"Ja ist denn schon Fasching?!" hätte man sich fragen können angesichts des 26 Punkte umfassenden Programms im Wombacher Vereinsheim. Und in der Tat: eingeladen hatte der Karnevalsclub Wombach (KCW) zum 44-jährigen Bestehen.
Natürlich gab es Grußworte und Rückblicke und Ehrungen. Aber alle gestalteten sich kurzweilig wie Faschingsauftritte. Dazu kamen Büttenreden, Gardetänze, Bänkelsänger und vieles mehr. Insgesamt fünf Stunden ging es richtig ab auf der Bühne des KCW. Frech und unterhaltsam. Wie in einer echten Faschingssitzung halt.
Zweimal war der Abend coronabedingt abgesagt worden, sodass es sich eigentlich jetzt schon um das 46-jährige Jubiläum handelte. Aber das war egal. Sowieso waren die Rückblicke wunderbar auch mit aktuellen Themen verbunden worden.
Auch das diesjährige Motto ist ganz aktuell: "Warm würd's uns ach ohne Gas beim Loache, Tanze, Klöassköpf-Spass!". Die Gardetänze waren schmissig und super einstudiert. Sehenswert war schon zu Beginn der Einzug des Elferrats mit Präsidium und KCW-Vorstand: sie durften gemeinsam mit sage und schreibe 58 Gardemädchen auf der Bühne die über 200 Gäste begrüßen. Gelobt wurde an diesem Abend auch immer wieder die tolle Jugendarbeit des Vereins.
Der Herr über die Sandkastenbagage
Angereist waren außer Landrätin Sabine Sitter, Lohrs Bürgermeister Mario Paul und Stadträten auch noch Bernd Friedrich und Siegfried Schnellbach vom Fastnacht-Verband Franken. Außer diesen konnte Sitzungspräsident Hilmar Ullrich noch die Gründungs- und Ehrenmitglieder sowie Altpräsidenten des Vereins, den Kaplan Manuel Thomas, den Vereinsheimvorsitzenden Klaus Roth, die Fahnenpatin Barbara Siegler und Vertreter aller sechs Faschingsvereine aus dem Lohrer Talkessel begrüßen. Das abwechslungsreiche Programm wurde durch Videoeinspielungen seit den 80er-Jahren vortrefflich ergänzt.
Landrätin Sitter hatte gereimte Grußworte dabei, ebenso wie Mario Paul. Diesen hatte Ullrich als "Herr über die Stadträte oder eher Herr über die Sandkastenbagage! Die ziehen sich ja die Schäufelich über den Kopf!" vorgestellt. Aber auch als "nicht-natural-born" Faschingsnarr ("Ich bin in Oberfranken aufgewachsen, wo man zum Lachen in den Keller geht") machte der Rathauschef eine gute Figur und lobte den KCW: "Die Klößköpf sind weit mehr als ein Verein, sie sind ein Stück Lebensgefühl."
Weiter noch ging Ordenskanzler Bernd Friedrich, er bezeichnete den Wombacher Fasching gar als "Vorstufe zum karnevalistischen Paradies" und rief ihnen zu: "Seid weiterhin bunt, seid weiterhin laut, seid weiterhin Wombicher Klöaßköpf!"
Zehn wahre Fälle aus 44 Jahren
Mit fünf verschiedenen "Vereinskleidungen" gleichzeitig angetan kam Klaus Roth in die Bütt und überbrachte ebenfalls in Reimen die Glückwünsche von Feuerwehr, Gesangverein, RV Viktoria und DJK Wombach. Nicht wegzudenken aus dem Programm waren die Kurzdialoger Walter Albrecht und Rudi Schlemmer, die ebenfalls von Anfang an dabei sind. Sie brachten zehn "wahre Fälle" – das Beste aus 44 Jahren.
Ebenfalls das Beste aus 44 Jahren wurde von den "Zwerchen" besungen, die in dieser Formation fester Bestandteil in Wombach seit 2015 sind. Bestens kam auch Rodenbachs Büttenrednerin Anita Hilpert als "Gestresste Ehefrau" an.
Der Schlusspunkt war zugleich einer der Höhepunkte des Abends: Stimmenimitator und zweiter Vorstand des KCW, Thomas Ullrich, führte als Chronist 44 Jahre zurück und wieder vor. Das Publikum hatte einen Heidenspaß bei Sprüchen von Ilja Richter, Witzen von Dieter Hallervorden und Heinz Erhard. Oder was hätte Franz-Josef Strauß über die Wombicher Fasenacht gedichtet? "Lieber ein Haus im Grünen als die Grünen im Haus!" Oder Udo Lindenberg über Egbert Roth gesagt? "Er ist nicht nur der größte, auch der längste Vorstand!" Als Ernst Prüße warb Ullrich Mario Paul als neues Mitglied für den Verein, als Siegfried Selinger gab er ihm gar Tipps zum Geldsparen.
Wetten dass...? mit der Landrätin
Den Bayrischen Verdienstorden sollte "Glosfoserbaufochmonn" Walter Siegler laut Hubert "Aiwonger" als Entdecker des "Glosfoserpfuschs" bekommen. Den Vogel schoß Ullrich aber ab, als er als Thomas Gottschalk Sabine Sitter eine Wette verlieren ließ. Konnte sie nicht "wie aus der Pistole geschossen" die Namen der Faschingsvereine im Lohrer Talkessel nennen, sollte sie als Weinprinzessin bei der nächsten Sitzung die Elferräte mit dem Landratsschoppen bewirten. Sitter reagierte erfreut. "Damit haben Sie mir meinen größten Wunsch erfüllt, ich wollte schon immer ein Krönchen tragen!", worauf Ullrich anbot: "Sie dürfen kostenlos am Faschingszug auf unserem Elferratswagen mitfahren und Ihrer Wählerschaft zuwinken!"