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DISTELHAUSEN/WÜRZBURG
AfD: Brauerei lädt Björn Höcke aus
Björn Höcke
Foto: Z1020/_Martin Schutt (dpa-Zentralbild)
Benjamin Stahl
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:54 Uhr

Immer wieder hat die AfD Probleme, Veranstaltungsorte für Parteitage oder Wahlkampfveranstaltungen zu finden. Nun sagte die Distelhäuser Brauerei der Partei die für den 19. Februar schon gebuchte „Alte Füllerei“ wieder ab.

Mitten in der heißen Phase des Wahlkampfes in Baden-Württemberg hätte in der Gaststätte in Distelhausen (Main-Tauber-Kreis) der umstrittene thüringische AfD-Chef Björn Höcke auftreten sollen.

„Wir sind politisch neutral“, betont Brauerei-Geschäftsführer Achim Kalweit im Gespräch mit der Redaktion. Schon mehrfach fanden in der „Alten Füllerei“ Veranstaltungen verschiedener Parteien statt – auch die AfD war bereits Gast: Im April 2014 sprach dort der damalige Europakandidat Joachim Starbatty. Allerdings fürchtete man im aktuellen Fall um die eigene Reputation, so Kalweit, zumal man „gerade wegen der Person Björn Höcke“ mit Demonstrationen rechnen müsse, die den normalen Geschäftsbetrieb stören würden. Beides seien laut den AGBs der Brauerei Gründe, von dem bestehenden Vertrag zurückzutreten.

Dennoch spricht man beim AfD-Kreisverband Main-Tauber von einer „vertragswidrigen Kündigung“. Das sagte jedenfalls der unterfränkische AfD-Bezirkschef Gottfried Walter der Redaktion. Eine direkte Stellungnahme von der AfD im Main-Tauber-Kreis zu bekommen, gestaltet sich schwierig. Auf Nachfrage informierte die AfD-Kreisvorsitzende und Landtagskandidatin Christina Baum über einen Beschluss, wonach „wir zukünftig der Presse nur unter der Bedingung Auskunft erteilen, dass uns der Artikel zur Autorisierung vorgelegt wird.“ Ohne ein „ausdrückliches Okay zur Veröffentlichung“ werde es keine Stellungnahme mehr geben. Gleichzeitig wirft Baum auf Facebook der Geschäftsleitung der Brauerei allerdings vor, „nicht verstanden zu haben, was Demokratie bedeutet“.

Kalweit ärgert sich unterdessen aus einem anderen Grund über die AfD: Er wirft ihr vor, „nicht mit offenen Karten gespielt“ zu haben. „Normalerweise“, weiß er, „sagen Parteien bei der Reservierung, dass sie Parteien sind.“ Für den 19. Februar habe aber „eine Privatperson“ reserviert – ohne die Verbindung zur AfD zu erwähnen. „Für uns war nicht ersichtlich, um was für eine Veranstaltung es sich handelt“, so Kalweit.

„Mit klarem Hinweis auf die AfD“

Dass die AfD inkognito bleibt, wenn sie Lokalitäten für Veranstaltungen reserviert, scheint schon mehrfach vorgekommen zu sein. Bekannt wurde etwa ein Fall von Ende 2015, als die AfD im Landkreis Karlsruhe versucht haben soll, als Anglerverein getarnt für eine Veranstaltung eine Pizzeria anzumieten. Als der mutmaßliche Versuch aufflog, wurde die Reservierung storniert.

Damals wie heute dementiert die Partei einen Täuschungsvorsatz. Baum schreibt öffentlich via Facebook an die Distelhäuser Brauerei: „Ich bedauere, dass der Anmieter Ihnen nicht von vorneherein gesagt hatte, dass es die AfD ist, die in Ihren Räumen eine Veranstaltung durchführen wollte. Doch er ging davon aus, dass dies keine Rolle spielen würde, wie er mir sagte, da wir schon einmal zu Gast bei Ihnen waren.“

Gottfried Walter erklärt unterdessen, dass in Bayern der jeweilige Kreisverband Räume für Parteiveranstaltungen organisiert – nach seiner Kenntnis „immer mit dem klaren Hinweis“ darauf, dass es sich um AfD-Veranstaltungen handelt. Im Fall Distelhausen blieb der Hinweis seitens der Partei aus und kam von der Initiative „Mergentheim gegen Rechts“. In einer E-Mail, die der Redaktion vorliegt, informiert die Gruppierung Parteien, Verbände und Vereine aus dem Main-Tauber-Kreis über den geplanten Höcke-Besuch in Distelhausen sowie über eine weitere AfD-Veranstaltung mit Parteivize Alexander Gauland am 4. März in Wertheim.

Der Gauland-Besuch wird wie geplant in der „Aula Alte Steige“ stattfinden, die der Stadt gehört. „Die Stadtverwaltung hat keine rechtliche Handhabe, die geplante Veranstaltung der AfD zu unterbinden“, erklärt Stadtsprecherin Angela Steffan.

In der erwähnten E-Mail kündigt „Mergentheim gegen Rechts“ für den Tag Proteste in Wertheim an. Und auch während des Besuchs von Björn Höcke im Main-Tauber-Kreis soll demonstriert werden. Die Veranstaltung mit dem Rechtsaußen der AfD soll trotz allem stattfinden: Die Partei soll in Lauda bereits eine Alternative zur „Alten Füllerei“ gefunden haben.

 
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    Heute noch ein Sixpack aus Distelhausen kaufen. Ich heut in BW Franken unterwegs. Den rechten Dumpfbacken muß die bürgerliche Basis entzogen werden. Nur so gehts. Ich hoffe das hilft. Habe leider in meinem Umfeld auch FDP-Leute die das plumpe AfD Geschwätz nachäffen. Nun gut, deren geistiger Horizont bewegt sich auch auf AfD Niveau.
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    ... was du sagst" ... damit meine ich die beiden Protagonisten... "Aber"... Distelhäuser trink ich weiterhin. Aber mein Spruch ist: Am liebsten trink ich Freibier, da kannst auch mal zwei trinken. Oder "auf Griechenland" bezogen, aus einem Fass ohne Boden. Und wen der Braureichef einlädt und dann wieder auslädt, ist mir so was von wurscht. Es ist und bleibt ein "gute" PR-Aktion, wie man lesen kann und ausgeglichen: links, rechts und die goldene Mitte.
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  • P. K.
    Wir sind uns ja fast einig.
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  • P. K.
    werde ich mir Morgen einen Kasten Distelhäuser kaufen und eine antifaschistische Halbe trinken.

    Prost
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  • A. F.
    Sollen doch "Höckilein & Co" auf Fakaofo ihren Senf ablassen.

    Da hören ihn die allerwenigsten ...
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  • B. S.
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