
Karl Herrmann, ein Wenkheimer „Urgestein“, feierte bei entsprechend guter Gesundheit seinen 90. Geburtstag. Er kann auf ein interessantes und arbeitsreiches Leben zurückblicken. Aufgewachsen ist er in einem landwirtschaftlichen Betrieb mit drei Geschwistern, von denen ein Bruder frühzeitig verstarb.
Als Kind erlebte er 1940 im Alter von sechs Jahren den Abtransport der Wenkheimer Juden nach Gurs in Südfrankreich. Er konnte dabei von unschönen Szenen berichten, wobei er am Synagogenvorplatz Zeuge war. Am Kriegsende 1945, er war gerade elf Jahre alt, ist ihm der Einmarsch der Amerikaner und der Rückzug der Deutschen Wehrmacht in guter Erinnerung. Vor seinem Wohnhaus in der Lochstraße wurde eine Gruppe deutscher Soldaten mit Pferden zusammengeschossen. Er erlebte, wie seine Mutter den Mut hatte, einen ukrainischen „Hiwi“ in Wehrmachtsuniform zu verstecken, der später in Wenkheim heiratete und dort über 90 Jahre alt wurde.
Nach der Schulzeit erlernte Ernst Herrmann den Beruf eines Küfers, den er nur kurzzeitig ausübte. Er schulte danach um auf Dachdecker. Nach zehnjähriger Tätigkeit und einem Unfall wechselte er zur Schulmöbelfabrik nach Tauberbischofsheim, wo er bis zum Erreichen des Rentenalters arbeitete.
69 Jahre war er mit seiner Frau Ingeburg verheiratet. Drei Kinder und fünf Enkel kamen zur Welt. Inzwischen sind acht Urenkel dazu gekommen. Einkäufe und Haushalt erledigt der Jubilar noch selbst. Die Tageszeitung wird aufmerksam gelesen. Besonders freut er sich auf den ersten Mittwoch jeden Monats, da besucht er dann regelmäßig den „Altherrenstammtisch“ im Schützenhaus.
Bürgermeister Georg Wyrwoll und Ortsvorsteher Emil Baunach überbrachten die Glückwünsche der Gemeinde- und Ortsverwaltung, verbunden mit den besten Wünschen für den weiteren Lebensweg. Die Urkunde des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann wurde verlesen und der Geschenkkorb der Gemeinde Werbach dem Geburtstagskind übergeben.