"WortKunst" ist der Titel einer gemeinsamen Veranstaltungsreihe von Stadtbibliothek, Volkshochschule und städtischer Kulturabteilung. Worten als Kunst hat sich Linda Schwarz aus Homburg in besonderer Weise verschrieben. Deshalb ist sie bis zum 15. Juni mit einer künstlerischen Intervention in der Stadtbibliothek zu Gast, die sie unter das Motto "Das Pferd frisst keinen Gurkensalat" stellte.
Die in Stuttgart und Berlin akademisch ausgebildete Künstlerin mit dem Schwerpunkt Druckgraphik ist eine Wort-Sammlerin. Sie schnappt Worte und Sätze in Gesprächen, im Alltag oder in Zeitungsartikeln auf und notiert sich diese. In den Räumen der Stadtbibliothek an der Schmiedsecke hat sie in den letzten Tagen zwischen 250 und 300 Karten installiert, mit denen sie einzeln oder zu Inseln zusammengefasst auf die besondere Bedeutung von Worten hinweist und Gedanken oder Gespräche bei den Besuchern anregen möchte.
Sinnloser Titelsatz?
Die einzelnen Blätter erinnern an mit Schreibmaschine beschriebene Karteikarten, obwohl sie mit einer entsprechenden Schrifttype auf dem Computer entstanden sind. So sinnlos der Titelsatz vom Pferd mit dem Gurkensalat auf den ersten Blick erscheinen mag, so bedeutsam ist er, wenn man nur weiß, dass der revolutionäre Siegeszug des Telefons just mit diesem Satz bei der Vorstellung der neuen Kommunikationsmöglichkeit durch Johann Philipp Reis im Jahr 1861 begann.
Der Besucher der Bibliothek sieht sich zum Bespiel plötzlich mit Worten wie "Scheindenker" oder "Schokokalypse" konfrontiert. "Wird Denken vielleicht Mode?" steht an anderer Stelle und "Welche Taste muss ich drücken: ‚Einmal Weltbild verändern bitte ‘?" Schwarz wünschte den Besuchern einen "Schönen Freutag!" und kommt zu dem Schluss: "Etwas Langeweile kann gut tun." Dennoch kann sich auch die Frage stellen: "Sind Sie ein Erlediger oder Aufschieber?"
Der Betrachter kann sich seinen Weg durch den Wirrwarr der Begriffe und Ratschläge bahnen. "Wenn der Alltag nicht so plüschig ist, dann einfach kuscheln" kann man lesen oder "Und sobald Du die Antwort hast, ändert das Leben die Frage." Eines ist für die Homburgerin ohnehin deutlich: "Wer Kunst kauft, kommt ins Paradies!"
Bald beim evangelischen Kirchentag in Dortmund
Bei der Ausstellungseröffnung am Donnerstagmorgen bahnten sich Inge Albert von der städtischen Kulturabteilung, Bibliotheksleiterin Susanne Wunderlich und Vhs-Geschäftsführerin Monika Oetzel gemeinsam ihren Weg durch den Gedanken- und Wortdschungel. Albert freute sich in ihrer Eröffnungsrede darüber, dass Linda Schwarz die Besucher der Stadtbibliothek an ihren "Wortschätzen" teilhaben lasse.
Die Grenzgängerin zwischen Europa und den USA, wo Schwarz sich zu Studienzwecken aufgehalten hatte, erzählte Albert, fühle sich künstlerischen Traditionen wie Texten von Friedrich Hölderlin oder der Musik von Johann Sebastian Bach ebenso verpflichtet wie unserer Industriegesellschaft und dem Alltag. In der zur Gasse hin offenen Situation der Stadtbücherei überwinde die Homburgerin mit graphischer Dynamik die Grenzen zwischen Innen und Außen, so Albert weiter.
Die Wortkunst von Linda Schwarz werde in Kürze schon beim evangelischen Kirchentag in Dortmund zu entdecken sein und werde auch dort werben für: "Querdenken, Andersdenken, Um-die-Ecke-Denken und Neu-Denken."
Die Installation "Das Pferd frisst keinen Gurkensalat" von Linda Schwarz ist in der Stadtbibliothek Marktheidenfeld, Schmiedsecke 3, zu sehen. Die Bibliothek ist geöffnet montags von 15 bis 18 Uhr, dienstags, donnerstags und freitags von 10 bis 18 Uhr und mittwochs und samstags von 10 bis 13 Uhr.