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Wort zum Wochenende: Der richtige Zeitpunkt
Barbara Stockmann, Pastoralreferentin im Patoralen Raum Karlstadt.
Foto: Barbara Stockmann | Barbara Stockmann, Pastoralreferentin im Patoralen Raum Karlstadt.
Barbara Stockmann
 |  aktualisiert: 07.04.2025 02:44 Uhr

Meine Verwandten haben früher immer miteinander gewetteifert, wer im Frühjahr die schönsten Pflanzen daheim am Fensterbrett herangezogen hat, um sie dann – nach den Eisheiligen im Mai – ins Freiland zu setzen. „Meine sind schon viel größer!“ oder „Die habe ich schon vor Wochen gesät.“, so habe ich die Erwachsenen reden hören.

Als ich dann selber etwas größer war und mein eigenes kleines Beet im Garten besaß, dachte ich mir: „Den Erwachsenen werde ich es zeigen!“ Und weil ich wusste, dass meine Oma, die meistens die schönsten Pflanzen hatte, meist Ende Februar, Anfang März, aussäte, kaufte ich mir bereits im Januar eine Samen-Packung und säte die Samen in einen kleinen Blumenkasten an meinem Zimmerfenster. „In diesem Jahr habe ich bestimmt die schönsten und größten Pflanzen, die am besten gewachsen sind!“, dachte ich mir. Doch das Gegenteil war der Fall, denn das fehlende Sonnenlicht im dunklen Januar machte meinen zarten Pflänzchen zu schaffen. Sie waren ganz verkümmert, hatten eine ungesunde Farbe, lange dünne Triebe und sehr kleine Blätter.

Ich war traurig. Mit so viel Liebe hatte ich sie gesät und gegossen und ihnen tagtäglich gut zugeredet, doch alles half nichts und ich fürchtete mich schon vor den spöttischen Blicken der Erwachsenen, die von Anfang an wussten, dass ich nicht den richtigen Zeitpunkt erwischt hatte.

Noch heute denke ich manchmal mit Unbehagen an dieses Gefühl von damals zurück, denn es ist ja oft schwer im Leben den richtigen Zeitpunkt für irgendetwas zu finden. Wann ist der richtige Moment etwas zu tun oder nicht zu tun?

Wann ist es zu früh oder vielleicht auch zu spät? Nicht nur beim Säen, sondern bei allen Dingen, mit denen wir tagtäglich umgehen müssen.

Wann ist zum Beispiel der richtige Zeitpunkt, um im Streit meiner Kinder einzuschreiten? Soll ich sie gleich am Anfang tadeln und maßregeln? Oder soll ich warten bis die Situation eskaliert und der eine dem anderen an den Kragen geht?

Wann soll man ein Eheproblem ansprechen? Wenn die Stimmung ohnehin schon im Keller ist, oder wenn gerade alles unerwartet gut verläuft? Soll ich dann diesen guten Moment dadurch zerstören, dass ich das Problem auf den Tisch lege?

Woher weiß ich, wann genau der richtige Zeitpunkt ist? Denn der ist so wichtig. Davon hängt eine gute Ernte, ein gutes Ergebnis, ab.

Aber ja nicht nur vom Zeitpunkt des Säens (um beim Bild der Pflanzen zu bleiben), sondern auch vom Wetter und anderen Faktoren. Und manches, das liegt einfach in Gottes Hand. Egal, ob im Blumenkasten oder im Leben.

Es ist Fastenzeit – Zeit, gezielt über mein Leben nachzudenken.

Vielleicht wollen Sie im Laufe der nächsten Woche über Ihr Leben nachdenken? Und darüber, in welchen Situationen Sie den richtigen Zeitpunkt für etwas verpasst oder gefunden haben. Ich wünsche uns allen, dass wir immer wieder spüren, dass Gott uns dabei nie allein lässt.

Die Autorin: Barbara Stockmann ist Pastoralreferentin im Pastoralen Raum Karlstadt.

 
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