
Sie kann schreiben, sie kann unterhalten, sie kann – so ganz nebenbei – ihre jungen Leserinnen und Leser auch zum Nachdenken bringen, die Sach- und Jugendbuchautorin Suza Kolb, die auf Einladung der Mediothek nach Tauberbischofsheim gekommen war. Angelika Benz und Yvette Driessen freuten sich, nach so langer Zeit wieder eine Lesung für Schülerinnen und Schüler anbieten zu können. Die Kinder der zweiten Klassen der Grundschulen in Impfingen und (eine Stunde später) der Christian-Morgenstern-Schule waren ganz begeistert, eine echte Schriftstellerin zu erleben, auch wenn nicht alle ihre Bücher kannten. Aber das wird sich nach diesem Vormittag ganz gewiss ändern und Mediothek und Buchhandel werden wohl ihre Schwierigkeiten haben, den Wünschen von über 60 Lesewilligen nachzukommen. Einige fanden es sowieso doof, dass sie noch einen Tag warten mussten, bis sie ein „Haferhorde“-Buch mit nach Hause nehmen konnten.
Mit Windpocken in Quarantäne
So hieß es also erst einmal der Autorin zuhören, die mit „Pony bei Fische“ den mittlerweile 18. Band ihrer Reihe „Haferhorde“ mitgebracht hatte, mit den Abenteuern der Ponys Schoko, Toni und Keks. Bei denen hätte es eigentlich ein ganz normaler Tag werden sollen, wenn nicht Frau Blümlein und Greta die Windpocken bekommen und in Quarantäne gemusst hätten („also, was Quarantäne ist, das wisst ja bestimmt alle“) und zu allem Überfluss wurde die Gutsherrin Tante Rosinchen noch von einem Hexenschuss überfallen. Wohin also mit der Rasselbande, wenn kein Zweibeiner da war, um nach ihnen zu sehen? Auf die Insel von Leuchtturmwärter Sönke, das war die rettende Idee. Da war's auch richtig schön, doch am nächsten Morgen gab's eine böse Überraschung. Zwei dunkle Gestalten hatten in der Nacht ihren ganzen Müll am Strand abgeladen und auch im Meer fand sich jede Menge Unrat. So konnten die Freunde sogar zum Retter eines Kormorans werden, der sich in den Resten eines Fischernetzes verheddert hatte.
Wie schlimm das überhaupt mit all dem umweltschädlichen Müll ist und wie lange es dauert, bis er sich ganz zersetzt hat, machte Suza Kolb den Kindern an einem Plakat des Naturschutzbunds Deutschland deutlich, wo zu lesen ist, wie viele Jahrhunderte es dauert, bis davon nichts mehr übrig ist.
Kinder hatten viele Fragen
So ganz ruhig war das junge Publikum auch bei der Lesung nicht gewesen, hatte es dabei doch eine Menge zum Lachen, Staunen und Gruseln gegeben, aber schließlich waren die Kinder dran mit Reden, Fragen und selbst Erzählen. So mancher konnte seine Frage gar nicht schnell genug loswerden: Wo wohnst du? Wie alt bist du? Hast du auch Kinder? Wie lange schreibst du an einem Buch? Wie viel Geld kriegst du dafür? Wie fallen dir die Geschichten ein? Zu der aktuellen Geschichte war ihr die Idee bei einem Spaziergang im November an der Nordsee gekommen, so die Autorin, wo der Strand übersät war mit Abfall aller Art. Und sonst? Sie liebt nicht nur Pferde (sie hat selber eins) und Ponys, sie kennt sich auch gut mit ihrem Verhalten und ihrer Körpersprache aus.
Schließlich lässt sie bei der „Haferhorde“ ihre Helden ja auch selber „sprechen“. Mit den Ohren, dem Schweif und den Nüstern – mit all dem machen sich Pferde und Ponys verständlich, zeigen sie, wie es ihnen geht. Und das konnten die kleinen Leseratten auch auf einem Bild rausfinden, auf dem die „Launen“ der Tiere zu sehen waren. Auch Menschen haben ihre Körpersprache – und da kamen aus dem Publikum gleich die Antworten, als die Autorin sich „traurig“ „fröhlich“ oder „nachdenklich“ zeigte.
Ein paar Zeilen auf Holländisch
Am Schluss gab es noch ein „Bonbon“. Suza Kolb ist mit ihrer Reihe „Haferhorde“ so erfolgreich, dass sie in viele Sprachen übersetzt wurde, unter anderem auch ins Holländische. Yvette Driessen, die aus den Niederlanden stammt, las daraus einige Zeilen und brachte damit so manches Kind zum Kichern, weil für sie das Holländische so lustig klang.
Ein gelungener Vormittag, von dem die Kinder begeistert waren und bestimmt lange noch gerne an diese besondere Stunde zurückdenken. Ja, Suza Kolb kann eben schreiben, unterhalten und – so ganz nebenbei – auch zum Nachdenken anregen.