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TRIEFENSTEIN/ERLENBACH
Zementwerk geht nicht ins Wasser
Kommando zurück: Das Zementwerk Lengfurt des Konzerns HeidelbergCement verzichtet auf seine Pläne zur Vertiefung der Abbausohle im Lengfurter Steinbruch. Die umliegenden Gemeinden (oben Erlenbach, links, und Tiefenthal, unten Lengfurt, links) hatten aus Sorge um ihre Trinkwassergewinnung erhebliche Bedenken und lehnten das Vorhaben ab.
Foto: Adolf Spreng/Film-Photo-Ton-Museumsverein | Kommando zurück: Das Zementwerk Lengfurt des Konzerns HeidelbergCement verzichtet auf seine Pläne zur Vertiefung der Abbausohle im Lengfurter Steinbruch.
Andreas Brachs
 |  aktualisiert: 23.12.2015 11:46 Uhr

Das Lengfurter Zementwerk wird die Pläne für die Vertiefung der Abbausohle im Steinbruch nicht weiter verfolgen. Wie HeidelbergCement in einer Pressemitteilung schreibt, könne eine mögliche Beeinflussung des Wasserschutzgebiets für den Brunnen Erlenbach/Wolfsbaum nicht eindeutig geklärt werden.

Das Zementwerk erklärt seinen Verzicht damit, dass es von Beginn an den Konsens mit den Gemeinden Erlenbach und Triefenstein gesucht habe und es sich beim Thema Grundwasser um einen sensiblen Bereich handele.

Wie berichtet, plante das Zementwerk, den Steinbruch tiefer als bislang genehmigt auszubeuten und mehr Abraum als bisher im Steinbruch zu verfüllen. Deshalb hatte HeidelbergCement ein entsprechendes Genehmigungsverfahren eingeleitet. Daraufhin meldeten die Gemeinden Triefenstein und Erlenbach ihre Bedenken an, der tiefere Abbau, der bis in die Grundwasserzone reichen sollte, könne möglicherweise ihre Trinkwassergewinnung berühren.

„Das ist es uns mit Blick auf die gute Nachbarschaft nicht wert.“
Michael Cypra Leiter des Zementwerks Lengfurt

In der Folge ließen das Zementwerk und die Gemeinden Gutachten über die Auswirkungen des tieferen Abbaus erstellen, die nicht zu den gleichen Ergebnissen kamen, wie Werksleiter Michael Cypra auf Nachfrage der Main-Post erklärt. Das Gutachten des Werks spreche von einer „geringen Beeinflussung“ des Trinkwassereinzugsgebiets. Das Gutachten der Gemeinde Erlenbach wollte dagegen größere Auswirkungen nicht ausschließen.

Auch Pegelmessungen im Grundwasser hätten über Monate keine eindeutigen Ergebnisse gebracht. Es bleiben Unsicherheiten. „Wir wollen nicht sehenden Auges in Gefahren laufen“, erklärt Cypra daher die Entscheidung des Konzerns, den geplanten Abbau zwar in der Fläche, aber nicht mehr in der ursprünglich beabsichtigten Tiefe fortzuführen.

Cypras Fazit: „Das Thema Wasser ist schwer zu greifen. Wir werden da nie zu einem Konsens kommen.“ Deshalb habe HeidelbergCement die beiden Seiten abgewogen. „Das ist es uns mit Blick auf die gute Nachbarschaft nicht wert“, fasst der Werksleiter das Ergebnis zusammen. Ansonsten hätte die Diskussion wohl bis 2030 oder darüber hinaus angedauert. Ungefähr zu diesem Zeitpunkt hätte der Abbau die Grundwasserzone erreicht.

Das Unternehmen stellt allerdings klar, dass das Abbaugebiet durch den Verzicht nicht kleiner werde. Nur werde man nicht bis in die Grundwasserzone vordringen. Vorantreiben will HeidelbergCement unterdessen das Verfahren zur Rekultivierung, um mehr Abraum im Steinbruch verfüllen zu dürfen.

Auch der Zeithorizont für den Abbau wird sich kaum verändern. Cypra rechnet aus heutiger Sicht damit, dass der Steinbruch noch bis etwa ins Jahr 2062 weiterarbeiten werde, abhängig davon, wie sich die Nachfrage und der technische Fortschritt entwickeln. Derzeit baut das Werk jährlich 1,2 Millionen Tonnen Kalkstein ab. Der Standort Lengfurt sei also nicht „lebensnotwendig“ von einem tieferen Abbau abhängig. „Die Existenz des Zementwerks ist nicht gefährdet“, betont Cypra, „mit 20 Ausrufezeichen!“

Bürgermeister Georg Neubauer (Erlenbach) findet den Verzicht des Zementswerks „begrüßenswert, beruhigend und erfreulich“. Die Gemeinde Erlenbach habe einiges unternommen, um dem tieferen Ausbau entgegenzuwirken. Cypra wiederum habe Wert auf ein gutes Verhältnis zu den Nachbargemeinden gelegt und dies nun eingehalten.

Bürgermeister Norbert Endres (Triefenstein) bewertet die Entscheidung ebenfalls positiv. „Es zeigt, dass wir nur gemeinsam arbeiten und etwas erreichen können.“ Da der Abbau laut Endres durch die Vertiefung nur um etwa fünf Jahre verlängert worden wäre, hätte das in keinem Verhältnis zur Gefahr für das Trinkwasser gestanden. Außerdem hätten die Pläne für viel Unruhe in der Bevölkerung gesorgt. Er begrüße daher den angekündigten Verzicht.

 
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