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MARKTHEIDENFELD
Zwischen Janosch, Stephen King und dem Internet
Die Besucher Guido Wendel und Christiane Günther stöbern durch das Angebot der Stadtbücherei.         Foto: Laura-Sophie Lang
Foto: Laura-Sophie Lang | Die Besucher Guido Wendel und Christiane Günther stöbern durch das Angebot der Stadtbücherei. Foto: Laura-Sophie Lang
Laura-Sophie Lang
Laura-Sophie Lang
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:03 Uhr

Durch die Fenster der Stadtbücherei fällt das Licht der tief stehenden Herbstsonne. Die gelben Wände werden dadurch noch farbkräftiger. Von außen ist sie dagegen weit unscheinbarer. Ein weißer Bungalow neben der Friedrich-Fleischmann-Grundschule. Vor den Fenstern sieht man die rot-braunen Blätter der Bäume. Der Himmel ist strahlend blau. Nicht unbedingt Bücherei-Wetter. Trotzdem sind ein paar Menschen an diesem Tag hergekommen. „Guck mal Mama, ich hab' ganz viele Bücher“, ruft die dreijährige Rosalie. Sie rennt aufgeregt zu ihrer Mutter und reicht ihr die Sammlung.

Für jeden ist etwas dabei

Yasmin Laudenbacher ist oft mit ihren zwei Kindern hier. „Mein Sohn liebt Comic-Bücher und ich nehme heute mal vegane Kochbücher mit nach Hause“, erzählt sie. Extra aus Uettingen kommen die drei in die Stadtbücherei. Rosalie fühlt sich offensichtlich wohl. Sie schleppt immer wieder neue Bücher an, die sie mit nach Hause nehmen will.

Die Kinderabteilung in der Stadtbücherei ist mit einer Leseecke ausgestattet. Kissen liegen dort, Janoschs kleiner Tiger ist auf einem als Motiv abgebildet. An den Wänden hängen von Kindern gemalte Bilder. Ein „Harry Potter“-Poster darf natürlich auch nicht fehlen. Die Wanddekoration lädt die Kinder dazu ein, sich in die Welt der Bücher fallen zu lassen.

Links vom Eingang stehen die Computer, dahinter befindet sich ein großer Bereich, in dem sich Regale voller Bücher aneinanderreihen. Diesmal keine Kinderbücher. Es sind Liebesromane, Krimis, Sachbücher, um nur ein paar der Richtungen zu nennen – ordentlich sortiert nach Autorennamen.

Wegen Donna Leon nach Venedig

Zwischen den Regalen stöbert eine weitere Besucherin durch die Bücher. Sie ist auf der Suche nach einem neuen Krimi, denn die liest sie besonders gerne. Entspannt wandert sie durch die Gänge, greift sich mal ein Buch, schaut es sich an und stellt es wieder weg. Viele davon hat sie schon gelesen. Der Krimi, den sie jetzt sucht, soll aber nicht gruselig sein. Sie kommt an Stephen King vorbei. Es schüttelt sie und sie zieht ihre graue Jacke fester übers T-Shirt. „Da könnte ich abends nicht schlafen, wenn ich das lese“, lacht sie.

Die Frau ist 62 Jahre alt und kommt ab und zu hierher. Statt Stephen King wendet sie sich lieber Donna Leon zu. „Wegen dieser Bücher bin ich nach Venedig gefahren“, erzählt sie. Außerdem gebe es immer was gutes zu Essen in Leons Krimis. Früher habe sie mehr anderes gelesen. Siegfried Lenz und Günter Grass – die Nachkriegsautoren hatten es ihr damals angetan. Heute liest sie mehr Krimis. Dabei könne sie besser abschalten.

Manchmal schleicht sich aber doch noch ein Buch der großen Weltliteratur dazwischen. Gerade ist sie auf der Suche nach Dantes „Göttlicher Komödie“. Auf die war sie in einem Krimi gestoßen. Außerdem fragt sie nach Margaret Atwood. „Nachdem sie den Friedenspreis auf der Frankfurter Buchmesse bekommen hat, möchte ich mal was von ihr lesen“, sagt die 62-Jährige.

Nicht nur Bücher führen in die Bücherei

In der Stadtbücherei ist es ruhig. Zwischendurch ertönt das Piepsen des Scan-Geräts, wenn Bücher entliehen oder zurückgegeben werden. Ein Mann im weinroten Pullover kommt zur Tür herein. Er hat ein klares Ziel, er geht direkt zu den Computern. „Ich bin kein typischer Bücherei-Besucher“, sagt er. Sein Name ist Marius Szanto. Er kommt zwei bis drei Mal die Woche her. „Man kennt mich hier mittlerweile“, lacht er. Die Bücherei besuche er vor allem wegen des Internets und um zu drucken. „Ich habe eine kleine Firma, deshalb nutze ich die Computer hier“, erzählt er. Bücher habe er selber genug zuhause.

Es ist fast sechs Uhr. Die Stadtbücherei schließt bald. Für Uschi Bonfig heißt das Aufräumen. Sie ist Mitarbeiterin in der Stadtbücherei. Alles was über den Tag zurückgegeben wurde, muss jetzt wieder eingeräumt, Bücher müssen zurückgestellt werden. Die Bücherei hat sich mittlerweile fast geleert. Eine Frau im schwarzen Pullover kommt noch herein. Sie hat eine Tasche dabei, gefüllt mit Büchern, die sie noch zurückgeben will. Danach schaut sie auch noch mal durch die Regale. Auf der Suche nach neuen Errungenschaften. Sie heißt Christiane Günther. Vor kurzem ist sie erst umgezogen und hat ihre Bücherkisten noch nicht ausgepackt. „Die Auswahl hier ist einfach toll“, lobt sie.

Das Gebäude der Stadtbücherei in der Ludwigstraße 29 wird jedoch nicht mehr lange existieren. „Im Winter ziehen wir um“, sagt die Leiterin der Bücherei Susanne Wunderlich. Es geht in die neu gebaute Bibliothek, in die Schmiedsecke 3. Das Gebäude der Stadtbücherei findet Wunderlich nicht so repräsentativ, sieht es als „reine Ausleihstation für Bücher“. Das solle sich in der neuen Bibliothek ändern. „Die Bibliothek dort soll noch mehr Treffpunkt werden“, so Wunderlich.

Zahlen zur Stadtbücherei Marktheidenfeld

Die Stadtbücherei in Marktheidenfeld zählt derzeit 1827 aktive Leser. In diesem Jahr haben die Nutzer der Bücherei sie bisher 31 332 mal besucht. Im Jahr 2016 waren es 42 140 Besuche. Insgesamt beläuft sich der Bestand der Stadtbücherei auf 24 036 Medien. Darunter befinden sich 4605 Romane, 4921 Sachbücher und 7407 Kinder- und Jugendbücher. Außerdem bietet die Stadtbücherei noch Filme, Hörbücher, Musik-CDs, Zeitschriften und Spiele zum Verleih an.
Die Stadtbücherei in Marktheidenfeld zieht im Winter in die neu gebaute Stadtbibliothek.                           Foto: Laura-Sophie Lang
Foto: Laura-Sophie Lang | Die Stadtbücherei in Marktheidenfeld zieht im Winter in die neu gebaute Stadtbibliothek. Foto: Laura-Sophie Lang
 
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