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Karlstadt
Zwei Israelis besuchen Karlstadt auf den Spuren ihrer jüdischen Vorfahren
Eli Reif und sein Sohn Gilad studieren die Inschrift auf den Grabsteinen seiner Ur-Ur-Großeltern.
Foto: Georg Schirmer | Eli Reif und sein Sohn Gilad studieren die Inschrift auf den Grabsteinen seiner Ur-Ur-Großeltern.
Bearbeitet von Anna Kirschner
 |  aktualisiert: 09.05.2022 02:24 Uhr

Eli Reif und sein Sohn Gilad aus Israel haben auf der Suche nach den Spuren ihrer Vorfahren Karlstadt besucht. Folgende Informationen sind einer Pressemitteilung des Förderkreises Ehemalige Synagoge Laudenbach entnommen:

Eli Reif ist Lehrer für Philosophie in Israel und leidenschaftlicher Familienforscher. Mit Akribie sammelt er Belege, Bilder, behördliche Nachweise und biografische Spuren vom weit verzweigten Leben seiner deutschen Vorfahren, der Familie Blumenthal. Viele Spuren führten ihn dabei nach Unterfranken, auch nach Laudenbach und Karlstadt. Bei seinen Nachforschungen stieß er vor Jahren auf die Homepage des Förderkreises ehemalige Synagoge Laudenbach und nahm Kontakt auf.

In der vom Förderkreis angelegten Genealogie der Laudenbacher Juden gab es reichhaltige Nachweise und archivalische Belege über das Leben seiner Familie. Nun bestand für Eli Reif und seinen Sohn Gilad erstmals die Gelegenheit, nach Deutschland zu kommen und sich selbst auf die Spuren der Vorfahren zu begeben.

Nach der Ankunft in Frankfurt und der Fahrt nach Karlstadt wurden die Gäste von Bürgermeister Michael Hombach empfangen. Der Besuch in der Laudenbacher Synagoge gestaltete sich überaus spannend, denn die Besucher machten sich sofort auf die Suche nach erhaltenen Relikten der Innenausstattung und die Übersetzung von hebräischen Schriftzeichen auf Tür- und Fenstersimsen. Nicht minder bewegend war der Besuch des jüdischen Friedhofs in Laudenbach, liegen doch mehrere Vorfahren der Familie hier begraben.

Eine kinderreiche Lehrersfamilie mit Wurzeln in Lübeck

Ursprünglich lebten die Blumenthals in Lübeck als Händler und Schuhmacher. Lazarus Blumenthal ließ sich im 19. Jahrhundert in Lübeck zum Lehrer ausbilden und kam auf der Suche nach einer geeigneten Stelle nach Unterfranken. Er arbeitete zunächst in Fuchsstadt, heiratete dort im Jahr 1870 seine Frau Zerline, geborene Gutmann, und bekam zwei seiner Kinder. Im Jahr 1872 schließlich suchte die jüdische Gemeinde in Laudenbach einen neuen Lehrer. Lazarus bekam die Stelle.

Georg Schirmer (links) und Bürgermeister Michael Hombach (rechts) begrüßten die Gäste aus Israel, Gilad und Eli Reif.
Foto: Petra Simon | Georg Schirmer (links) und Bürgermeister Michael Hombach (rechts) begrüßten die Gäste aus Israel, Gilad und Eli Reif.

Seine Frau Zerline brachte in den 15 Jahren von 1870 bis 1885 insgesamt 14 Kinder zur Welt. 16 Monate nach der Geburt ihres letzten Sohnes starb sie im Jahr 1886. Zerline wurde nur 39 Jahre alt. Nach ihrem viel zu frühen Tod heiratete Lazarus kein zweites Mal. Er lebte mit seinen vielen Kindern noch zwanzig Jahre in Laudenbach und unterrichtete bis zu seinem Tod im Jahr 1905.

Großvater wurde 1909 in Karlstadt geboren

Lazarus und Zerline sind im Laudenbacher jüdischen Friedhof nebeneinander begraben. Die 14 Kinder der Familie zerstreuten sich, einige sind in Unterfranken geblieben, andere fanden in Saarbrücken, Frankfurt oder Berlin einen neuen Lebensmittelpunkt. Mehrere Geschwister überlebten den Nationalsozialismus nicht, unter anderem Josef Blumenthal, der Urgroßvater von Eli Reif. Er konnte zwar vor der Verfolgung nach Frankreich fliehen, wurde dort aber verhaftet und starb im Konzentrationslager Drancy. Sein Sohn Lazarus ist der Großvater von Eli Reif. Er wurde im Jahr 1909 im Haus des heutigen Stadtmuseums in Karlstadt geboren. Er konnte rechtzeitig aus Deutschland nach Israel fliehen.

Am zweiten Tag ihres Besuchs wollten Eli und Gilad Reif nach Würzburg, dort wartete ein dicker Stapel von alten Dokumenten im Staatsarchiv der Residenz, ein Stolperstein und ein Besuch des jüdischen Friedhofs in Höchberg. Auch dort sind Angehörige der großen Lehrersfamilie begraben.

 
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