
Markus Rügamer: Der Wildpark wurde 1974 in dem Bewusstsein gegründet, dass man durch die Kurgäste ein erweitertes Einzugsgebiet hat und der Bedarf da ist. Zwar hatte er zwischenzeitlich auch Züge eines Erlebnis- oder Vergnügungsparks, vor allem in der Zeit als er zu Geiselwind gehörte, aber von Anfang an hat man vieles anders gemacht als andere Zoos. Wir hatten von Beginn an 'Riesengehege' zur Verfügung. Der Platz, der uns zwischen Bundesstraße und Wald zur Verfügung steht, ist so groß, den werden wir in meiner Amtszeit nicht vollbekommen. Zentral ist für uns vor allen Dingen, dass wir versuchen, die Lebensräume der Tiere so naturnah wie möglich zu gestalten und wir setzen auf heimische, europäische, eher tagaktive Tiere.
Rügamer: Ich glaube, der Erfolg steht und fällt mit unseren Mitarbeitenden. Und da haben wir ein großartiges Team zusammen, wahnsinnig tolle Menschen, die alle Bock haben und die Begeisterung für den Wildpark teilen.

Christian Klug: Ja, die Nähe der Natur spürt man auch in der Bauweise. Möglichst zaunfrei, und wenn, dann haben wir uns gegen Draht- oder Lattenzäune entschieden und die Rundholzbauweise für Gebäude und Abgrenzungen aufgegriffen. Holz ist langlebig und passt einfach viel besser zu uns. Nicht zuletzt bieten wir Kindern und Familien ganz viele Aktivitätsmöglichkeiten an – zwischen den Gehegen sind Stationen vorhanden, sodass die Kinder immer wieder etwas entdecken können. Ein Projekt, auf das wir besonders stolz sind, ist die Koboldburg, die eine lange Verweildauer hat und den Eltern Gelegenheit zum Verschnaufen gibt (lacht). Die Burg ist unseres Wissens außerdem der einzige Spielplatz, auf dem man übernachten kann. Wir sehen uns neben der Unterhaltung, die das alles hier bietet, auch als Bildungseinrichtung – versteckt informieren wir im gesamten Park über Natur und Tiere, und ebenfalls Handwerkstätigkeiten. Kinder finden es interessant, das 'Erwachsenenleben' nachzuspielen.

Rügamer: Die großen Tiere 'ziehen', wie Bären oder Wölfe natürlich, die auf viele Menschen mystisch wirken. Wir beherbergen hier das mit 30 Tieren größte in Europa lebende Rudel – dessen Wolfsheulen man teilweise, wenn das Laub an den Bäumen fehlt, bis in die Innenstadt von Bad Mergentheim hören kann. Außer dass wir das Futter bringen, lebt das Rudel autark. Wir bieten an, im Wolfswagen ganz nah bei den Wölfen zu übernachten, diese Möglichkeiten sind allerdings über ein Jahr im Vorfeld ausgebucht. Die Warteliste nach der Ausschreibung im August ist immer lang. Doch auch das Interesse an Ziegen oder Damhirschen ist groß, da man dort sehr nah hin kann – und die Fütterungsrunde, die keine Show ist, sondern unabhängig vom Publikum täglich durchgeführt wird, wird sehr gut angenommen.
Rügamer: Die Nachfrage nach unseren Angeboten – vor allem durch Gruppen und Firmen – ist groß, deshalb wollen wir zum einen weitere Übernachtungsmöglichkeiten schaffen und unsere Gastronomie stark ausbauen, die unabhängig vom Wildpark-Besuch genutzt werden kann. Eine weitere Thematik, die wir noch mehr in den Vordergrund stellen wollen, sind die "Haustiere der Welt".
Klug: Und darüber hinaus stehen natürlich durchweg Sanierungen älterer Gehege und Bereiche an.
Wildpark Bad Mergentheim
