Sein ganzes Leben steht Henry Frank bereits in der Manege. Mit seinen drei Enkelkindern blickt das familiengeführte Unternehmen auf acht Generationen zurück. „Wer einmal die Sägespäne der Manege in den Schuhen hat, will nie wieder raus“, erklärt der Direktor des Circus Paul Busch beim Gespräch auf einer Bank an der Lohrer Mainlände. Dort hat Frank mit seinem 35-köpfigen Ensemble, das größtenteils aus seiner Familie besteht, die Zelte für sein Gastspiel in Lohr aufschlagen.
„Alle unsere Kinder lieben ihre Aufgaben im Zirkus-Alltag“ erklärt der 44-Jährige das außergewöhnliche Familienleben: „Hier wird man hineingeboren.“ Auch sein Vater, seine Geschwister sowie deren Kindern leben und arbeiten hier – von zwei Monaten bis 75 Jahre sind alle Altersgruppen dabei.
Das ganze Jahr über unterwegs
Die Augen des Direktors leuchten, wenn er aus seinem Alltag berichtet. Das ganze Jahr über ist die Familie unterwegs. 50 Gastspielorte, in jedem sechs Vorstellungen – jede Woche eine neue Stadt. „Mein Zuhause ist da, wo unser Wohnwagen steht“, sagt Frank. Einen Hauch von Nostalgie und Romantik im Zeitalter des Internets möchte er seinen Besuchern unter der Zirkuskuppel mit den 900 Sitzplätzen anbieten: „Für zweieinhalb Stunden einfach mal abschalten.“
Doch es gibt auch Kritik. Beim vorherigen Gastspiel in Aschaffenburg kam es zu Protesten von Tierschützern. Tiere, die im Käfig gehalten werden, führt das mittelständische Unternehmen nicht mehr mit sich, von den letzten Elefanten trennte sich der Zirkus vor vielen Jahren. Oft seien Auftrittsmöglichkeiten durch kommunale Gesetze bei Wildtierbeständen begrenzt. Direktor Frank meint: „Jedem Zirkus sollte selbst überlassen werden, welche Tiere er mit sich führt.“ Die Unternehmen, die noch Elefanten, Tiger oder Löwen haben, könne man an einer Hand abzählen. „Das Thema hat sich eh erledigt und ist ein Auslaufmodell“ erklärt Frank: „Die letzten Bestände dieser Zirkustiere sind betagt und sterben.“
„Die Leute wollen Tiere sehen“
Wildtiere könnten heutzutage nicht mehr gekauft werden. Jedoch stünde es einem Zirkus frei, Tiernummern von externen Dompteuren zu engagieren. Nach Franks Meinung gehören Tiere dazu: „Ein Zirkus ohne Tiere ist kein Zirkus“, findet er. Kinder fragen noch immer, wo denn die Elefanten und Löwen sind, berichtet er. „Die Leute wollen Tiere sehen.“
Diese treten auch in der Manege von Circus Busch auf: Acht Kamele, sieben Rinder, acht Pferde, sechs Ponys, zwei Ziegen und drei Hunde. „Wir sind der meist kontrollierte Tierbetrieb überhaupt“, sagt Frank. Er ärgert sich über die Kritik der Tierschützer: „Nirgendwo wird der Tierschutz größer geschrieben als in Deutschland.“ Jede Woche erscheine unangemeldet ein Vertreter des Veterinäramtes, um sich über Pflege, Auslauf und Zustand der Tiere zu erkundigen. „Wir stehen doch in der Öffentlichkeit“, führt Frank aus. „Wir können uns gar nichts Schlechtes erlauben.“
Frank lädt zum Blick hinter die Kulissen
Viele private Reitpferde würden die ganze Woche über in ihrer Box stehen, seine Pferde erhielten dagegen täglich Auslauf, argumentiert er. Henry Frank bietet den Skeptikern beim Auftritt seines Zirkus in Lohr an, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen, um sich von der tiergerechten Haltung zu überzeugen.
Mit mehr Akrobatik, ausgefeilter Artistik und den Clowns kompensiert Circus Busch seine fehlenden Wildtier-Nummern. Mit Erfolg. Die Zuschauerzahlen steigen wieder. „Mit modernen Lichteffekte passen wir uns der Zeit an“, erklärt Frank. Er schwärmt von der Darbietung der Gebrüder Francello auf dem Todesrad und der sehr seltenen Nummer auf der Wolkenschaukel – „alles ohne Sicherung!“ Henry Frank ist überzeugt: „Solange es Kinder gibt, wird es auch den Zirkus geben.“
Das ganze Theater der sogenannten "Naturschützer" ist manchmal nicht akzeptierbar. Auch Zirkustiere werden manchmal sehr alt und älter als ihre Artgenossen in der Natur. Würden sie schlecht behandelt werden, so wäre dies nicht so.
Die Möglichkeit eines (u.U. tödlichen) Unfalles im Rahmen der Vorstellung erzeugt also besonderen Nervenkitzel und bringt deshalb mehr Zuschauer...?
Was sagt dazu eigentlich die Berufsgenossenschaft?