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Wombach
Wombacher Kirche: Eine Schutzvorkehrung, keine Kunst am Bau
Bearbeitet von Thomas Josef Möhler
 |  aktualisiert: 29.01.2023 03:05 Uhr

In seiner blau-goldenen Verkleidung könnte man den Glockenturm der Wombacher Rundkirche für das Projekt eines Verpackungskünstlers halten. Tatsächlich ist das Bauwerk eingerüstet, um Passanten vor möglicherweise herabfallenden Brocken zu schützen. Der Beginn der Sanierung ist nach wie vor offen.

Die dringende Sanierungsbedürftigkeit des 27 Meter hohen Glockenturms ist spätestens seit Herbst 2020 bekannt. Seinerzeit erstellte Ingenieur Matthias Ruf auf der Grundlage einer labortechnischen Untersuchung des Betons und der Betonstahlbewehrung ein Gutachten. Ergebnis: Die Sanierung solle 2023 angegangen werden. Denn das Mitte der 1960er-Jahre errichtete Bauwerk hat die typischen Probleme von Stahlbetonbauten aus dieser Zeit: Wasser dringt in den Stahlbeton ein und führt dazu, dass die Stahlbewehrung rostet. Durch den Rost dehnt sich der Stahl aus, Beton platzt ab und die Schäden werden noch größer.

Die größten Schäden bestehen laut Ruf-Gutachten im oberen Teil des Turms, weil dieser am stärksten den Witterungseinflüssen ausgesetzt ist. Abplatzende Betonteile könnten zu Boden stürzen und Passanten gefährden. Mit der Zeit stelle sich die Frage der Standfestigkeit des ganzen Turms.

Verkehrssicherheit bis zum Sanierungsbeginn

Ruf kündigte im September 2022 im Gespräch mit dieser Redaktion an, der Turm werde eingerüstet, um ihn besser beobachten zu können, und es würden Netze gespannt, um eventuell abgeplatzte Teile abzufangen. Mithilfe der Einrüstung sollten Veränderungen am Turm kontrolliert werden, um seine Verkehrssicherheit bis zum Sanierungsbeginn gewährleisten zu können.

Dieses sogenannte Monitoring ist offenkundig notwendig, denn eine Einigung unter den Beteiligten, wer welchen Anteil der Kosten übernimmt, ist nach wie vor nicht erzielt worden. Pfarrer Sven Johannsen teilte auf Anfrage nach Absprache mit Ingenieur Ruf mit, das Gerüst mit Netzen diene zur Sicherung und Überwachung des Bauzustandes, sei aber auch für die anstehende Sanierung geeignet. Diese wird auf jeden Fall teuer werden. Schon vor Jahren, vor der großen Kostensteigerung am Bau, wurde die Generalsanierung des Glockenturms auf 330.000 Euro veranschlagt, ein Abriss und Neubau sogar auf 440.000 Euro. Der städtische Pressesprecher Dieter Daus erklärte auf Nachfrage der Redaktion, es gebe keine Einigung über die Kostenverteilung, "die rechtliche Prüfung dauert noch an".

Die Stadt Lohr habe bisher 100.000 Euro "ohne Rechtsanerkennung" als freiwillige Leistung in ihrem Haushalt bereitgestellt, so der geschäftsleitende Beamte im Rathaus. Wo liegt das Problem? Unstrittig ist, dass die seinerzeit noch selbstständige Gemeinde Wombach 1963 die Baulast an der damals geplanten Kirche übernommen hat.

Noch keine finale Einigung über die Baulast

Diese Baulast ging mit der Eingemeindung 1972 auf die Stadt Lohr über. Das stellt das Rathaus auch nicht in Abrede, vertritt aber den Standpunkt, die Generalsanierung oder ein möglicher Neubau des Glockenturms gingen weit über die reine Baulast an dem Gebäude hinaus. Als Argument verweist die Lohrer Stadtverwaltung auf die Finanzierung von Sanierungsarbeiten am Glockenturm Mitte der 1990er-Jahre. Die Kosten von seinerzeit 70.000 Mark übernahm zur Hälfte das bischöfliche Ordinariat, 10.000 Mark die örtliche Kirchenstiftung St. Peter und Paul und den Rest die Stadt. Daraus zieht das Rathaus den Schluss, dass die Kirchenseite jetzt auch knapp zwei Drittel der Kosten zu tragen habe.

"Die Beteiligten befinden sich derzeit noch im Gespräch, da noch keine finale Einigung über die Baulast vorliegt", informierte auf Anfrage dieser Redaktion Markus Hauck, der Leiter der Pressestelle des Ordinariats Würzburg. Diese soll nach seinen Worten erfolgen, "sobald Informationen über die genauen Kosten der Sanierung vorliegen".

 
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