Der Fußballclub Grünsfeld feiert Geburtstag – seit 100 Jahren jagen die Kicker dem runden Leder nach. Mit einem viertägigen Fest vom 12. bis 15. Juli wird das Jubiläum begangen. Die Chronik gewährt einen Blick in das wechselvolle Vereinsleben.
1919 wurde der Verein auf der Wittigbachbrücke gegründet, weil die Akteure fürchteten, aus einer Gaststätte hinausgeworfen zu werden. Anton Kleinhans übernahm den Vorsitz.
Der Anfang war schwer. „Alles stand gegen uns, sogar das eigene Elternhaus warf uns Prügel zwischen die Beine“, berichtet Hans Kögler, ein Mann der ersten Stunde, in seiner Vereinschronik. Der Gemeinderat ließ sich von Bittgesuchen nicht beeindrucken, und der Pfarrer wetterte von der Kanzel herab gegen die seiner Meinung nach unanständige Kleidung. Mit der Gründung einer DJK-Gruppe versuchte er sogar, eine Konkurrenz aufzubauen. Ohne Erfolg.
Feld so klein, dass man von einem Tor ins andere schießen konnte
Die erste Sportstätte befand sich auf der „Lai“. Das Feld war aber so klein, dass man von einem Tor ins andere schießen konnte. Der zweite Platz auf dem „Schalksberg“ erwies sich als kaum besser. Von den Gastvereinen als „Steinbruch“ verspottet, machten angrenzende Dornenhecken dem Ball oft den Garaus. Aus dem nahegelegnen Gemeindewald organisierte man Holz, aus dem zwei Tore zusammengenagelt wurden.
Die Aktion trug dem Vorsitzenden einen Strafzettel über 56 Mark oder eine Ersatzhaftstrafe von drei Wochen ein. „Da in der Vereinskasse ständig Matthäi am letzten war, blieb mir nichts anderes übrig, als die Strafe aus eigener Tasche zu zahlen, denn drei Wochen Tütenkleben erschien mir doch ein bisschen unter meiner Würde“, erinnerte Anton Kleinhans sich später.
1921 und 1922 wurden die ersten Freundschaftsspiele ausgetragen. 1921 fand das erste Sportfest auf einer gemieteten Wiese statt. Mannschaften aus Tauberbischofsheim, Lauda, Edelfingen, Kirchheim und Mergentheim nahmen teil. Die Organisation lag in den Händen von Josef Rosenbaum.
Erste Vereinssatzung gab es 1927
1927 übernahm Franz Blass die Führung des Vereins. Er war es, der die erste Satzung erarbeitete. Und er sorgte dafür, dass der Verein einen dritten Sportplatz erhielt. Für das Wiesengelände unterhalb der Riedmühle musste eine jährliche Pachtsumme von 400 Mark entrichtet werden. 1934 erwarb die Gemeinde das Gelände des Sportplatzes. Zur Neuanlage kam es aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg.
Die Wirtschaftskrise der 1930er Jahre traf auch den Fußballclub. Gemeinschaftsgeist war gefragt. „Viele, die noch in Arbeit und Brot standen, zogen ihre mittellosen Sportfreunde mit“, schildert Hans Kögler. Wer kein Fahrrad hatte, musste zu Fuß zu den Auswärtsspielen gelangen.
In den Anfangsjahren war das – meist fehlende – Geld ein drängendes Problem. Oft herrschte Ebbe in der Vereinskasse. Der selbstlose Einsatz der Mitglieder, Spenden und mit dem sportlichen Erfolg wachsende Zuschauerzahlen sicherten das finanzielle Überleben. Faschings- und Theaterveranstaltungen brachten weitere dringend benötigte Einnahmen.
Kassier versteckt sich mit der Kasse im Bett
Auch Kuriositäten finden in der Chronik Platz: Für eine Tanzveranstaltung sollte eine Schallplattenanlage installiert werden. Weil die Technik nicht funktionierte und der Kassier fürchtete, das Eintrittsgeld zurückzahlen zu müssen, flüchtete er mitsamt der Kasse nach Hause und versteckte sich mit ihr im Bett.
Im Zweiten Weltkrieg ruhte der Spielbetrieb. Von den Kameraden, die eingezogen wurden, kehrten viele nicht mehr zurück.
Am 27. März 1946 wurde der FC Grünsfeld neu gegründet. Im Gasthaus „Krone“ fand zu diesem Zweck eine extra von der Militärregierung genehmigte Spielerversammlung statt. Zum Vorsitzenden ernannten die Mitglieder den als politisch unbedenklich geltenden Wilhelm Lösch. Der FC spielte zu dieser Zeit in der A-Klasse und die Anfahrten zu den Auswärtsspielen wurden entweder per Fahrrad oder auf einem mit Holzgas angetriebenen Lkw durchgeführt.
1949 übernahm Hans Gengel die Vereinsführung, und im selben Jahr konnte dann auch die Einweihung des Sportplatzes mit einem Sportfest gefeiert werden.
Edmund Kuhn baute die Mannschaft systematisch neu auf
Nach sportlichen Höhen und Tiefen musste die Mannschaft 1954 in die B-Klasse absteigen. Erst als Edmund Kuhn, langjähriger aktiver Spieler und stellvertretender Vorsitzender, die Trainingsleitung übernahm und ein systematischer Neuaufbau der Mannschaft erfolgte, schaffte der FC im Spieljahr 1959/60, allerdings erst nach einem Entscheidungsspiel gegen Königheim, den langersehnten Aufstieg in die A-Klasse Tauberbischofsheim.
1960 beging der Verein unter seinem Vorsitzenden Georg Kögler, welcher 1958 die Vereinsführung übernommen hatte, das 40-jährige Jubiläum.
Im Spieljahr 1965/66 wurde dann die Mannschaft sogar Meister der A-Klasse und stieg, zum ersten Mal in der Geschichte des Vereins, in die 2. Amateurliga Odenwald auf. Zwei Jahre später kam allerdings wieder die Ernüchterung, denn der Abstieg aus der renommierten Spielklasse war nicht zu verhindern, und fast wäre im darauffolgenden Jahr auch noch der Abstieg aus der A-Klasse fällig gewesen. Nur durch Mobilisierung aller Kräfte konnte in einem dramatischen Endspurt der Klassenerhalt gerade noch geschafft und der Abstieg in die B-Klasse verhindert werden.
Gewaltige Expansion: Die magische Grenze von 500
In die Amtszeit von Oberlehrer Gerhard Jenisch, der von 1967 bis 1969 die Geschicke des Vereins leitete, fielen der Bau des Sportheimes und die Feier des 50-jährigen Vereinsjubiläums. Unter seinem Nachfolger Fritz Wolpert erfuhr der Verein eine gewaltige Expansion. Bedingt durch den Bau der Stadthalle und der damit zusammenhängenden Gründung anderer Abteilungen erreichte die Mitgliederzahl die magische Grenze 500.
Die seit 1967 bestehende Turnabteilung bietet auch Nicht-Fußballern die Möglichkeit, sich sportlich zu betätigen. Heute erreichen die von Sigrid Eckert betreuten Mädchen immer wieder vordere Platzierungen bei verschiedenen Turnieren. Die Ausrichtung von Gaukinderturnfesten ist der Lohn für die ausgezeichnete Arbeit.
1975 wurden die Wanderfreunde gegründet. 1980 gliederten sie sich als selbständige Abteilung dem Fußballclub an.
Die 1978 gegründete Handballabteilung bestand mehr als zehn Jahre. In dieser Zeit wurden freundschaftliche Kontakte zum Bundesligisten TV Großwallstadt und Spielern wie Kurt Klühspieß und Siggi Roch geknüpft.
Unter dem „Becker-Boom“ wurde 1983 eine Tennisabteilung gegründet
Der „Becker-Boom“ brachte es mit sich, dass 1983 eine Tennisabteilung gegründet wurde. Unter großen finanziellen Opfern gelang es, mehrere Sandplätze und ein Sportheim zu errichten. Heute ist der Tennisclub ein eigenständiger Verein.
Jüngste Ausgliederung des Sportvereins sind die Kickboxer. Seit 2014 firmieren sie als eigenständiger Verein unter dem Namen „Kickboxen Fight Club Grünsfeld“.
Unter Fritz Wolpert und seinem Nachfolger Hans Lindenthal setzte der Fußballverein auch neue gesellschaftliche Akzente. Waren in den Nachkriegsjahren Theaterabende und Tanzveranstaltungen fester Bestandteil des Vereinsgeschehens, so gaben in den 1970er- und 1980er-Jahren Deutsche, Europa- und Weltmeister verschiedenster Disziplinen bei den Sportabenden ein Stelldichein. Kunstturner Eberhard Gienger, die Hochspringer Carlo Thränhardt und Dietmar Mögenburg oder Boxer René Weller waren glanzvolle Höhepunkte dieser Veranstaltungen.
Platz entsprach nicht mehr den Anforderungen des Verbandes
Der sportliche Erfolg des Fußballclubs war weiterhin wechselhaft. Drei Spielzeiten blieb die Mannschaft in der A-Klasse, bis in der Saison 1970/71 der Wiederaufstieg in die 2. Amateurliga Odenwald gelang. Als frischgebackener A-Klasse-Meister musste die Mannschaft jedoch im darauffolgenden Spieljahr 1971/72 ihre Heimspiele auf dem Sportplatz in Gerlachsheim austragen.
Grund dafür war die Grundsanierung des eigenen Sportgeländes, da der Platz mit seinen Abmessungen von 87,5 mal 60 Metern nicht mehr den Anforderungen des Verbandes entsprach. Schon allein aus diesem Grund war es nicht verwunderlich, dass die Mannschaft nach einem Jahr erneut absteigen musste. Im folgenden Jahr wurde der Spielbetrieb komplett auf dem Gelände des SV Zimmern abgewickelt.
1973 war der neue, 105 mal 65 Meter große und 123.000 Mark teure Platz fertig. Mit einem dreitägigen Sportfest wurde er seiner Bestimmung übergeben. Überschattet wurde es von einem tragischen Unglück. A-Jugend-Spieler Klaus Ulzhöfer starb an den Folgen eines Verkehrsunfalles.
Der neue Platz wurde arg in Mitleidenschaft gezogen
Weil kein Ausweich- oder Trainingsplatz zur Verfügung stand, wurde der neue Platz arg in Mitleidenschaft gezogen. Der Ruf nach einem ordentlichen Trainingsgelände wurde immer lauter. 1977 war es dann soweit. Der Rotgranplatz konnte übergeben werden. Zum 60-jährigen Vereinsjubiläum im Jahre 1979 wurde das Sportheim erweitert und modernisiert.
Zwischenzeitlich gab es auch sportlichen Erfolg zu vermelden, denn mit der wiederholten Meisterschaft in der A-Klasse 1974/75 sicherte man sich zum insgesamt dritten Mal in der Vereinsgeschichte die Teilnahmeberechtigung an der 2. Amateurliga Odenwald.
1978 musste die erste Mannschaft des FC Grünsfeld dann erneut in den sauren Apfel beißen und die Spielklasse nach unten verlassen. In den folgenden Spielzeiten behauptete man sich mit mehr oder weniger großem Erfolg in der Bezirksliga Tauberbischofsheim. Neben dem zweiten Platz im Kreispokal 1985/86 sprang auf dem Platz in den folgenden Jahren nur wenig Zählbares heraus.
In der Zwischenzeit wurde mit dem Ausbau des Trainingsplatzes begonnen, welcher als Kunstrasen gestaltet und im Jahr 1985 nach nur achtwöchiger Bauzeit fertiggestellt und in Betrieb genommen wurde.
Ein großes Geschenk zum 90. Geburtstag
Nach den Veränderungen an den Sportplätzen wurde 1989 schließlich auch das Sportheim erweitert und rechtzeitig zum 70-jährigen Jubiläum des Vereins vollendet. 1990 löste Erich Wolfstädter Hans Lindentahl als Vorsitzenden ab. Seit 2002 steht Lothar Derr an der Spitze des Vereins. Zum 90. Geburtstag des Fußballclubs gab es ein großes Geschenk: Der Kunstrasen wurde für rund 320 000 Euro erneuert und beim Jubiläum feierlich eingeweiht.
Nach weiteren Jahren in der Bezirksliga verpasste man 1993/94 nur aufgrund des schlechteren Torverhältnisses den großen Wurf und damit den Aufstieg in die nächsthöhere Spielklasse. Dies sollte dann im darauffolgenden Jahr besser gemacht werden und man stürmte als Meister der Bezirksliga-Saison 1994/95 in die Landesliga Nordbaden. In der Landesliga-Saison 1997/98 erreichte man einen hervorragenden zweiten Platz und wurde Vizemeister. Die Folgejahre waren von einem steten Auf und Ab gekennzeichnet: 2002 Abstieg in die Bezirksliga, 2005 Aufstieg in die Landesliga, 2011 erneuter Abstieg.
Den Höhepunkt der neueren Vereinsgeschichte brachte die Saison 2016/17. Der FC Grünsfeld holte das Triple: Beide Seniorenmannschaften wurden Meister in ihren Klassen und stiegen auf, die erste Mannschaft holte zudem den Kreispokal.
Vier Tage Festprogramm
Das viertägige Festprogramm wartet mit zahlreichen Höhepunkten auf. Ein besonderer fußballerischer Leckerbissen ist am Samstag, 13. Juli, um 15 Uhr das Einlagespiel der Würzburger Kickers gegen des FSV Frankfurt. Ein weiteres Einlagespiel steigt am Sonntag, 14. Juli, um 16 Uhr zwischen dem FSV Hollenbach und der Neckarsulmer Sport-Union.
Am Samstag und Sonntag messen sich zudem die Jugendmannschaften bei verschiedenen Turnieren. Zwei Festumzüge gibt es am Samstagabend um 19.30 Uhr und Sonntag um 14.30 Uhr. Für musikalische Höhepunkte sorgen unter anderem „Twilight Zone“ (Freitagabend), „Bayernmän“ (Samstagabend), und „Die Rossinis“ (Sonntagabend).