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Main-Spessart
Wort zum Wochenende: Am Aschermittwoch ist nicht alles vorbei
Michael Wehrwein, Dekan im Ruhestand, auf dem Wendelstein
Foto: Ilse Wehrwein | Michael Wehrwein, Dekan im Ruhestand, auf dem Wendelstein
Michel Wehrwein
 |  aktualisiert: 18.02.2024 02:44 Uhr

Liebe Leserin, lieber Leser,

am Aschermittwoch ist alles vorüber, am Aschermittwoch ist alles vorbei … Jubel, Trubel, Heiterkeit war in den letzten Wochen angesagt. Die Narren hatten das Zepter fest in der Hand. Im Fernsehen und in der Tageszeitung war Fasching das beherrschende Thema. Die Berichte von Prunksitzungen nahmen in der Zeitung überaus breiten Raum ein. Die Namen der Beteiligten wurden ausführlich aufgelistet. So eine breite Berichterstattung kennt man sonst nur im Sportbereich. Wäre schön, wenn kirchlichen Themen und geistlichen Fragen, abgesehen von Berichten über die Missbrauchsfälle, ähnlich breiter Raum eingeräumt würde.

Mich hat vor einiger Zeit ein Gespräch mit Aktiven an führender Position im Elferrat einer Faschingshochburg in einer Großstadt sehr nachdenklich gemacht. Auf meine Aussage, dass es ihnen sicher viel Spaß mache, sagten sie: "Täuschen Sie sich nicht! Fasching ist eine todernste Sache. Hinter den fröhlichen Kulissen herrschen Machtkämpfe und Intrigen. Es geht um Einschaltquoten und viel Geld."

Nichts gegen Fröhlichkeit und Ausgelassenheit, nichts gegen einen gesunden Humor! Ich denke an Martin Luther. Er sagte: "Wenn Gott keinen Spaß verstünde, so wollte ich nicht in den Himmel kommen." Er hatte einen unvergleichlichen Humor. Seine Späße waren, der Zeit entsprechend, recht derb, aber nie giftig oder obszön. Humor ist eine gute Gabe Gottes. Humor ist Medizin gegen Trübsinn. Lachen kann befreien. Humor hat, wer vor allem über sich selber lachen kann. Wer das tut, hat immer etwas zu lachen.

Oft ist allerdings zur Schau getragene Fröhlichkeit und Ausgelassenheit nur Fassade. Mancher Narr ist eher eine traurige Gestalt. Hinter mancher Maske verbirgt sich ein trauriges Herz. Erst sich austoben und dann in Sack und Asche gehen, bringt es das? Fröhlichkeit und dann wieder der Ernst des Lebens – wie passt das zusammen? Am Aschermittwoch, mit dem Beginn der Fastenzeit, ist eben nicht alles vorbei. Christen haben immer Grund zur Freude.

Zur Freude in Gott, die tiefer geht und weiter reicht als ein wenig vergängliche Fröhlichkeit, lädt der Apostel Paulus ein. Er zeigt eine tragfähige Perspektive für alle Lebenslagen auf. Er schreibt: "Seid fröhlich als Menschen der Hoffnung, bleibt standhaft in Bedrängnis, lasst nicht nach im Gebet." In einem Lied aus der Kommunität Gnadenthal heißt es: "Singt und tanzt und jubelt laut vor Freuden! Gott, der Herr, lässt uns ein Fest bereiten. Kommt herein, auch ihr seid eingeladen! Kommt und lasst uns mit ihm fröhlich sein! Reiß dich los und eile ins Vaterhaus! Er dein Vater, schaut längst schon nach dir aus. Er dein Vater, will dir vergeben. So beginnst du dein neues Leben. Niemals wird das Feiern zu Ende sein. Nach der Fremde bist du ja nun daheim."

Der Autor: Michael Wehrwein, Dekan i.R., Lohr.

 
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