
Viele Überstunden und die Mitarbeiterinnen trauten sich kaum Urlaub zu nehmen – der Thüngener Gemeinderat bekam zu Beginn seiner Sitzung im Außenbereich des Kindergartens einen drastischen Eindruck von der personellen Situation. Diese ist mehr als angespannt, schon der "Mäuschengruppe" mit 14 Kindern, davon sind neun noch keine zwei Jahre alt, fehlt eine komplette Mitarbeiterin. Dem half der Gemeinderat noch am gleichen Abend ab. In nichtöffentlichen Sitzungsteil beschloss er, zwei neue Kinderpflegerinnen einzustellen.
Zur Sitzung begrüßt Bürgermeister Lorenz Strifsky auch die neue Leiterin des "Kinderparadies Thungedi", Edith Wirth, ihre Vorgängerin Simone Diehl, die Elternbeiratsvorsitzende Katja Mützel und den Hausmeister Martin Eisenbacher.
Notbetreuung ist beendet
Insgesamt hat der Kindergarten vier Gruppen mit derzeit 72 Kindern (21 in der Elefanten-, 22 in der Bären-, 15 in der Löwen-Gruppe). Die Schilderungen der Kindergartenmitarbeiterinnen lassen sich so zusammenfassen: Ob Überstunden, Betreuungsschlüssel, anstehender Mutterschutz oder lange geplante Operationen, letztlich fehlten immer Leute. Schon bei der Mäuschengruppe der Kindergrippe ist das eine komplette Mitarbeiterin. Zupass kam dem Thüngener Kindergarten, dass seit März aufgrund der Corona-Pandemie nur eine Notbetreuung angeboten werden musste. Doch das ist seit 1. September vorerst Geschichte.
Bürgermeister haftet
Jetzt bereitete es dem Personal schon Sorgen, nur die Aufsichtspflicht gewährleisten zu können. Dabei müsse eine Kita mehr leisten, hieß es. Sie habe auch einen pädagogischen Auftrag. Zudem hafte im Zweifelsfall der Bürgermeister und könnte rechtlich belangt werden.
Defizit von 250 000 Euro
Die andere Seite sind die Kosten. "Wer soll zwei zusätzliche Kräfte bezahlen", fragte Gemeinderat Werner Trabold und bat darum, den Ball flachzuhalten. Wolfgang Heß erklärte als zweiter Bürgermeister, mit vier Gruppen sei der Kindergarten erheblich aufgestockt worden. Derzeit gebe es schon ein Defizit von 250 000 Euro.
"Ein Anpassung ist überfällig", fand dagegen Florian Heidenfelder. Das würden irgendwann auch die Eltern fordern. Andere Gemeinderäte sagten, Kindergarten müsse heutzutage mehr sein, als "Kinder aufräumen" und Thüngen wolle ja auch eine kinderfreundliche Gemeinde sein. Derzeit seien die Kindergartengebühren auch sehr günstig. Mit mehr Personal ist jetzt freilich abzusehen, dass sie erhöht werden müssen.
Bürgermeister Lorenz Strifsky teilte auf Nachfrage mit, dass der Gemeinderat in nichtöffentlichem Sitzungsteil die Einstellung zweier zusätzlicher Kinderpflegerinnen beschlossen hat. Ein Arbeitsvertrag sei bereits unter Dach und Fach, weitere Vorstellungsgespräche schon vereinbart. Staatlich geprüfte Kinderpflegerin ist eine Ausbildungsberuf mit zwei Jahren Ausbildungszeit in der familienergänzenden Säuglings- und Kinderpflege. In anderen Bundesländern gibt es mit Sozialassistent oder Sozialhelfer vergleichbare Berufe. Der Beruf wird überwiegend von Frauen ergriffen. Kinderpfleger arbeiten mit Kindern von Säuglingsalter bis zu etwa zehn Jahren, ihre Kompetenzen sind unterhalb von Erziehern mit längerer Ausbildungszeit.
Ich möchte gerne die "größten Böcke" korrigieren:
Edith Wirth ist nicht die neue Leiterin, sondern eine langjährige Mitarbeiterin in der KiTa.
Simone Die(h)l ist keine Vorgängerin, sondern die neue Leiterin der KiTa.
Eva-Maria Lauer-Peter ist die bisherige Leiterin der KiTa.
Martin Eisenbacher ist nicht der Hausmeister der KiTa, sondern ein Mitarbeiter aus dem Bauamt der Verwaltungsgemeinschaft Zellingen.
Lars Schmelz ist der Hausmeister.
Vielleicht schickt die Redaktion bei nächsten Mal einen freien Mitarbeiter, der ein wenig Ahnung von Thüngen, von der Gemeinde und der KiTa hat.