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ZELLINGEN
Zellingerin gewinnt den Schinkelpreis
Wo in Spandau bisher noch ein Kaufland-Supermarkt steht, hat Teresa Hemmelmann kurzerhand eine Markthalle konzipiert. Sie ist innen abgestuft. Die Hülle der Halle besteht aus vielen verschachtelten Boxen. Entwurf: Teresa Hemmelmann
Foto: Teresa Hemmelmann | Wo in Spandau bisher noch ein Kaufland-Supermarkt steht, hat Teresa Hemmelmann kurzerhand eine Markthalle konzipiert. Sie ist innen abgestuft. Die Hülle der Halle besteht aus vielen verschachtelten Boxen.
Karl-Heinz Haase
Karlheinz Haase
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:22 Uhr

Die Zellinger Architektur-Absolventin Teresa Hemmelmann wurde in Berlin mit dem Schinkelpreis ausgezeichnet. Für ihre Masterarbeit erhielt sie den Hauptpreis im Wert von 3000 Euro und zusätzlich das Hans-Joachim-Pysall-Reisestipendium, dotiert mit 2500 Euro.

Unter dem Titel „Stadtoase – Nahversorgung als Supermix“ reichte die Studentin der Hochschule für Technik (HFT) Stuttgart ihre Arbeit ein und begeisterte damit die Jury. Sie überzeugte mit ihrem Entwurf, einer aus Modulen bestehenden Markthalle, durch ihre selbstständige Handschrift, den innovativen Ansatz zu Architektur und Nutzungsmischung sowie die räumliche Umsetzung – so die Wettbewerbsjury.

Konzept für Berlin-Spandau

Aufgabe des Wettbewerbs war die Entwicklung eines wegweisenden Stadtgebietes in Berlin-Spandau, das ein zukunftsweisendes Konzept für die Nahversorgung aufzeigt. Dabei sollten Themen wie die zukünftige Mobilität genauso einbezogen werden wie die Auswirkung von weltweit agierenden Online-Versandhändlern auf lokale Nahversorger, die Vermarktung von regionalen landwirtschaftlichen Erzeugnissen, die Nutzung der Kleingartenerträge oder Urban Gardening als Beitrag zur täglichen Versorgung in der Stadt.

Das Gelände umfasst den Kaufland–Supermarkt mit seinen Parkplätzen (insgesamt 4,2 Hektar), ein ehemaliges Munitionsdepot (3,8 Hektar) und nördlich davon die Kleingartenanlage Hasenheide (2,6 Hektar). Auf dem Gelände gibt es laut Ausschreibung auch leer stehende Traglufthallen, verfallende Sportstätten und verwildernde Freiräume.

Wohnboxen

„Ich bin ziemlich radikal vorgegangen“, räumt Teresa Hemmelmann ein. Den Kaufland-Markt hat sie in ihrem Entwurf kurzerhand abgerissen. Dort ließ sie eine Markthalle entstehen. Sozusagen die Hülle dieser Halle besteht aus Boxen. Sofern diese belichtet sind, dienen sie als Wohnungen. Diejenigen ohne oder mit wenigen Fenstern können Fitnessräume, Lager oder Technikräume sein. All das ist eineinander verschachtelt. Durch die Lücken zwischen den Boxen dringt Tageslicht in dei Markthalle. Diese ist nicht durch einen Haupteingang erreichbar, sondern durch viele gleichberechtigte Durchlässe zwischen den Boxen. In diesen Erdgeschossboxen sind beispielsweise Pop-Up-Stores oder andere kleine Läden untergebracht, ebenso die nach oben führenden Treppen. Hier ist alles extrem verdichtet.

Den zweiten Schwerpunkt setzte Teresa Hemmelmann in dem früheren Munitionsdepot. Die bestehenden Bunker mit ihren 4,60 Meter hohen Betonwänden bezog sie in die Entwürfe ein. In ihnen siedelte sie Werkstätten, Ateliers und Cafés an. Wieder entwarf sie für die Obergeschosse ein System aus vielerlei Wohnboxen, diesmal aber deutlicher lockerer angeordnet als bei der Markthalle. Die Dächer können entweder als urbane Gärten dienen oder mit Solarzellen bestückt werden. Autos klammert Teresa Hemmelmann aus. „Ich gehe davon aus, dass sie in 50 Jahren in Berlin erst recht keine Rolle mehr spielen werden, sondern sich die Menschen mit E-Bikes und Bussen fortbewegen.“

Karl Friedrich Schinkel

Der Schinkelpreis des Architekten- und Ingenieur-Vereins zu Berlin (AIV) ist eine bundesweite Auszeichnung und wird jährlich für „hervorragende technischwissenschaftliche Leistungen im Bauwesen“ in den Kategorien Städtebau, Architektur, Landschaftsarchitektur verliehen. Er zielt auf die Förderung des planerisch kreativen Nachwuchses ab, das heißt die Teilnahme von Studenten und Absolventen ist bis 35 Jahre begrenzt. Karl Friedrich Schinkel (1781 bis 1841) war ein preußischer Baumeister und Architekt, dessen Bauwerke noch heute das Stadtbild Berlins prägen.

Teresa Hemmelmann stammt aus Zellingen und studierte in Würzburg, Stuttgart und Barcelona Architektur. Sie war von ihrem Erfolg total überrascht und freute sich sehr, die Preise entgegennehmen zu dürfen.

Beim ehemaligen Munitionsdepot verwendet Teresa Hemmelmann die bestehenden Bunker als Werkstätten und Ateliers weiter. Darüber befinden sich Wohnboxen. All das wird intensiv begrünt.
Foto: Teresa Hemmelmann | Beim ehemaligen Munitionsdepot verwendet Teresa Hemmelmann die bestehenden Bunker als Werkstätten und Ateliers weiter. Darüber befinden sich Wohnboxen. All das wird intensiv begrünt.
Teresa Hemmelmann (in Schwarz) wurde in Berlin mit dem Schinkel-Preis ausgezeichnet.
Foto: Sebastian Semmer | Teresa Hemmelmann (in Schwarz) wurde in Berlin mit dem Schinkel-Preis ausgezeichnet.
 
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