zurück
Lohr
Zwei Leseabende und ein Heimatfilm in Lohr
Das Plakat der Veranstaltungsreihe zwischen Büchern zum Kulturthema Spessart, die zum Beispiel in der Lohrer Stadtbibliothek zu finden sind. 
Foto: Wolfgang Weismantel | Das Plakat der Veranstaltungsreihe zwischen Büchern zum Kulturthema Spessart, die zum Beispiel in der Lohrer Stadtbibliothek zu finden sind. 
Bearbeitet von Wolfgang Weismantel
 |  aktualisiert: 23.09.2022 02:40 Uhr

Das erfolgreiche Kulturprojekt "Lohr liest ein Buch" wollte die Kulturinitiative eigentlich regelmäßig durchführen, aber coronabedingt kam es zu einer zweijährigen Zwangspause. Jetzt gibt es in einer dreiteiligen Veranstaltungsreihe über Räuber, Gauner und andere Gestalten im Spessart am 19., 22. und 26. September den Neustart mit dem "Wirtshaus im Spessart" von Wilhelm Hauff und der berühmten Verfilmung des Buches als Komödienklassiker mit Liselotte Pulver.

Begonnen wurde das Leseprojekt ursprünglich, weil die Kulturinitiative beobachtet hatte, dass "Eine Stadt liest ein Buch" bundesweit an vielen Orten gut angenommen wurde. In der Regel wird dabei das Werk eines Autors gewählt, der in Beziehung zu der jeweiligen Stadt steht oder dessen Text von der Region handelt. Dieses Format hat die Kulturinitiative für Lohr übernommen. Der Impuls dazu, mal wieder auf das "Wirtshaus im Spessart" von Wilhelm Hauff aufmerksam zu machen, hing damit zusammen, dass kein Buch so mit der Landschaft des Spessarts verbunden ist wie dieses. Es beschreibt die düsteren, geheimnisvollen Wälder, die auch in den Grimmschen Märchen eine große Rolle spielen. Zudem macht es auf einen Aspekt in der Geschichte der Region aufmerksam – das Räuberwesen, das sicherlich auch der Armut der Region geschuldet ist.

Dem Buch Leben einhauchen

Das Buch wird an zwei Abenden mit musikalischer Begleitung durch die Spessart Spielleut gelesen von Pfarrer Sven Johannsen sowie den Schauspielerinnen aus der Region Ditte Remmel, Conny Leimeister, Charlotte Pensel und Lucas Nicht. Möglichst viele unterschiedliche Stimmen sollen zu Wort kommen und dem Buch Leben einhauchen. Das entspricht auch dem Inhalt des Werkes, in dem an die Tradition des mündlichen Erzählens erinnert wird. Bevor es noch Kino oder Fernsehen gab, haben sich Menschen Geschichten erzählt, was die Besucher hier wieder live erleben können. Außerdem geben Anika Magath vom Archäologischen Spessartprojekt und die wissenschaftliche Mitarbeiterin des Spessartmuseums Christa Scheicher einen Einblick in die kulturgeschichtlichen Hintergründe des Lebens in der Region, worauf sich neben historischen Quellen auch viele Klischees, märchenhafte Geschichten, Mythen und Sagen beziehen. Sie lassen bis heute den Spessart in den vergangenen Jahrhunderten als einen geheimnisvollen Kulturraum erscheinen, der geprägt war von der Romantisierung des Räubers, von Armut, schwierigem Alltagsleben, Gaunertum, magischen Orten und düsteren Erzählungen.

Ein durchaus streitbares Thema

Der am ersten Abend der Reihe zu sehende, sehr frei nach der Erzählung von Wilhelm Hauff gestaltete Heimatfilm "Wirtshaus im Spessart" gehörte über Jahrzehnte zu den beliebtesten seiner Art. Wohl auch deshalb, weil er sich der Mittel bediente, wie sie in diesem Genre der 50er Jahre üblich waren. Eine Liebesgeschichte, unberührte Natur und die Rückbesinnung auf Werte, die zur Zeit des Zweiten Weltkrieges außer Kraft gesetzt waren. Es ist zudem eine quirlige Komödie, in der Liselotte Pulver als Mann verkleidet die Rolle der Frau in der damaligen Gesellschaft auf den Kopf stellt. In dem Vortrag von Krystyna Kuhn erfahren die Besucher außerdem, dass der Heimatfilm ein durchaus streitbares Thema ist. Ihm wird in der Regel vorgeworfen, er bemühe sich allein um Klischees. Doch so einfach ist das nicht. Denn dieses Genre war in den 50er Jahren sehr erfolgreich und stand in enger Beziehung zu der damaligen Atmosphäre der Adenauer-Ära. Eine Phase in der deutschen Geschichte, die durch die Traumata des Krieges und das Wirtschaftswunder geprägt war. Die Menschen sehnten sich in dieser Zeit nach Idylle, um sich von den Problemen der neuen Zeit abzulenken. Da war so eine vergnüglichen Räuberpistole das ideale Thema.

Man kann es als eine besondere Wertschätzung dieser Veranstaltungsreihe sehen, dass der Fond für darstellende Künste sie unterstützt. Bewerben konnten sich dafür kulturelle Vorhaben in ländlichen Regionen aus ganz Deutschland. Dass das Projekt "Lohr liest" ausgewählt wurde, ist schon eine Auszeichnung. Und durch die Förderung können die Schauspieler, die lesen werden, sowie die Vortragenden ein Honorar erhalten. "Das ist in diesen Zeiten wichtig, da durch die Corona-Pandemie auch die Kultur gelitten hat", so Krystyna Kuhn von der Kulturinitiative.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Lohr
Bücher
Gestalten
Kunstprojekte
Liselotte Pulver
Räuber
Stadt Hofheim
Sven Johannsen
Veranstaltungsreihen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top