Im seit Monaten leerstehenden Lohrer Bahnhofsgebäude tut sich was: Der Motorradclub Zombies Elite MC hat sich in der ehemaligen Bahnhofsgaststätte auf 95 Quadratmetern einen Clubraum eingerichtet.
Seit Anfang Dezember treffen sich die Rocker dort jeden Freitag. An jedem zweiten Freitag kommen Mitglieder befreundeter Clubs zu Besuch. Allerdings ist es ein rein interner Betrieb. Der Clubraum ist keine öffentliche Gaststätte.
Lederkutten, lange Haare, viele Tattoos, schwere Maschinen – etliche Mitglieder der Zombies Elite passen in das Klischee, das viele beim Thema Rocker im Kopf haben. Doch sie erwecken nicht den Eindruck, dass man sich vor ihnen fürchten müsste. "Wer uns respektiert, wird von uns respektiert", sagt der "Präsident" der Lohrer Zombies. Er ist 57 Jahre alt und heißt Herbert. Nachnamen spielen unter Rockern keine Rolle.
Zehn Mitglieder zählt die Gruppe. Sie ist als Verein eingetragen. Die Lohrer Rocker bilden innerhalb des Zombies Elite MC ein Chapter, also eine Regionalgruppe. Weil es sich um das nördlichste Chapter der Zombies handelt, nennen sie sich "Northside".
Wider das Spießertum
Worum geht es ihnen? "Motorrad fahren, Freundschaft, Kontakte pflegen", sagt Herbert. Der Kern der Gruppe kennt sich schon seit 1976. Damals seien sie als Jugendliche noch Moped gefahren, erzählt Winnie, Vize-Präsident des Lohrer Chapters und auch im Gesamtclub (siehe Infokasten) ein höheres Tier. "Wir hatten die Schnauze voll vom Spießertum", sagt der heute 60-Jährige.
Den Ruf als Rocker habe man sich erarbeitet. "Wir waren damals wilder, aber nie böse", so Winnie. Heute sind die Mitglieder der Zombies zwischen 32 und 60 Jahre alt – und ruhiger.
Leidenschaft fürs Motorrad
Was geblieben ist, ist die Leidenschaft fürs Motorradfahren. Ab April, Mai bis Oktober herrscht für die Mitglieder Motorradpflicht. Das Auto ist bei Gruppenaktivitäten nur im Winter geduldet. Der Besitz einer Maschine mit mindestens 500 Kubikzentimetern ist Pflicht. Einen Markenzwang gibt es nicht. Aber neun der zehn Mitglieder fahren eine Harley Davidson.
Die Rocker beschreiben sich als eingeschworene Gemeinschaft, sehen sich als Brüder. "Egoist darf hier keiner sein", sagt einer von ihnen. Bevor ein Neuer in die Familie aufgenommen wird, muss er sich beweisen. Das Prozedere ist geregelt. Drei Monate lang laufen Kandidaten als "Hanger" mit. In dieser Phase hätten sie "weder Rechte noch Pflichten", sagt Uwe, Spitzname Tattoo.
Es folgt die Phase als Prospect, also Anwärter. Sie kann bis zu drei Jahren dauern. Während dieser Zeit muss sich ein Anwärter beweisen, beispielsweise indem er im Clubraum den Ausschank übernimmt.
Der jeweilige Status lässt sich an der Kutte ablesen. Erst Vollmitglieder dürfen sich den grünen Zombiekopf aufnähen. Über Beförderungen innerhalb der Hierarchie müssen die übrigen Mitglieder einstimmig entscheiden. "Es muss jeder zu jedem passen. Man muss zusammenwachsen", beschreibt Präsident Herbert das Clubgefüge.
Frauen nur als Gäste
Frauen sind zwar "gern gesehen", Mitglied dürfen sie aber im Club nicht werden. Winnie betont, dass fast alle Mitglieder Familie hätten – "und alle einen Job, keiner lebt von kriminellen Sachen". Welchen Beruf man habe, das spiele keine Rolle. Unter den Zombies sind Arbeiter, Selbstständige, Angestellte.
Seit Jahren waren sie auf der Suche nach einem Clubraum. Per Zufall sei man auf die ehemalige Bahnhofsgaststätte aufmerksam geworden. Ein halbes Jahr lang renovierten die Rocker in Eigenleistung. Das Ambiente kann als rustikal beschrieben werden. Viel Holz. Ein Büffelkopf hängt an einer Wand, an einer anderen eine Galerie mit Fotos aller Verstorbenen aus den Reihen des Gesamtclubs – das "Forever Chapter". Auch eine Poledance-Stange haben die Rocker in den Raum montiert.
Mit dem Clubraum sei "ein Traum in Erfüllung gegangen", sagen sie. Er schweiße die Gemeinschaft noch weiter zusammen. Die Kosten für die Miete teilen sich die Rocker, so wie auch die für die Renovierung.
"Wer Interesse hat, kann gern mal vorbeischauen", sagt Winnie. Aktiv um Neumitglieder werbe der Club jedoch nicht. "Wir müssen keinen Zuwachs haben."
Was haben die Städtischen dagegen jetzt für Gespinnste im Kopf - sich übernehmen mit dem alten Stadtbahnhof und deren Wiederanbindung!? Warum? Bringt doch bitte erst mal ein Bahnhof in Ordnung bzw. bewegt den Eigentümer dazu!
Und so ist die Kritik allemal gerechtfertigt!
Nichts gegen die Rocker, sie geben dem Gebäude wenigstens einen Sinn, auch wenn deren Reiselust nicht unbedingt auf Schienen aufbaut.