Blitzschnell zischen die Flugkünstler durch die Luft. Bereits bei der Ankunft am Haus der Familie Ulrich in Wombach sieht man die Schwalben überall am Himmel. Der in Deutschland weit verbreitete Singvogel nistet an den Wänden vieler Gebäude. Auch an der Garage der Familie befinden sich mehrere Nester. Ein Schild neben der Eingangstür mit der Aufschrift "Schwalben willkommen" zeigt, was für Schwalbenliebhaber Gerhard und Irmgard Ulrich sind.
Auch in dem großen Haus leben vier der Vögel. Küken, gut behütet von dem Ehepaar Ulrich. Wohlig zusammen gekuschelt in einem tiefen Teller, der mit Zewa bedeckt ist, schlafen die Jungen. Auf ihnen liegt eine kleine Decke. Dies soll einem Nest ähnlich sein, sagt die Schwalben-Ziehmutter. Das Ehepaar adoptiert seit 50 Jahren Schwalbenbabys. Oft lesen Nachbarn die Küken auf, nachdem die Nester mit ihnen abgestürzt sind. Manchmal beseitigen auch Menschen die Nester, weil sie Angst vor Verschmutzung haben. Dies ist illegal und kann während der Brutzeit nach Angaben des NABU mit einer Geldstrafe von bis zu 50.000 Euro geahndet werden.
Zwei Nester waren abgestürzt
Seit etwa einer Woche behütet das Ehepaar die gerade einmal zwei Wochen alten Schwalben. Die Familie fand die Küken in zwei abgestürzten Nestern auf ihrem Kotbrett. Ein Kotbrett fängt die Vogelexkremente auf, damit der Platz darunter nicht verunreinigt wird. Die danach fehlenden Nester ersetzt das Ehepaar häufig durch Betonnester. Diese können nicht von Greifvögeln attackiert werden oder abstürzen.
Gefüttert werden die Kleinen mit Maden. Diese sollten am besten lebendig sein. Jedoch sei es sehr schwierig, diese in Lohr zu bekommen, so Irmgard Ulrich, deshalb müssten sie häufig auf Rindfleisch oder getrocknete Maden zurückgreifen. Die getrockneten Maden weicht sie ein paar Minuten in heißem Wasser auf, damit die Schwalben diese gut fressen können. Die Küken müssen alle drei Stunden gefüttert werden. Das mache viel Arbeit, trotzdem genieße sie es jedes Jahr, sich um die Schwalben zu kümmern, erklärt Irmgard Ulrich.
Auch Gerhard Ulrich, ein leidenschaftlicher Brieftauben-Züchter, freut es , die Tiere aufzuziehen. Doch das Schwalbenhotel schließt bald. In ein paar Tagen testet das Paar in der Küche, ob die Schwalben flugfähig sind. Dann werden die Vögel draußen in die Luft geworfen und fliegen in ihr neues Leben. Zurück blicken sie dabei nicht. Das wissen die Ulrichs inzwischen aus Erfahrung.
