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Lauda-Königshofen
15 neue Schulabschlüsse in der "Luzia Academy"
Jürgen-Schmitt, Vorsitzender des Taubertäler Hilfsgemeinschaft e.V., im Jahr 2017 als Lehrer in einer Schulklasse der 'Luzia Academy' auf Haiti.
Foto: Repros: Matthias Ernst | Jürgen-Schmitt, Vorsitzender des Taubertäler Hilfsgemeinschaft e.V., im Jahr 2017 als Lehrer in einer Schulklasse der "Luzia Academy" auf Haiti.
Matthias Ernst
 |  aktualisiert: 18.12.2020 02:14 Uhr

Bereits seit dem verheerenden Erdbeben im Januar 2010 engagiert sich die "Taubertäler Hilfsgemeinschaft e.V." für dort lebende Menschen und im Speziellen für ein örtliches Schulprojekt. Nun konnte der Vorsitzende Jürgen Schmitt eine kleine Erfolgsmeldung verkünden. Angel Lea hat zusammen mit 15 weiteren Jugendlichen ihren Schulabschluss geschafft.

Ihre Eltern  hätten sich vor zehn Jahren wohl kaum vorstellen können, dass ihre Tochter eines Tages einen Schulabschluss bestehen würde. Das Land lag nach dem verheerenden Erdbeben in Trümmern. Not, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit hingen wie ein schwerer Schleier über dem bitterarmen Land, der Kampf ums Überleben beherrschte den Alltag.

Angel Lea hat ihr "Brévet", vergleichbar mit dem deutschen Hauptschulabschluss, mit gutem Erfolg bestanden. "Vor rund zehn Jahren durfte sie bereits wenige Wochen nach dem Erdbeben wieder in einen Kindergarten gehen", berichtet Schmitt. Es war zwar nur eine einfache Baracke aus Holzgerüst und Wellblechdach und dennoch nicht selbstverständlich in einem Land, in dem tausende Minderjährige als Straßenkinder oder Kindersklaven ihr Leben fristen müssen. Mit sechs Jahren wurde Lea dann eingeschult, die provisorische Baracke war schon erweitert und konnte neben den Kindergartenkindern auch Schulkinder aufnehmen. Aber immer noch war die Schule nichts anderes als eine bessere Wellblechkonstruktion.

Große Summe wurde in das Projekt investiert

"Die Geschichte von Angel Lea ist auch symbolisch für die Erfolgsgeschichte der humanitären Arbeit der Taubertäler Hilfsgemeinschaft in Haiti", freut sich Jürgen Schmitt, Vorsitzender des humanitären Hilfsvereins aus Lauda-Königshofen. Aus dem Wellblechbau hat sich seither eine stattliche Schule mit mehreren Gebäuden entwickelt. Benannt ist sie nach Luzia Schmitt, die kurz nach dem Erdbeben auf abenteuerlichen Wegen nach Haiti reiste, um dort ehrenamtlich für eine Hilfsorganisation zu arbeiten. In der Begegnung mit den Menschen vor Ort in einem Armenviertel von Carrefour, einem Vorort von Haitis Hauptstadt Port-au-Prince, liegen die Wurzeln des Schulprojektes.

"Wir haben in den letzten zehn Jahren weit mehr als eine halbe Million Euro in den Bau und die Instandhaltung der Schulgebäude investiert", erläutern sie. Die Schule verfüge mit einer leistungsfähigen Fotovoltaikanlage über eine zuverlässige Stromversorgung. Eine Filteranlage aus Deutschland sorge für trinkbares Wasser aus der schuleigenen Regenwasserzisterne. Auch der laufende Unterrichtsbetrieb erfordere permanent erhebliche Investitionen. "Bücher, Schulmaterial, die tägliche Schulspeisung als auch das bescheidene Salär für die Lehrkräfte schlagen erheblich zu Buche", zählt er auf.

Bangen und Hoffen in Entwicklungsländern

Jürgen Schmitt mit einem kleinen Kind, das in der Krankenstation der Taubertäler Hilfsgemeinschaft auf Haiti erfolgreich behandelt wurde.
Foto: Repros: Matthias Ernst | Jürgen Schmitt mit einem kleinen Kind, das in der Krankenstation der Taubertäler Hilfsgemeinschaft auf Haiti erfolgreich behandelt wurde.

Doch im Frühjahr dieses Jahres war das ganze Schulprojekt gefährdet, denn die weltweite Corona-Pandemie ließ gerade auch in Entwicklungsländern das Schlimmste befürchten. "Unsere Schule in Carrefour musste, wie alle Schulen in Haiti, für mehrere Wochen geschlossen werden.

Das Schuljahr war eigentlich für die Schüler verloren. Online-Unterricht als Alternative scheitert schon an der nicht vorhandenen Stromversorgung in den oft armseligen Behausungen, einen Computer besitzt da niemand", erklärt Jürgen Schmitt.

Wider Erwarten hätten sich die ganz schlimmen Befürchtungen jedoch nicht bewahrheitet. Im August sei der Schulbetrieb nach großflächigen Desinfektions- und zusätzlichen Hygienemaßnahmen wieder aufgenommen worden. "Bisher wurde kein Covidfall in der Schule und im Umfeld bekannt".

Coronakrise bringt neue Herausforderungen

"Leider mussten wir auch unsere ambulante Krankenstation Corona bedingt über mehrere Wochen schließen, da weder für Ärzte noch für Patienten Schutzausrüstung beschaffbar war und sich so die Krankenstation zum Hotspot entwickeln hätte können", bedauert Schmitt. Seit Juli läuft sie wieder im Normalbetrieb. Arzt, Krankenschwester und Betriebskosten werden von dem Hilfsverein finanziert. "Die Finanzierung von Schule und Krankenstation ist eine überaus große Herausforderung für unseren kleinen Verein. Sie ist durch die Coronakrise noch schwieriger geworden. Wir sind daher weiterhin auf großzügige Spenden angewiesen", so Jürgen Schmitt.

Luzia Schmitt beim Unterricht in der "Luzia-Academy" mit Mädchen der Abschlussklassen im Jahr 2018
Foto: Repros: Matthias Ernst | Luzia Schmitt beim Unterricht in der "Luzia-Academy" mit Mädchen der Abschlussklassen im Jahr 2018

Weitere Infos sind unter www.taubertaeler-hilfsgemeinschaft.de zu finden. Spenden sind auf das Konto der Taubertäler Hilfsgemeinschaft e.V., IBAN: DE68 6735 2565 0000 050187 BIC: SOLADES1TBB bei der Sparkasse Tauberfranken möglich. Für eine Spendenbescheinigung wird gegebenenfalls die Angabe der Adresse erbeten.

 
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