Das 20. Musikfest auf Schloss Weikersheim stellte die noch immer lebendige Musikwelt Frankreichs der vergangenen vier Jahrhunderte in den Mittelpunkt von sechs Vorkonzerten und dem abschließenden Festkonzert. Rund 1400 Besucher strömten in diesem Jahr zum Höhepunkt des Hohenloher Kultursommers und bummelten in der Pause über den Handwerkermarkt auf dem Marktplatz und vor dem Schloss.
Nieselregen im Gepäck
Ein dicker Wermutstropfen war der Nieselregen, den die Musik „passend“ aus Frankreich im Gepäck hatte und den sie pünktlich zum Auftakt des vielfältigen und niveauvollen Programms ins Spiel brachte. Trotz einzelner Windböen, die das feuchte Nass auf die überdachte Konzertbühne wehten, ließ sich Dirigent Juri Gilbo mit seiner Russischen Kammerphilharmonie St. Petersburg nicht vertreiben.
Mit dem Geiger und Konzertmeister Vadim Tsibulevsky und der jungen deutschen Sopranistin Nora Friedrichs brillierte das Orchester mit einem reichhaltigen Programm mit Highlights der Opern- und Operettenwelt aus vorgesehenen Werken von Alexander Glasunow, Georges Bizet, Jules Massenet, Gabriel Fauré, Giacomo Puccini, Jacques Offenbach und Charles Gounod.
Doch nach einer Dreiviertelstunde musste das Orchester schon wegen der kostbaren Holzinstrumente unter starkem Beifall und Bravorufen der in Regencapes gehüllten Zuhörer das Konzert abbrechen. Der Niederschlag erreichte just mit dem dennoch in den Himmel geschossenen Feuerwerks seinen Höhepunkt.
Sechs niveauvolle Vorkonzerte
Das Hamburger Ensemble Obligat mit der Flötistin Imme-Jeanne Klett, Gabriele Steinfeld (Violine), Charles-Antoine Duflot (Violoncello) und Anke Dennert (Cembalo) spielte in der evangelischen Stadtkirche unter anderem zwei von Georg Philipp Telemanns selten aufgeführten Pariser Quartetten für Flöte, Violine, Cello und Cembalo.
Im Gärtnerhaus fand das Parnassus-Trio mit Julia Galic (Violine), Michael Groß (Violoncello) und Johann Blanchard (Klavier) mit ganz besonderen Ausgrabungen selten gespielter Werke von Cécile Chaminade (1875–1944) und von Edouard Lalo (1823–1892) höchste Aufmerksamkeit.
Im Rittersaal präsentierte das Concilium musicem Wien mit Leiter und Geiger Christoph Angerer, Robert Pinkl (Traversflöte), Milan Nikolic (Violine), Amarilio Ramalho (Viola), Ute Groh (Cello und Viola da Ganba), Benedikt Ziervogel (Kontrabass) und Peter Frisée (Cembalo) u.a. das Entrée aus Rameaus letzter Oper„Les Boréades“ und den dritten Satz aus der Sinfonie Nr. 85 B-Dur von Joseph Haydn. Die Sopranistin Heidi Manser gefiel besonders mit der Arie der Pamina aus Mozarts „Die Zauberflöte“.
Höchst selten bekommt man hierzulande traditionelle Musik der Bretagne geboten. Die Band „An Erminig“ wusste in der linken Orangerie mit selbst komponierten Songs die subtile Melancholie der bretonischen Kultur und das Lebensgefühl der Bretonen zu vermitteln wussten.
In der Schlosskapelle fanden sich die Liebhaber französischer Chansons bei der Sängerin und Schauspielerin Asita Djavdi ein. Mit rauchiger Stimme sang sie von Paris, von der Liebe, vom Traurigsein, vom Alleinsein und allen Höhen und Tiefen im Leben.
Delikates im Orangerieflügel
Delikat ging es im rechten Orangerieflügel zu, wo Katja Schild aus Briefen zu Zeiten Louis XIV und Louis XV rezitierte, und Franziska Finckh, Sabine Kreutzberger, Barbara Pfeifer und Adina Scheyhing (alle Gamben), Andrea C. Bauer (Theorbe) und Carsten Lorenz (Cembalo) mit für Versailles komponierten Musikstücken musikalisch die Atmosphäre am französischen Königshof ins Hohenloher Versailles verlegten.