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Retzbach
Zellinger Becken will sich Klärschlammtrocknung am MHKW Würzburg anschließen
Jürgen Kamm
 |  aktualisiert: 24.07.2024 12:27 Uhr

Noch einige Jahre wird der Klärschlamm aus der Kläranlage in Retzbach über die Firma Südwasser entsorgt und letztlich im Zementwerk der Firma Schwenk in Karlstadt als Sekundärbrennstoff verbrannt. Doch nun stellte der Abwasserzweckverband "Zellinger Becken" die Weichen für die künftige Klärschlammverwertung neu: Mit einer Absichtserklärung, sich dem Projekt für die Klärschlammtrocknung am Würzburger Müllheizkraftwerk anzuschließen. Das ist letztlich der erste Schritt hin zur Phosphorrückgewinnung, die ab 2029 in Deutschland greift und für die Anlage in Retzbach ab 2032 verpflichtend wird.

Das Gemeinschaftsprojekt des Zweckverbandes "Abfallwirtschaft Raum Würzburg", des Müllheizkraftwerks Würzburg und des Gemeinschaftskraftwerks Schweinfurt (GKS) sieht folgendes vor: Am Müllheizkraftwerk (MHKW) soll eine zentrale Trocknungsanlage für angelieferten entwässerten Klärschlamm gebaut werden. Dieser wird dann in einer spezialisierten Monoverbrennungsanlage verbrannt, die am GKS geplant ist. Aus der Asche lässt sich Phosphor zurück gewinnen werden, was bei der bisherigen energetischen Verwertung (Mitverbrennung) in Zement- und Müllheizkraftwerken nicht möglich ist. Wo dieser Prozess erfolgen kann, ist noch unklar.

Rechnungen genehmigt

Die Anlage in Schweinfurt soll auf rund 60.000 Tonnen getrockneten Klärschlamm im Jahr ausgelegt werden. Zum Vergleich: Im Müllheizkraftwerk Würzburg können derzeit 6000 Tonnen mitverbrannt werden, in Würzburg fallen jährlich etwa 20.000 Tonnen Klärschlamm an. Am MHKW geht man von 20 LKW-Anlieferungen und maximal vier Abfuhren je Werktag aus, weil getrockneter Schlamm deutlich leichter und kompakter als entwässerter (75 Prozent Wassergehalt) ist.

Das Abstimmungsergebnis der Verbandsversammlung war einstimmig. Gründe waren unter anderem, dass keine Alternativen absehbar sind und die Kapazität der in Würzburg und Schweinfurt geplanten Anlagen für die Region vermutlich nicht ausreichen wird.

Vier Rechnungen aus dem Unterhalt der Kläranlage wurden von der Verbandsversammlung genehmigt: 5150 Euro kostet ein Stirnradgetriebemotor der Firma SEW-Eurodrive, 4740 Euro Software-Dienstleistungen der Firma Siemens für die Sauerstoffsonde, 6950 Euro wurden für 24,36 Tonnen des Fällmittels Ferrifloc (Eisen-III-Chloridsulfat) der Firma Kronos und 7000 Euro für 2,1 Tonnen des Flockungshilfsmittels Poly Separ K der Firma Separ Chemie fällig. Das Flockungsmittel ist nötig, um Überschussschlamm einzudicken und Faulschlamm zu entwässern.

Ein besonderer Besuch

Zur Kenntnis nahm die Versammlung die Jahresrechnung 2023, die mit insgesamt zwei Millionen Euro und damit 170.000 Euro unter Plan abschloss. Davon entfielen 1,55 Millionen Euro (126.000 Euro weniger) auf den Verwaltungs- und 578.000 Euro (42.000 Euro weniger) auf den Vermögenshaushalt. Im Verwaltungshaushalt sind 1,4 Millionen Euro der Einnahmen die Verbandsumlage und bei den Ausgaben 750.000 Euro der Betrieb der Kläranlage, 91.000 Euro die Klärschlammentsorgung und 65.000 Euro die Betreuung der gemeindlichen Anlagen (Kanäle, Rückhaltungen). Die Zuführung an den Vermögenshaushalt fiel mit 195.000 Euro um rund 70.000 Euro geringer aus als geplant. In die Anlage investiert wurden 150.000 Euro, getilgt 222.000 Euro an Krediten und der Rücklage zugeführt 182.000 Euro.

Von besonderem Besuch auf der Kläranlage berichtete Abwassermeister Thomas Hemmelmann: Eine Künstlerin aus Leinach nahm die Fließ- und Blubbergeräusche des Wassers auf. Sie sollen Teil eines Audiowalk über den Weg von Wassers vom Hahn bis in den Main werden.

 
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