Bei der Gemündener Bürgerversammlung am Donnerstagabend hat eine Wernfelderin die Gelegenheit beim Schopf gepackt und ihrem Unmut über die Nutzung des alten Rathauses in Wernfeld als Obdachlosenunterkunft Luft gemacht. Mindestens einmal die Woche komme Polizei, Feuerwehr oder Rettungsdienst, manchmal alle drei zugleich, zuvor gebe es häufig Feueralarm. "Man hat Angst, dass einem das eigene Haus mit abbrennt, wenn was ist", sagte die Anwohnerin. Rund um das alte Rathaus herrschten "unmögliche Zustände". Oft gebe es lautstarke Auseinandersetzungen vor dem Haus, wo es mit leeren Flaschen und Scherben häufig "wie die Sau" aussehe. Neulich hätten plötzlich 50 Kerzen davor gestanden, das ganze Wachs finde sich immer noch über dem Gehsteig verspritzt.
Das Problem sei, dass direkt nebenan der Kindergarten sei und die Kinder alles mitbekämen. Das Gebäude sei in keinem guten Zustand. Die Dachrinne auf der einen Seite sei offenbar verstopft und es tropfe herunter auf einen elektrischen Verteilerkasten. Soweit sie wisse, seien das alte Rathaus und dessen Brandschutz für diese Nutzung als Unterkunft gar nicht geeignet. Die Anwohner seien auch gar nicht informiert worden, dass Obdachlose dort untergebracht werden sollen. Außerdem sei sie enttäuscht, weil sie auf ein Schreiben bis heute keine Antwort bekommen habe.
Bürgermeister Jürgen Lippert sagte, er habe eben viel zu tun. Das alte Rathaus werde seit einigen Jahren als Obdachlosenunterkunft der Stadt genutzt, "weil es durchaus dafür geeignet ist". Er könne sich vorstellen, dass es für die Anwohner nicht so einfach sei. Er habe sich die Zahl der Polizeieinsätze angesehen, die sei nicht so hoch wie geschildert. Die Stadt sei auf der Suche nach einer anderen Lösung, es mangle aber an Alternativen. Die Wernfelderin sagte daraufhin, es gäbe auch Container. Sie könne sich nicht vorstellen, dass es in ganz Gemünden keine Alternative gebe.
Lippert: Stadt zur Unterbringung von Obdachlosen verpflichtet
Auf Anfrage der Redaktion sagt Lippert: "Wir sind dazu verpflichtet, Obdachlose unterzubringen." Zurzeit seien fünf Personen im alten Rathaus untergebracht, das im Grunde durchgehend belegt sei. Viele seien aus ihren vorherigen Wohnungen herausgeflogen und würden dort für längere Zeit leben. Theoretisch wäre aktuell Zeit noch ein Platz frei. Vorher sei im Rathaus eine Mietwohnung gewesen, aber die hätte für eine weitere Vermietung instand gesetzt werden müssen, an eine Obdachlosenunterkunft würden aber keine so hohen Maßstäbe angelegt.
Ein weiterer Wernfelder beklagte sich über das mehrfach schon im Stadtrat angesprochene, abgemeldete Auto, das seit über fünf Jahren schon an der alten Kirche stehe und einen Parkplatz blockiere. "Sie wissen das schon jahrelang, und es geschieht gar nichts", warf er dem Bürgermeister vor. Lippert antwortete darauf nicht, gab aber am Ende der Bürgerversammlung zu bedenken, dass der Stadt manchmal die Hände gebunden seien.
Ob sich die Dame nicht schämt, gerade in der Adventszeit mit dieser herzlosen Aussage in der Zeitung zitiert zu sein...
Aber wahrscheinlich jeden Sonntag in der Kirche...
Ich wollte mich nicht gegen die Kirche richten, im Gegenteil. Der Kirche würde es wohl nicht einfallen, Obdachlose in Container zu stecken. Mein Kommentar war an Leute gerichtet, die denken, es reicht bereits der Kirchenbesuch, um ein guter Mensch zu sein. Bigotterie nennt man das.