
Die schwimmbadlose Zeit in Marktheidenfeld hat ein Ende: Fast auf den Tag genau zwei Jahre nach der Schließung des Maradies wurde am Montag das Wonnemar eröffnet. Pünktlich um 12 Uhr schnitten Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder, Centermanager Wilko van Rijn und Volker Kurz, Geschäftsführer des Badbetreibers Interspa, das rote Band am Eingang durch. Danach strömten die Wartenden hinein, zur Begrüßung gab es für jeden ein Gläschen Sekt. Die meisten Besucher waren Frauen, denn gleich zum Auftakt war Damensauna. In der ersten Stunde zählten die Servicekräfte an der Kasse genau 69 Gäste.
Einer der wenigen Männer unter ihnen war Ernst Weißenberger. Dem Stadtrat wurde eine besondere Ehre zuteil: Er durfte als Erster nach der Eröffnung im Schwimmerbecken seine Bahnen ziehen. Für den 68-Jährigen schloss sich damit ein Kreis, denn er war im Dezember 2010 auch der Letzte, der das Maradies-Schwimmbad verlassen hatte. „Das Wasser ist ganz schön frisch“, sagte er, nachdem er über die Treppe ins 1,80 Meter tiefe Becken gestiegen war. „Aber so muss es ja auch sein, man soll sich ja warm schwimmen.“
In den folgenden Minuten war Weißenberger ein gefragter Mann. Gleich mehrfach wurde er interviewt; dabei erzählte er die Geschichte, dass er im August 1976 als damals jüngster Stadtrat in Marktheidenfeld schon das Maradies-Hallenbad als Erster betreten durfte. „Zwei Thermen im Leben einweihen, das macht nicht jeder“, sagte er. Von Thomas Heer, einem Kameramann des Bayerischen Rundfunks, ließ sich Weißenberger sogar überreden, einen Köpfer vom Beckenrand zu machen – und das gleich zweimal. „Das ist ja anstrengender als jede Sondersitzung des Stadtrats“, schnaufte er und lächelte.
Ein anderer „Premieren-Gast“, um den sich die Journalisten rissen, war Matthias Ott. Der junge Mann aus Steinmark war die Nummer eins auf der Riesenrutsche. Ein tolles Erlebnis sei es gewesen, sagte er, als er nach knapp 80 Metern mit einem lauten Platsch im Auffangbecken landete. Sein erster Eindruck vom Wonnemar sei sehr positiv, er werde sicher öfter hierher kommen.
So gelöst wie Ott war Bad-Manager van Rijn nicht. Die Anspannung der letzten Tage und Wochen wollte noch nicht so recht aus seinem Gesicht verschwinden. Der gebürtige Niederländer ist nicht nur für die Leitung des Wonnemar verantwortlich, sondern auch für das gleichnamige Bad im baden-württembergischen Backnang, das am 7. Dezember eröffnet wurde. Van Rijn, der in den 1980er Jahren für Eintracht Wiesbaden und die SG Wallau-Massenheim in der Handball-Bundesliga gespielt hatte, nahm es sportlich: „Das sind jetzt Englische Wochen für mich – Liga, Pokal und Europacup auf einmal.“ Sein erklärtes Ziel – 220 000 Besucher pro Jahr – hält van Rijn nicht für zu hoch gegriffen: „Die Nachfrage ist da, das merkt man.“
Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder war die Freude über das neue Schwimmbad dagegen ganz deutlich anzusehen – wie schon bei der Gala am Samstag. Für sie gehe ein Traum in Erfüllung, sagte sie. „Endlich haben wir in Marktheidenfeld wieder ein Alleinstellungsmerkmal – und ich hoffe, dass das Wonnemar dies auch mindestens 30 Jahre bleiben wird.“
Was das Wonnemar den Badegästen alles bietet
Fünf Bereiche hat das Wonnemar: Freibad, Sport- und Familienbad, Thermalbad, Spa-Bereich und Sauna. Im Sport- und Familienbad befinden sich drei Becken (Kinder-, Familien- und Sport-Schwimmerbecken), außerdem eine Röhrenrutsche, die im Sommer auch von den Freibadbesuchern genutzt werden kann. Im Thermenbereich, dem Gesundheitsbad, gibt es Solebecken (innen wie außen), Erlebnisduschen, ein Kneipp-Becken, einen Whirlpool, einen Wasserfallturm, eine Grotte und eine Ruhegalerie mit Blick hinaus in die Natur.
Eine Etage höher ist die Sauna- und Spa-Landschaft. Das obere Stockwerk ist für Menschen, die sich mit dem Gehen schwer tun, über einen Aufzug zu erreichen. Von dort bietet sich ein wunderschöner Blick ins Maintal, zum Beispiel aus der Panoramasauna, und man kann direkt hinaus in den Saunagarten im Grünen.
Drehkreuze sind zwischen den einzelnen Bereichen des Wonnemar installiert, die man mit einem Armbändchen, das man am Eingang bekommt, passieren kann. Mit dem Bändchen, an dem sich ein runder Chip befindet, kann man im gesamten Bad bargeldlos bezahlen. Die Schuld wird dann beim Verlassen des Bades an der Kasse beglichen. Hier zahlt man auch nach, wenn man zum Beispiel ursprünglich nur ins Familienbad wollte, dann aber spontan doch noch in die Sauna gegangen ist.