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Wolfgang Küber gewinnt die Stichwahl
RIENECK Zum Krimi hatte sich die Bürgermeisterwahl im Spessartstädtchen schon vor zwei Wochen entwickelt, als Wolfgang Küber für viele überraschend bis auf 21 Stimmen an Edith Reuter herangekommen war. Am gestrigen Sonntag stieg nochmals die Spannung und mit ihr die Wahlbeteiligung um 97 Wähler auf 73,74 Prozent.
Von unserem Redaktionsmitglied MICHAEL FILLIES
 |  aktualisiert: 03.12.2006 22:29 Uhr
1737 Rienecker waren stimmberechtigt, 1281 nahmen diesmal an der Wahl teil. 29 Stimmzettel waren ungültig. Auf Wolfgang Küber von der Rienecker Jungen Wähler-Union entfielen 661 Stimmen (52,8 Prozent), auf die stellvertretende Bürgermeisterin Edith Reuter vom Bürgerforum Rieneck 591 Stimmen (47,2 Prozent). "Dass es knapp wird, war jedem klar", sagte der Wahlsieger nach der Bekanntgabe des Ergebnisses. Der Abstand entspreche den Erwartungen, wobei nicht klar gewesen sei, wer die Nase vorn haben würde.

Ausschlaggebend für seinen Sieg sei seine 22-jährige Stadtratsarbeit gewesen, vermutet Küber, der noch am Abend die Wahl annahm und damit bereits das Amt angetreten hat. Er wird es allerdings bereits in anderthalb Jahren bei der nächsten regulären Kommunalwahl wieder verteidigen müssen, da der Rienecker Bürgermeister nur ehrenamtlich tätig ist. Seine Amtsführung laufe daher auch auf Teilzeit hinaus, da er seine Anstellung bei der SOS-Dorfgemeinschaft Hohenroth für die eineinhalb Jahre nicht aufs Spiel setzen könne: "Ich muss einen Fuß in der Tür haben, schließlich habe ich fünf Kinder zu ernähren." Dennoch werde er nicht eine erneute Änderung des Rienecker Bürgermeisterpostens in eine hauptamtliche Tätigkeit anstreben. "Das passt überhaupt nicht in die Zeit", meinte der 48-Jährige zu dem Thema. Die Bürger müssten sich im Klaren sein, keine unrealistischen Forderungen an das Rathaus stellen zu können. Aber, so Wolfgang Küber, "mit ein bisschen gutem Willen geht das schon". Da Küber Mitglied der Grünen ist, stellen sie mit ihm nun sieben Bürgermeister in Bayern.

Gefasst nahm Edith Reuter die knappe Niederlage hin. Sie gratulierte dem Gewinner als eine der ersten. "Ich wünsche Herrn Küber eine glückliche Hand" für all die Probleme, die in Rieneck anstehen, sagte die stellvertretende Bürgermeisterin und dankte "all denen, die mir ihr Vertrauen geschenkt haben". Ausschlagend für den Wahlausgang sei die Frage der Umgehungsstraße gewesen, glaubt die Tunnel-Befürworterin, was insofern "traurig ist, weil das Thema zurzeit überhaupt nicht ansteht". Sie werde nicht aufstecken, versprach die 48-Jährige, sondern "mit Engagement, Ehrlichkeit und Fairness meine Stadtratsarbeit weiter machen". Und: "Ich fühle mich wohl, weil mir ein normales Leben wieder möglich wird."

Beide Anwärter auf das Amt des verstorbenen Bürgermeisters Waldi Horn (Freie Bürger) hatten in den zwei Wochen bis zur gestrigen Stichwahl nochmals mit jeweils zwei Flugblättern für sich Werbung gemacht. Zur Stimmenauszählung war Wolfgang Küber gleich um 18 Uhr im Bürgerzentrum erschienen, Edith Reuter eine halbe Stunde später.

Die Anspannung angesichts des erwarteten knappen Wahlausgangs war nicht nur den beiden und ihren Familien anzumerken, sondern auch den Wahlhelfern, Stadträten und den Zuschauern, die sich bis 19 Uhr auf etwa 80 summierten. Die letzte Stichwahl, so wusste Stadtrat und Altbürgermeister Hubert Faßnacht zu berichten, hatte es in Rieneck 1960 gegeben. Damals hatte Eugen Welzenbach gegen Amtsinhaber Anton Wirthmann gewonnen. Zuvor bereits aus dem Rennen ausgeschieden waren Konrad Schmitt und Roland Küber, der Vater des jetzigen Bürgermeisters.

Noch im Raum steht die Anfechtung der Bürgermeisterwahl, wenngleich nach diesem Ergebnis nicht mehr damit zu rechnen ist. Wie berichtet, war Wolfgang Küber aus formellen Gründen nicht regulär als Kandidat nominiert worden. Ihm hatten einige Unterstützungsunterschriften gefehlt, was zu spät aufgefallen war. Infolgedessen war vor zwei Wochen nur Edith Reuter auf dem Stimmzettel namentlich eingetragen. Küber hatte es durch seine Wahlwerbung geschafft, 524 Mal handschriftlich genannt zu werden. Damit war er, da Edith Reuter mit 545 Stimmen nicht die erforderliche 50-Prozent-plus-1-Mehrheit erreicht hatte, in die Stichwahl gekommen.

 
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