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Lohr
Zukunft des Klinikums in Lohr: Masterplan soll's richten
Der Landkreis will sich in den kommenden Jahren bei der medizinischen Versorgung neu aufstellen. Wesentliche Eckpunkte wurden am Freitag im Kreistag angesprochen.
Auf dieser Wiese am Rande des Areals des Lohrer Bezirkskrankenhauses soll bis Mitte 2025 ein neues Zentralklinikum für den Landkreis Main-Spessart entstehen.
Foto: Wolfgang Dehm | Auf dieser Wiese am Rande des Areals des Lohrer Bezirkskrankenhauses soll bis Mitte 2025 ein neues Zentralklinikum für den Landkreis Main-Spessart entstehen.
Wolfgang Dehm
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:25 Uhr

Eine Gelddruckmaschine ist das Klinikum Main-Spessart wahrlich nicht. Im Gegenteil: Jährlich auflaufende Defizite von mehreren Millionen Euro, die der Landkreis übernehmen muss, sind die Regel. Das soll nun anders werden. Durch Umsetzung eines Masterplans soll sich die Situation verbessern und die Zukunft des Klinikums gesichert werden.

Eigentlich sollte das 80-seitige Konzept zur Gesundheitsversorgung in Main-Spessart, das Klinikreferent René Bostelaar zusammen mit Klinikumsmitarbeitern in Eigenregie erstellt hat, in der Kreistagssitzung am Freitag in der Lohrer Stadthalle erstmals öffentlich vorgestellt werden. Aufgrund der aktuellen Pandemielage gab es vor Ort jedoch nur eine Einführung ins Thema mit anschließender Diskussion; eine Vorstellung der wichtigsten Projekte konnten sich die Kreisräte am Nachmittag per Videozuschaltung ansehen (Bericht folgt).

Aus dem Masterplan, der der Redaktion vorliegt, geht hervor, dass noch vor der Mitte 2025 geplanten Inbetriebnahme des neuen Zentralklinikums Umstrukturierungen und Prozessoptimierungen im bestehenden Kreiskrankenhaus in Lohr vorgesehen sind. Kernpunkte dabei sind ein massiver und über vier Millionen Euro teurer Ausbau der Digitalisierung in allen Bereichen, ein neues dreistufiges Medizinkonzept mit den Schwerpunkten Akutmedizin, chronische Erkrankungen und Altersmedizin sowie räumliche Verbesserungen.

Attraktivität des Krankenhauses steigern

In der Pflege setzt das Klinikum Main-Spessart in seinem Zukunftskonzept auf die elektronische Patientenakte und auf Mitarbeiterbindung durch Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Außerdem – vor dem Hintergrund, dass mehr als 90 Prozent der Pflegekräfte Frauen sind – auf attraktive Arbeitszeitmodelle. Die Verantwortlichen gehen davon aus, dass die vorgesehenen Maßnahmen die Attraktivität des Krankenhauses sowohl für Mitarbeiter als auch Patienten erhöhen und dies letztendlich zu einer Verbesserung der wirtschaftlichen Situation des Klinikums beitragen wird.

Man rechnet damit, dass sich das Defizit, das 2020 noch rund fünf Millionen Euro betrug, bis 2024 auf 470 000 Euro verringern wird, wobei hier die Pandemie-bedingten Defizite nicht berücksichtigt sind. Dazu sollen in diesem Zeitraum unter anderem folgende Maßnahmen beitragen:

Durch Aufbau eines zentralen Patientenmanagements und eines neuen Medizinkonzepts sollen 4,98 Millionen Euro eingespart werden; durch "Optimierung" der bislang drei Küchenstandorte (einer im Krankenhaus Lohr, zwei in Senioreneinrichtungen) 1,2 Millionen Euro; durch Umstellung auf Lohnwäsche 400 000 Euro; durch externe Vergabe der Laborleistungen 500 000 Euro und die Erweiterung der geriatrischen Rehabilitation in Marktheidenfeld von 45 auf 70 Betten soll 1,78 Millionen Euro mehr bringen. Ferner soll ein nicht genannter Betrag eingespart werden durch Reduzierung der Mitarbeiter (umgerechnet auf Vollkräfte) von 538,9 auf 528,2.

Kosten steigen bis 2024, aber Erträge auch 

Wie aus dem Businessplan 2020 bis 2024 zu ersehen ist, rechnet man in diesem Zeitraum mit einem Anstieg sowohl der Personalkosten (von 39,4 auf 43,1 Millionen) als auch der Sachkosten (von 18,8 auf 22,6 Millionen). Auf der anderen Seite kalkuliert man aber auch mit einem weitaus höheren Anstieg der Erträge (von 53,2 auf 65,3 Millionen), woraus sich schließlich das angepeilte Defizit von 470 000 Euro im Jahr 2024 ergibt.

Seit Jahren schreibt das Klinikum Main-Spessart Defizite in Millionenhöhe.Das soll sich bis 2025 ändern durch Umsetzung eines Masterplans.
Foto: Wolfgang Dehm | Seit Jahren schreibt das Klinikum Main-Spessart Defizite in Millionenhöhe.Das soll sich bis 2025 ändern durch Umsetzung eines Masterplans.

Besonders auffällig sind die erwarteten Steigerungen bei den Erlösen aus den Fallpauschalen (von 31,9 auf 38,5 Millionen), dem dazugehörigen Pflegeanteil (von 8,6 auf 10,5 Millionen) sowie den Tagessätzen der geriatrischen Reha (von 3,2 auf 5,5 Millionen).

Was wird in Marktheidenfeld und mit Seniorenheimen?

Der Masterplan befasst sich nicht nur mit dem Klinikum Main-Spessart, sondern auch mit der darüberhinausgehenden  medizinischen Versorgung im Landkreis. In diesem Zusammenhang spielt auch die Entwicklung des Krankenhausgebäudes in Marktheidenfeld zu einem regionalen Gesundheits- und Pflegekompetenzzentrum eine Rolle, ohne dass jedoch größere Neuigkeiten genannt werden.

Über die beiden Kreisseniorenheime in Gemünden und Marktheidenfeld heißt es im Masterplan, dass der Landkreis seine Strategie zur Betreibung der Einrichtungen neu überdenken müsse, angesichts des Wettbewerbsdrucks. Private und frei-gemeinnützige Betreiber hätten Wettbewerbsvorteile, unter anderem durch moderne Baustruktur, gut gewählte Standorte und Vergütungen außerhalb der tariflichen Bindung. Dieser Hinweis führte zu Irritationen im Kreistag und wurde in der Diskussion prompt aufgegriffen.

 
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