Wort zum Wochenende
Es sollte ein traumhaft schöner Angeltag werden – Fliegenfischen in der Wildnis Schwedens. Der nächste bewohnte Ort war 40 Kilometer entfernt. Die Einsamkeit und die Ruhe waren Balsam für die Seele.
Aber dann zog ein Gewitter auf. Aus dem Wind wurde ein Sturm, schließlich ein Orkan. Schnell wurde alles zusammengepackt. Im Laufschritt zum Auto. Es blieb nicht einmal Zeit die Wathose auszuziehen.
„Nur weg hier!“, das war der erste Gedanke. Der Himmel kohlrabenschwarz. Schon trommelte der Regen auf das Autodach. Erste Blitze. In wenigen Minuten war ein gewaltiges Unwetter aufgezogen.
Mit zitternden Händen den Schlüssel ins Zündschloss, der Motor startet. Nur weg von diesem Parkplatz am Fluss, zurück zur Hauptstraße. Aber da fällt schon die erste große Birke und versperrt die Ausfahrt des Parkplatzes. Gefangen, in der Falle. Der Wind heult und knickt Bäume wie Streichhölzer.
Nur raus aus dem Auto, auf die Wiese, ins Freie. Aber schon schlagen die ersten Blitze ein. Sekundenlang stehen sie nur wenige Meter entfernt in der Luft. Urgewalten, die sich entladen. Schweißnasse Hände. Gefangen. Auszusteigen wäre lebensgefährlich. Mit laufendem Motor, immer in Bereitschaft, umstürzenden Bäumen auszuweichen. Kohlschwarz der Himmel. Kohlschwarz der Wald. Nur Blitze erhellen kurz die Nacht.
Immer und immer wieder nur noch den 23. Psalm auf den Lippen. Als Konfirmand hatte ich ihn auswendig gelernt.
„Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir.“ Ich weiß nicht wie oft ich diesen 23. Psalm gebetet habe. Minuten, die zur Ewigkeit werden. Immer wieder dieser alte Psalm, Hoffnung in Angst und Gefahr.
Und dann ist der Spuk vorbei. Die untergehende Abendsonne bricht durch die Gewitterwolken. Schließlich zeigt sich ein Bild der Verwüstung. Der Orkan hat eine Schneise durch den Wald gezogen. Kein Baum steht mehr.
Und mittendrin mein Auto. Noch einmal davon gekommen. Das Leben noch einmal neu geschenkt zu bekommen. Ein alter Psalm sagt einmal: „Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet.“