zurück.
Nach einem vorliegenden Aktenstück berichtet Dr. Elmar Weiss im Wenkheimer Buch, hätten die nach Wenkheim nachrückenden Schweden dort übel gehaust, dabei ist auch ein Teil des Dorfes gebrandschatzt worden. Es wird weiterhin berichtet, dass die Schweden sich auch später übel aufgeführt haben sollen. Das geringste Übel war noch, dass sie sich im Pfarrhaus am Pfarrwein gütlich taten. Das Pfarrhaus war in einem erbärmlichen Zustand. Ein jüdischer Mitbürger von Wenkheim ist von schwedischen „Baggageknechten“ bei Tauberbischofsheim niedergestochen worden.
Wachsende Brutalität
Die schwedische Phase des Krieges ist weiterhin gekennzeichnet durch eine wachsende Brutalität der Soldateska, dazu gehörten auch die mit den Schweden verbündeten deutschen Truppen. Auf die jeweilige Konfession sei dabei keine Rücksicht genommen worden. In einem Bericht von Friedrich Appel vom Juli 1632 steht, dass die Soldaten täglich ziemlich übel hausen, Vieh wegtreiben, die Leute schlagen, alles Brauchbare wegschleppen, Fenster und Tische zerhacken.
Die Schweden haben 1631 auf der Anhöhe nach Neubrunn ihr Lager im Gewann errichtet. 1634 sind sie dann wieder abgezogen. Die Wenkheimer erlebten danach noch weitere Truppendurchzüge und Einquartierungen. Selbst nach dem Westfälischen Frieden 1648 hatte dies kein Ende. Noch 1673 durchzog der französische General Turrenne die Gegend und beschoss das Wenkheimer Schloss, das danach niederbrannte.
Nach der Auflösung des Schwedenlagers Richtung Neubrunn gingen die Wenkheimer Bauern wieder dazu über, die dortigen Felder zu pflügen. Dabei kam jede Menge Unrat, unter anderem Hufeisen oder Teile davon, zum Vorschein. Manches Hufeisen wurde mit nach Hause genommen und aufbewahrt. Als nach der Flurbereinigung 1959 die Bewirtschaftungsflächen größer wurden und Schlepper mit Pflügen ausgestattet waren, die tiefer in den Boden gingen, traten überraschend wieder vermehrt Hufeisen und andere Kriegswerkzeuge zu Tage. Der Hufschmied Gerhard Fertig, Jahrgang 1925 hat einen Teil davon in seiner Werkstatt aufgehängt und sogar beschriftet.
