
„Das ist kein Golf – das ist der Mercedes!“, ist Bürgermeister Leonhard Scherg noch immer überzeugt: Nach zahllosen nichtöffentlichen Sitzungen des Stadtrats zum Thema Maradies-Neubau ging das Stadtoberhaupt am Dienstag in Abstimmung mit den Fraktionen an die Öffentlichkeit.
Wie die MAIN-POST berichtet hatte, ist im laufenden Verfahren seit Ende 2007 nur noch ein privater Anbieter übrig geblieben, der Bau und Betrieb eines neuen Bades in Marktheidenfeld übernehmen will: die Stuttgarter Interspa-Gruppe. Und ihr will der Stadtrat am Donnerstag nun auch den Zuschlag für ihr „WonneMAR“ geben; der Name ist noch nicht festgelegt.
Das Unternehmen hat sich gegen die Sanierung des bestehenden Bades Maradies und für einen Neubau ausgesprochen. Wie Bürgermeister Scherg erläuterte, fällt damit auch die erst wenige Jahre alte Sauna der Abrissbirne zum Opfer, weil es unwirtschaftlich sei, sie in das völlig neue Konzept zu integrieren und um sie herum zu bauen.
Das Wesentliche am neuen Bad: Die Wasserfläche in der Halle wird größer; der Freibadbereich kleiner. Die Entscheidung fiel aus wirtschaftlichen Gründen, erläuterte Scherg: „Das Freibad ist der größte Defizitbereich; dort konnten wir immer nur jammern“, erinnert er an die jährlichen Verluste von rund einer Million Euro für das gesamte Bad.
Immerhin: Im Außenbereich bleiben ein wettkampftaugliches 50-Meter-Schwimmbecken und ein kleines Nichtschwimmerbecken. Die bislang großzügige halbkreisförmige Beckenstruktur wird aufgegeben.
Im Gegenzug gewinnt das neue Bad in der Halle, für das Bürgermeister Scherg im Familienbereich gern den Namen Maradies fortführen würde, „ein Vielfaches dazu“, so der Bürgermeister: Es entsteht ein spezielles Kinderbecken; daneben gibt es wieder ein Nichtschwimmer- und ein 25-Meter-Schwimmerbecken. Neben dem Kinderbecken ist auch ein Restaurant angesiedelt.
Den größten Teil der Halle macht allerdings die Therme aus, die mit Sole-, Kneipp-, Sprudelbecken und Saunalandschaft bestückt wird. Dazu kommt ein Freiluft-Saunabereich mit Außenbecken. Die Therme lässt Erweiterungen zu, die nach Ansicht Schergs auch gewollt sind, weil ein Bad alle fünf bis sechs Jahre eine neue Attraktion brauche, um Besucher anzuziehen.
Auch wenn Scherg keine Zahlen nennt, wurde doch bekannt, dass Interspa mit rund 300 000 Besuchern in seinem Marktheidenfelder „WonneMAR“ rechnet, die im Durchschnitt elf Euro pro Person in die Kassen spülen sollen. Welche Eintrittspreise dabei auf die Gäste zukommen, ist noch nicht zu Ende verhandelt, erklärte Scherg. Sicher sei eine Trennung in die Bereiche für normales Schwimmen, Vereins- und Schulsport, „das sich jeder leisten können muss“ auf der einen Seite und ein „Luxussegment“, das entsprechend mehr kostet, auf der anderen.
Für den Bereich, für den die Stadt sowieso zu sorgen hätte, will die Kommune 30 Jahre lang jährlich 900 000 Euro Zuschuss zahlen. Dieses Geld als Sicherheit genommen, erwartet Kämmerer Karl-Heinz Pilsl einen Kredit für Interspa von rund 14,5 Millionen Euro. Bleiben rund zehn Millionen, die das Stuttgarter Bäderunternehmen beisteuern muss, denn die Gesamtsumme wird mit rund 25 Millionen Euro veranschlagt. Wie ein von Scherg nicht näher benanntes „Konsortium“ dieses Geld aufbringt, ist noch nicht bekannt.
Der Bürgermeister prophezeite, der Rat werde in der Sitzung sein grundsätzliches Ja zum Konzept ausdrücken, ohne den Vertrag insgesamt abzusegnen. Zum Ende der Verhandlungen will der Bürgermeister dann bekannt geben, welche „ganz beträchtlichen Transaktionskosten“ – darin sind die Beträge für technische, juristische, betriebliche und Finanz-Berater enthalten – im Maradies-Verfahren zusammengekommen sind.