Mit einem großen Festgottesdienst startete der Jubiläumssonntag in Neustadt. Dazu war Abt Michael Reepen aus Münsterschwarzach eingeladen, um auch an Neustadts benediktinische Tradition zu erinnern.
Danach regnete es zwar, doch der Zweite Bürgermeister Klaus Schwab berichtete: »Die Leute kamen trotzdem reingeströmt, halt mit Regenschirm.« Er stand immer wieder am Eingang zur »Partymeile«, erklärte die Sache mit dem »Naüschter Gaald« und fragte Ankommende nach ihrer Herkunft.
Dank breiter Werbung sogar im Fernsehen seien viele zum Beispiel auch aus dem Würzburger Raum gekommen. Das führte zu erfreulichen Besucherzahlen im fünfstelligen Bereich, mit punktuellen Engpässen als Schattenseite. So musste Schwab schon Sonntagnachmittag um vier erklären: »Kuchen ist leider aus.«
Mit Bulldog und Ziegen
Nicht nur Gäste, sondern auch manche der Aussteller waren von weiter her angereist. Thomas Endrich aus Zellingen hatte über die Halsbacher Dreschfreunde von der Fahrzeugschau zum Jubiläumswochenende in Neustadt gehört und war mit seinem Lanz Bulldog von 1935 hergefahren. Schon nachmittags knatterte er wieder los, denn »so gut zwei Stunden« werde er mit seinem maximal 20 Stundenkilometer schnellen Oldtimer nach Hause brauchen, schätzt er.
Ein Gefährt mit abgasfreiem Antrieb war vom Vogelsberg angereist: Anja Reifegerste und Ludwig Bär hatten ein knappes Dutzend weiße Ziegen dabei, die einen großen Bollerwagen zogen oder nebenher trotteten. Zur Freude der Kinder und der Zuschauer drehte der Wagen immer wieder Runden entlang der »Naüschter Partymeile«.
Bläser stoßen ins Horn
Doch vor allem waren natürlich die vielen Naüschter aktiv. So wie der Skiclub, der letztes Jahr tonnenweise Äpfel gesammelt und daraus 1250 Liter Naüschter Öpfelmoust für das Fest gekeltert hatte – ein großer Hit bei den durstigen Besuchern.
Auch Thomas Kimmel und Christian Auth sind vom Skiclub, sie zogen als Musikanten durchs Dorf, Kimmel mit einer »Teufelsgeige«, wie er erläutert. Die Saiten des alten Instruments sind Attrappe, stattdessen wird es als Schlagzeug benutzt, mit einer Art Tambourin und vielen Glöckchen. Oben am Pfeuffershof wachte der große, von Lisa Pfeuffer geschnitzte Steinbock über die vielen Gäste, dort fand am Sonntag auch das Bläsertreffen des Bayerischen Jagdverbandes statt.
Jagdmusikanten von Marktheidenfeld bis Gemünden stießen ins Horn, Wildbratwurst und -leberkäse sowie Forellen waren schon Sonntagmittag ausverkauft. In der Fahrzeugschau sah man Historisches von sportlichen Morgans über einen alten Reisebus bis zu den Bulldogs. Am anderen Ende unten am Main lockten historische Schiffe und das Mittelalterlager des Vereins Eiris.
Bienen-Brutröhren basteln
Im Herzen des Festes, auf der Bühne am Dorfplatz, hörte man viel Musik. An beiden Tagen spielten die Waldzeller Musikanten auf, Samstagabend rockte der Spessarträuber mit seiner Bande die Besucher, und sonntags erfreuten die Mädchen von der Schulband der Lohrer Realschule mit ihren Songs.
Auch die Aktionen des Bund Naturschutz fanden viel Anklang. Winfried Rüb bastelte unzählige Bienen-Brutröhren mit Kindern, und Edgar Schenks Führungsgäste entdeckten gleich zwei Schmetterlinge der »Roten Liste« in Neustadt, wie das Schwefelvögelchen Ein Besuchermagnet war auch die historische Modenschau, durch die Matthias Pfeuffer und Kerstin Haug führten. Die Plätze vor der Bühne waren heiß umkämpft, als die Models in der flott choreographierten Show eine Zeitreise durch die Naüschter Mode im letzten Jahrhundert boten.
Besuchermagnet Modenschau
Los ging es mit ganz besonderen Models: Schwester Hilke und Schwester Thelma führten schwungvoll vor, was zum Beispiel eine Novizin Anfang des 20. Jahrhunderts getragen hatte. Dann hatte die gute alte Kittelschürze in zahlreichen Variationen ihren Auftritt, aber auch Abendgarderobe und originale Trachtenmode gab es zu sehen.
Begleitet von historischen Schlager-Ohrwürmern vom Babysitter-Boogie bis zu ABBA, unterhielt die Modereise mit jeder Menge Pünktchen auf schwingenden Fiftys-Kleidern und bunten Siebziger-Outfits mit Schlag.
Die Moderatoren erinnerten dazu an die Zeiten, als man in Naüscht in der »Krone« zum Tanz ging, oder als die Versandkataloge in den Sechzigern die Zeit des Selbstgenähten ausklingen ließen.
Zum Schluss gab es noch eine ganze Runde Bräute in historischen Hochzeitskleidern, bevor sich alle Models zum großen Finale im Konfettiregen auf der Bühne versammelten.