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Gräfendorf
Wurstaktion: An Sebastiani werden 150 Schwartemägen in Gräfendorf verkauft und verzehrt
Dieter Lauter, Bürgermeister Johannes Wagenpfahl und Altbürgermeister Alfred Frank mit den gefüllten Schwartemägen bei der Herstellung
Foto: Wolfgang Schebert | Dieter Lauter, Bürgermeister Johannes Wagenpfahl und Altbürgermeister Alfred Frank mit den gefüllten Schwartemägen bei der Herstellung
Wolfgang Schelbert
 |  aktualisiert: 18.01.2025 02:37 Uhr

An Sebastiani ist Schwartemagentag. So besagt es die Tradition, die schon in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts in der Grundschule gelehrt wurde. Der Tag wirft seine Schatten voraus und Lebensmitteltechnologe Dieter Lauter stellt für diesen Tag etwa 150 Schwartemagen in der Schweineblase her, die zwei Mal geräuchert werden. Die Schwartemagen werden am Sebabastianitag, den 20. Januar, im Dorfladen verkauft und auch an diesem Abend im Pfarrheim nach dem Gedenkgottesdienst verzehrt.

Altbürgermeister Alfred Frank, Dieter Lauter und Johannes Wagenpfahl schütten die gekochte Schweineschwarte mit Zwiebeln in den Fleischtrog
Foto: Wolfgang Schebert | Altbürgermeister Alfred Frank, Dieter Lauter und Johannes Wagenpfahl schütten die gekochte Schweineschwarte mit Zwiebeln in den Fleischtrog

Der Sebastianitag geht auf ein Gelübde der Gräfendorfer Bevölkerung aus dem Pestjahr 1673 zurück. Laut Chronik wurde die Pest durch umherziehende Musketiere ins Saaletal eingeschleppt. In den Jahren 1673/74 wütete die Seuche in Gräfendorf so heftig, dass von Martini (11. November) bis Sebastiani 74 Menschen starben und auch viel Vieh verendete. Fast alle Menschen waren krank und wurden von Bewohnern der Nachbarortschaften versorgt.

Fasttag nach der überstandenen Pestseuche

Die Schwartemägen im Räucherschrank von Dieter Lauter
Foto: Wolfgang Schebert | Die Schwartemägen im Räucherschrank von Dieter Lauter

Es sei damals deshalb die ganze Gemeinde – lutherisch und katholisch – zusammengetreten und habe den Tag des "Heiligen Sebastian" zu feiern gelobt. Damals versprachen die Gräfendorfer nach der überstandenen Pestseuche den Tag als Fasttag zu begehen, den Tag über nichts zu essen und erst am Abend eine erste Mahlzeit zu sich zu nehmen. In den evangelischen Familien wurde abends der hauseigene Schwartemagen angeschnitten und gegessen. Heute stellt diese Spezialität der gelernte Metzgermeister und Lebensmittekontrolleur Dieter Lauter aus Gräfendorf nach einem Geheimrezept von Phillipp Wagenpfahl her.

Wagenpfahl war Metzgermeister in Gräfendorf und Vater des heutigen Bürgermeisters Johannes Wagenpfahl. Dieser überlies das Rezept, bestehend aus Schweinefleisch, Schweineschwarte, Rindfleisch und einer geheimen Würzmischung mit viel Pfeffer dem studierten Lebensmitteltechnologen Dieter Lauter. Helfer bei der Wurstaktion mit rund 160 Kilogramm zerkleinerten Fleischmassen waren Altbürgermeister Alfred Frank und der amtierende Bürgermeister Johannes Wagenpfahl. Alle betätigten sich ehrenamtlich an der Aktion zur Erhaltung der Tradition und zugunsten des Dorfladens in Gräfendorf. Am Sebastianitag ist am Abend um 18:30 Uhr Gottesdienst mit der Feuerwehr in Ausgehuniform und der musikalischen Umrahmung durch die Musikkapelle.

von links: Dieter Laut, Altbürgermeister Alfred Frank und Johannes Wagenpfahl mahlen die gekochte Schweinescharte mit Zwiebeln durch den Fleischwolf
Foto: Wolfgang Schebert | von links: Dieter Laut, Altbürgermeister Alfred Frank und Johannes Wagenpfahl mahlen die gekochte Schweinescharte mit Zwiebeln durch den Fleischwolf
von links: Altbürgermeister Alfred Frank und Dieter Lauter kneten die gekochte Schweinescharte in die Wurstmasse
Foto: Wolfgang Schebert | von links: Altbürgermeister Alfred Frank und Dieter Lauter kneten die gekochte Schweinescharte in die Wurstmasse
Altbürgermeister Alfred Frank, Dieter Lauter und Bürgermeister Johannes Wagenpfahl machen die erste Geschmacksprobe der Wurstspezialität vor dem Abfüllen.
Foto: Wolfgang Schebert | Altbürgermeister Alfred Frank, Dieter Lauter und Bürgermeister Johannes Wagenpfahl machen die erste Geschmacksprobe der Wurstspezialität vor dem Abfüllen.
von links: Dieter Laur füllt die erste Schweineblase mit Wurstmasse, im Hintergrund Altbürgermeister Alfred Frank dreht an der Füllmaschine
Foto: Wolfgang Schebert | von links: Dieter Laur füllt die erste Schweineblase mit Wurstmasse, im Hintergrund Altbürgermeister Alfred Frank dreht an der Füllmaschine
 
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