zurück
Lohr
Wurde Apple von Schneewittchen inspiriert? Neues Buch "Schneewittchentreiben" geht dieser Frage nach
Theodor Ruf mit einer der vielen modernen Versionen des Schneewittchenstoffes, die das Märchen zu einem der bekanntesten weltweit gemacht haben.
Foto: Thomas Josef Möhler | Theodor Ruf mit einer der vielen modernen Versionen des Schneewittchenstoffes, die das Märchen zu einem der bekanntesten weltweit gemacht haben.
Bearbeitet von Thomas Josef Möhler
 |  aktualisiert: 17.12.2022 02:56 Uhr

Hat sich Steve Jobs, Gründer der Computerfirma Apple, beim Firmennamen und dem angebissenen Apfel als Firmenlogo vom Schneewittchenstoff inspirieren lassen? Das ist eine der Fragen, denen Theodor Ruf in seinem neuen Buch "Schneewittchentreiben" nachgeht. Am Dienstag gewährte er in der Alten Turnhalle Einblick in die Entstehungsgeschichte des Buches.

Es sei "mal wieder Zeit, etwas anderes zu machen", begründete Ruf vor über 30 Zuhörerinnen und Zuhörern bei der Gemeinschaftsveranstaltung von Volkshochschule und Geschichts- und Museumsverein die Arbeit am Buch. Dieses solle wissenschaftlich fundiert, aber auch unterhaltsam sein. Die Arbeit daran laufe noch, "irgendwann liegt das Buch hoffentlich vor".

Darin geht es um die Entstehungsgeschichte des Schneewittchenstoffes, wie wir ihn heute kennen, und die Rezensionsgeschichte. Denn mit der Märchenfigur ist nach Rufs Worten schon sehr viel getrieben worden – daher der Titel "Schneewittchentreiben". Der Historiker und Kreisheimatpfleger sprach von einer "Spielwiese Schneewittchen": Er wolle erkunden, was man mit dem Märchen so alles gemacht habe.

Verschiedene Versionen

"Das" Märchen Schneewittchen gebe es allerdings nicht, so Ruf. Viele verwiesen auf die Version der Brüder Grimm. Deren Urhandschrift stamme wahrscheinlich aus dem Jahr 1808, die endgültige Fassung "letzter Hand" von 1857. Eine andere Version habe Albert Ludwig Grimm parallel veröffentlicht, "das hat den Brüdern Grimm gar nicht gefallen".

Älter sei die Version von Johann Carl Musaeus aus dem Jahr 1782, in der das Mädchen Blanca ("die Weiße") heiße. Dabei handle es sich um die erste schriftliche Fassung des Stoffes, die dem heute bekannten Märchen nahe komme.

Seitdem habe sich viel getan. Nicht nur in Lohr könne man Schneewittchen kaum entgehen, so Ruf. Stilbildend habe der Zeichentrickfilm "Snow White" (1937) von Walt Disney gewirkt mit der Hauptfigur in gelbem Rock und blauer Bluse. Schneewittchen könne man weltweit antreffen, es sei das am weitesten verbreitete deutschsprachige Buch.

Es gebe die verschiedensten Abwandlungen etwa mit einer gutmütigen Stiefmutter und einem zickigen Schneewittchen, Schneewittchen als Werbeträgerin, zahlreiche Illustrationen, von denen Ruf nicht wenige zeigte, sowie diverse Filme bis hin zu einer Hollywood-Neuverfilmung der Zeichentrickversion als Realfilm, die 2024 in die Kinos kommen solle.

Schneewittchen spiele auch die Hauptrolle in Sex- und Pornofilmen, so Ruf. Diese Assoziation sei allerdings nicht neu: Schon zu Zeiten der Brüder Grimm habe man sich überlegt, was ein junges Mädchen mit sieben Männern im Wald so mache.

Verbindung zu Rieneckern

Ruf selbst hatte in den 1990er Jahren eine eigene Version entwickelt, in der er Schneewittchen mit den Grafen von Rieneck in Verbindung brachte. Deren satirischer Gehalt sei jedoch nicht erkannt worden, die Geschichte in Lohr nicht gerade positiv aufgenommen worden, berichtete er. Ernst meint er dagegen angeblich die Verbindung zwischen dem Märchenstoff und Steve Jobs.

Der Gründer der Computerfirma Apple habe mit dem Apfel etwas Attraktives gegen den "harten" Begriff Computer setzen wollen, erläuterte Ruf. Jobs und der Schöpfer des Logos hätten genau gewusst, was sie tun. Jobs habe LSD konsumiert, dabei komme man schon auf Ideen. Zudem sei Jobs wie Schneewittchen ein "armes, vertriebenes Kind" gewesen. "Ich sehe darin keine Zufälligkeiten", behauptete der Autor.

In Lohr wird nach Rufs Ansicht der Spagat zwischen der augenzwinkernden Vermarktung eines Märchenstoffs und der Verkitschung nicht immer geschafft. Die Silhouette von Schneewittchen und den sieben Zwergen vor dem Schloss sei okay, die neue Zwergenbank in der Fußgängerzone dagegen Kitsch.

Kommt die Snowwhitewurst?

Viele Leute glaubten felsenfest, dass Schneewittchen aus Lohr komme, und könnten zwischen Ernst und Parodie nicht unterscheiden. Sie hätten den "Sinn dieser Fabulologie überhaupt nicht kapiert". Ruf wünscht sich in Lohr eine "ernsthafte Ausstellung" über Schneewittchen. Material dafür gebe es jede Menge, "aber es hat sich noch nichts getan".

Ruf hat sich nicht nur den Begriff "Schneewittchentreiben" markenrechtlich schützen lassen, sondern angeblich auch "Snowwhitewurst" – für Weißwürste. Er sei bereit, mit der Wombacher Metzgerei Siegler über eine Vermarktung zu sprechen, kündigte er an.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Lohr
Apple
Arbeitsstellen
Bücher
Computerunternehmen
Die 7 Zwerge
Johann Carl
Schneewittchen
Steve Jobs
Walt Disney
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top