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Gemünden
Zufall bringt Teil der Gemündener Geschichte ans Licht
Hubert Schuster (links) und Bruno Schneider (rechts)  an der Stadtmauer vor den gesicherten historischen Bauteilen von Alt-Gemünden.
Foto: Ferdinand Heilgenthal | Hubert Schuster (links) und Bruno Schneider (rechts) an der Stadtmauer vor den gesicherten historischen Bauteilen von Alt-Gemünden.
Ferdinand Heilgenthal
 |  aktualisiert: 27.02.2020 02:10 Uhr

Seit ein paar Tagen zieren die Stadtmauer in Gemünden zwei historische Sandsteinfragmente: Ein Türsturz und ein altes Stadtwappen, beide aus dem 18. Jahrhundert. Die Teile aus rotem Sandstein sind vor etwa einem Jahr an verschiedenen Orten mehr oder weniger zufällig gefunden worden.

Das Wappen war lange im Bauhof deponiert und wurde von Hubert Schuster entdeckt, der Türstein von Dieter Schelbert bei den Aufräumungsarbeiten in einem alten Gewölbekeller am Schlossberg. Der Huttenschlossbeirat, der monatlich tagt und dem neben den Vorsitzenden Lotte Bayer vom Historischen Verein, Jürgen Sommerer und Reinhold Weber vom Film-Foto-Ton Museumsverein, die Ehrenbürger Albin Schäfer (Finanzen) und Hubert Schuster (Sprecher) sowie Kreisheimatpfleger Bruno Schneider und die Stadträte Konrad Götz, Ferdinand Heilgenthal und Gerhard Köhler angehören, versuchte herauszufinden, was es mit den Funden auf sich hat.

Bruno Schneider konnte relativ schnell mitteilen, dass der 1,60 Meter breite Türstein einst den zum Marktplatz gelegenen Eingang des nach seinem letzten Besitzer vor der Bombardierung so genannten "Glaserhauses", eines ehemaligen Amtshauses zierte, das Ende des 18. Jahrhunderts von der Kaufmannsfamilie Baus erworben wurde. In der Mitte sieht man das Hauszeichen, ein Vorläufer der Hausnummern. Es wies mit dem Anker den Passanten auf den Beruf des Kaufmanns hin. Die Initialen "M" und "B" stehen für die Witwe Margaretha Baus, die die aufwendigen Gewände 1795 an den Türen und Fenstern ihres Hauses anbringen ließ.

Nachforschungen erwiesen sich als schwierig

Die Nachforschungen zur Herkunft des Wappens gestalteten sich schwieriger. Auch ein Artikel in der Main-Post ergab keine Erkenntnisse. Schließlich war es der Zufall, der vor zwei Wochen Hubert Schuster zu Hilfe kam: Der Gemündener Uhrmacher Horst Elzenbeck zeigte ihm eine Postkarte aus dem Jahr 1920. Darauf war die ehemalige Kirchturmuhr der Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul mit einem aus Sandstein gefertigten Ziffernblatt zu sehen. Darunter das Gemündener Stadtwappen mit den markanten runden Tortürmen. Was mit der Uhr geschehen ist, wusste Schuster auf Anhieb nicht. Aber das unter dem Ziffernblatt angebrachte Wappen war genau das, welches bis vor einiger Zeit im Bauhof deponiert war.

Die Kirchenuhr am Giebel der Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul vor der Zerstörung 1945. 
Foto: Repro Hubert Schuster | Die Kirchenuhr am Giebel der Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul vor der Zerstörung 1945. 

Schuster weiß auch, dass nach der Bombardierung und dem Artilleriebeschuss die noch stehende Giebelwand der Kirche, auf der sich die Uhr befand, am Ende des Krieges von den US-Amerikanischen Truppen mit Panzerfäusten zum Einsturz gebracht wurde. In den Trümmern hat später wohl jemand das Sandsteinwappen entdeckt und es in Sicherheit gebracht.

Bruno Schneider nannte die Funde und die gelungene Zuordnung "einen Glücksfall für die Gemündener Stadtgeschichte."

Beide Teile wurden vom Natursteinbetrieb Hans Dittmeier in Wernfeld renoviert und an der Mauer fest verankert. Rechtzeitig zu den Gedenkveranstaltungen zum 75. Jahrestag der Zerstörung Gemündens erinnern sie jetzt daran, dass der durch das Naziregime ausgelöste Krieg auch in der Dreiflüssestadt nicht nur viel Leid über die Menschen brachte, sondern auch zahlreiche kulturell wertvolle Bausubstanz vernichtete.

 
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