Mit einem freundlichen "Hallo" öffnet Rosalie die Haustür und rennt dann eilig zurück zu ihrer Kinderküche im Wohnzimmer. Vielleicht will sie das Frühstücksbuffet auf dem reich gedeckten Tisch vervollständigen. Die Fünfjährige hat immer große Freude, wenn Besuch den Weg aus dem Arnsteiner Werntal auf die Höhe des Dürrhofes findet. Als es zum nächsten Mal klingelt, jubelt sie: es sind die Trainerinnen der "Purzelgarde" des Arnsteiner Karnevalvereins (AKV), bei der das Mädchen begeistert mittanzt und auftritt.
Rosalie ist eigentlich ein lebhaftes und aufgeschlossenes Kind, sie geht vertrauensvoll auf ihre Mitmenschen zu und fühlt sich in der Familie und in der Gruppe offensichtlich pudelwohl. Aber Rosalie hat ein Handicap: das Down-Syndrom. Dabei handelt es sich nicht um eine Krankheit, sondern um eine genetische Besonderheit. Statt doppelt ist das Chromosom 21 bei den Betroffenen dreifach vorhanden, deswegen spricht man auch von Trisomie 21.
Erst auf den zweiten Blick sichtbar
Diese Menschen sind so unterschiedlich wie alle anderen Menschen auch. Die Chromosomen-Anomalie beeinflusst ihre körperliche und geistige Entwicklung sehr unterschiedlich und führt zu verschiedenen Krankheiten und Behinderungen. Äußerliche Merkmale sind zum Beispiel die besondere Kopfform, eine kleine sichelförmige Hautfalte an den inneren Augenwinkeln, ein niedriger Muskeltonus oder die typischen Bewegungsmuster der Arme.
Bei der kleinen Rosalie fällt dieses Handicap erst auf den zweiten Blick auf. Sie spricht verhältnismäßig gut und deutlich mit einem beachtlichen Wortschatz, sie tanzt, singt und turnt leidenschaftlich gerne, ist aber in ihrer allgemeinen Entwicklung schon deutlich zurück. "Es dauert alles ein wenig länger und verlangt mehr Geduld", sagt der Vater Stefan Dorn. Mutter Carmen strahlt Wärme und Zuversicht aus: "Wir beide und unsere siebenjährige Tochter Marie gehen möglichst offen mit unserer Situation um. Wir sind ja schließlich eine ganz normale Familie!" Natürlich wird Rosalie in der Frühförderung oder durch Logopädie und Ergopädagogik bestmöglich gefördert.
Dass dies möglich wird, ist auch dem sozialen Umfeld der Dorns zu verdanken. Im Kindergarten ist Rosalie weitgehend ohne Probleme eingebunden, sie findet mühelos Kontakt zu anderen Kindern, sie bindet im Gegenteil oft andere positiv ein. Das Kind besucht die Frühförderung der städtischen Musikschule, macht beim Kinderturnen mit und bei Purzelgarde des AKV. Dort blüht sie besonders auf. Sie lernt den Umgang mit Menschen, hat Freude an der Musik und der Bewegung und genießt den Beifall des Publikums.
Tanzen mit der Schwester
Die Dorns haben die vier Trainerinnen Sandra Endrich, Lisa Willert, Helen Peters und Kathy Schneider auf den Dürrhof eingeladen, um sich dort anlässlich des Welt-Down-Tags am Donnerstag, 21. März, für die Unterstützung ihrer Tochter mit einer Urkunde des Deutschen Down-Syndrom InfoCenters zu bedanken. "Sie haben uns mit Ihrem Beispiel ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert", ist einer der Schlüsselsätze in der Dankesurkunde, den die Familie Dorn von ganzem Herzen unterstreichen kann.
Als besondere Überraschung haben die drei Purzelgardentrainerinnen für Rosalie und ihre Schwester Marie die Originalkostüme der letzten Prunksitzung mitgebracht. Als aus dem Smartphone auch noch die bekannte Musik dazu ertönt, sind beide Kinder wieder voll dabei: Die pure Lust am Tanz!
Weiterführende Informationen zum Welt-Down-Tag gibt es im Internet unter den Adressen www.ds-infocenter.de/ oder www.myhandicap.de/gesundheit/geistige-behinderung/trisomie-21-down-syndrom