Wir leben, um zu repräsentieren, sagte einst der französische Religionsphilosoph André Gide (Paris 1869 bis 1951): „Nous vivons pour representer.“
Nun verstehen viele Zeitgenossen das bei uns jedoch falsch: Sie repräsentieren mit Statussymbolen, metallic-farbenen Luxuskarossen, herrschaftlichen Häusern, teurem Schmuck, exotischen Urlaubszielen, aufwendigen Partys . . . Dieser Satz vom Repräsentieren ist anders gemeint: „Wir leben nicht, um uns selbst oder irgendetwas darzustellen, sondern wir leben, um die Liebe Gottes in dieser Welt zu repräsentieren.“ Unser Lebenssinn ist, diese Liebe an jedem Tag neu „präsent“, das heißt „gegenwärtig“ zu machen. Doch wie geht das?
Aus Liebe hat Gott einen jeden Menschen ins Leben gerufen. Wir repräsentieren die Liebe Gottes, wenn wir uns für das Leben einsetzen, Leben fördern, Leben schützen.
Aus Liebe will Gott unser Leben lebendig erhalten. Wir repräsentieren die Liebe Gottes, wenn wir Menschen helfen, mit ihrem Leben zurechtzukommen und es eventuell neu zu ordnen, uns für lebenswürdige Lebensumstände einsetzen.
Aus Liebe versöhnt sich Gott mit den Menschen: Er will mit uns zu tun haben, obwohl die meisten Menschen ihn abblitzen lassen. Wir repräsentieren die Liebe Gottes, wenn wir den ersten Schritt zur Versöhnung wagen und hingehen zu dem, mit dem man sich gerade im Kalten Krieg befindet; oder wenn wir versuchen, zwei zerstrittene Menschen wieder zusammen zu bringen.
Aus Liebe ermuntert uns Gott immer wieder durch sein Wort. Wir repräsentieren die Liebe Gottes, wenn wir gute, aufbauende, tröstliche Worte für einen traurigen Menschen haben, und einfühlsam diese auch zum Ausdruck bringen. Wer sich selbst repräsentiert, der macht sich zum Repräsentations-Objekt, zu einem Gegenstand, der bewundert werden soll. Damit ist aber eigentlich das Leben wertlos. Nur wer lebendig handelt, etwas Gutes oder Liebevolles bewirkt, der lebt wertvoll: Gott will, dass wir Repräsentations-Subjekte sind, die seine Liebe weitergeben und die Menschen auf ihn hinweisen.
Im Neuen Testament lesen wir im 1. Johannesbrief (Kap. 4 Vers 16): „Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.