Der Jesuit und Befreiungstheologe Jon Sobrino sagt: „In einer Welt so vieler Veränderungen und Krisen, so vieler Herausforderungen, aber auch so vieler Chancen für die Zukunft brauchen wir mehr als nur Lehren und Ideologien. Wir brauchen Geist.“
Umbrüche (übrigens ein anderes Wort für Krisen) gibt es wahrlich genug in Gesellschaft, in Kirche genauso wie im eigenen Leben. Das Anderswerden liegt in der Natur, ist ein Prinzip allen Lebens und steht unserem Wunsch nach Beständigkeit, Beharrlichkeit oder Bequemlichkeit entgegen. Veränderungen können allerdings zur Grenzerfahrung werden, sie können mich ängstigen, ich kann mich verschließen oder sie annehmen und mich herausfordern lassen.
Manche Veränderungen im gesellschaftlichen wie im persönlichen Leben kann ich nur mit einer Übergangszeit und in Gemeinschaft mit anderen gut „verkraften“. Ein gutes Beispiel sind für mich die Jünger Jesu. Als Jesus sie am Himmelfahrtstag verlassen hatte, zogen sie sich zurück und blieben im Gebet beisammen bis zum Pfingsttag.
Dieser Bericht ist der Ursprung einer alten christlichen Tradition, der Novene. Christen haben ein Neuntage-Gebet vor großen Festtagen, vor persönlichen Entscheidungen oder Lebenswenden.
Was passiert da? Es ist ein Gewahr-werden. Die aktuelle Situation wird in den Blick genommen. Es wird das angeschaut, was sich verändert. Es kann bedauert und betrauert werden. Und gleichzeitig wird das ins Wort gebracht, was erahnt, was erhofft oder ersehnt wird und was sich ankündigt. Visionen werden ausgesprochen. Eine Novene eröffnet mir die Möglichkeit, die eigenen Kräfte zu sammeln und mich gleichzeitig der Kraft Gottes zu öffnen, die Grenzen überwindet.
Ich wünsche Ihnen eine Geist-erfüllte Zeit des Übergangs und empfehle das alte Gebet „Komm herab, o Heiliger Geist!“ (Gotteslob 344, Evangelisches Gesangbuch 128 oder im Internet).