Das ZDF sendet am 3. Dezember im Rahmen seiner sonntäglichen Live-Gottesdienstübertragungen ab 9.30 Uhr den Adventsgottesdienst aus der Lohrer Stadtpfarrkirche St. Michael. Das überrascht, denn das ZDF übertrug erst im vergangenen Jahr den Palmsonntagsgottesdienst aus Lohr. Über die Hintergründe und den Stand der Vorbereitungen berichtete Pfarrer Sven Johannsen im Gespräch mit unserer Redaktion.
Die Lohrer Gerüchteküche glaubt zu wissen, das ZDF komme das zweite Jahr in Folge, weil 2022 die Verköstigung seines Teams so gut war. Die Verköstigung sei tatsächlich sehr gelobt worden, meinte Johannsen schmunzelnd. In anderen Gemeinden hätten die ZDF-Mitarbeiter nur belegte Brötchen bekommen und keinen Schweinebraten wie in Lohr. Der tatsächliche Grund sei aber ein anderer. Lohr als Übertragungsort sei in diesem Jahr gar nicht eingeplant gewesen. Doch der Gemeinde in Bensheim im Bistum Mainz sei etwas dazwischen gekommen. Deshalb habe die Fernseh- und Hörfunkredaktion der Deutschen Bischofskonferenz in Lohr angefragt, ob man kurzfristig einspringen könne.
Der Lohrer Pfarrgemeinderat habe sofort gesagt: "Das machen wir gerne wieder." Das ZDF sei von der Lösung angetan, weil es in Lohr nicht bei Null anfangen müsse. Vom Palmsonntag 2022 seien die ganzen Pläne noch vorhanden, wo Kameras und Schweinwerfer stehen und wie die Kabel verlegt werden müssen. Normalerweise hätte der Vorlauf für die Sendung bereits am Jahresanfang beginnen müssen. Gegenüber der Übertragung voriges Jahr wird sich nach Johannsens Worten vom äußeren Rahmen her wenig ändern. Allerdings beginne der Gottesdienst nicht wie an Palmsonntag auf dem Kirchplatz, sondern in der Kirche. Und die Übertragung dauere nur 44 Minuten und 30 Sekunden und keine volle Stunde.
Mitsängerinnen gesucht
Die fehlenden 15 Minuten hole man herein durch den Beginn in der Kirche und einen reduzierten Einsatz der Schola. Diese werde nicht so viele Solo-Stücke singen wie 2022, sondern mehr gemeindebegleitend. Für die Schola werden noch Mitsängerinnen gesucht, die sich bis zum 14. September im Pfarrbüro melden könnten. Christl Schlensok werde die Schola leiten. "Wir wissen schon ungefähr, wie der Gottesdienst abläuft", ließ der Pfarrer durchblicken, der die Messe zelebrieren wird. Der Einzug erfolge durch den Haupt- und nicht den Seiteneingang. Der Chor stehe nicht wie 2022 an der Seite, sondern im Chorraum. Das war voriges Jahr wegen des dort platzierten großen Kreuzes nicht möglich. "Das wird die einzige räumliche Veränderung sein."
Die Kantorenstelle ist nach Angaben des Pfarrers noch nicht wieder besetzt. Für die Nachfolge von Alfons Meusert, der in den Ruhestand gegangen ist, gebe es Bewerbungen, aber eine Besetzung bis Anfang Dezember sei unwahrscheinlich. Die Orgel werde wie voriges Jahr Dieter Blum aus Hammelburg spielen. Es werde spezielle Elemente des Advents wie die Segnung der Adventskränze geben. Der Pfarrer weiß auch schon, worum es in seiner Predigt gehen wird: die Würde der Erde. Das sei der thematische Schwerpunkt. Bei einer Besprechung am 14. August sei festgelegt worden, dass ein Bild im Mittelpunkt der Dreharbeiten stehen werde. Darum kümmere sich die Fotografin und Pfarrgemeinderatsvorsitzende Nina Pearson.
"Wir werden auf dem aufbauen, was letztes Jahr gelaufen ist", kündigte Johannsen an. Regie werde wieder Matthias Schwab führen, der aus Rodenbach stammt. Das Drehbuch sei wieder 80 bis 100 Seiten dick, aber vom vorigen Jahr könne viel übernommen werden. "Das ZDF muss nur neue Einstellungen für den Chor finden."
Technik-Hilfe erhofft
Von den freiwilligen Helfern des letzten Jahres haben sich laut Pfarrer fast alle schon wieder gemeldet. 2022 waren es über 40. Die Mitglieder des Pfarrgemeinderats und der Kirchenverwaltung bräuchten noch Unterstützung für die Küche und die Technik. Wie voriges Jahr werde es nach der Übertragung einen Telefondienst bis 18 Uhr geben, kündigte Johannsen an. Voriges Jahr beantworteten weitere 40 Freiwillige, die zuvor geschult wurden, in mehreren Schichten Tausende von Anrufen zu Lohr, dem Gottesdienst und anderen Themen.
Johannsen rechnet nicht damit, dass wie 2022 wieder fast 900.000 Zuschauer vor den Fernsehern sitzen werden. Die hohe Zahl sei den Corona-Einschränkungen zu verdanken gewesen. Jetzt gingen die Menschen wieder selbst in die Gottesdienste. Allerdings sei der Fernsehgottesdienst vor dem Fernsehgarten am Sonntag der "stabilste Faktor im ZDF-Programm" und werde aktuell von jeweils 500.000 bis 600.000 Menschen gesehen. "Vielleicht sind es im Advent wieder mehr."