
In den vergangenen sechs Jahren waren Thüngens Bürgermeister Lorenz Strifsky (SPD) und sein Stellvertreter Wolfgang Heß ein gutes Team. "Ich habe gut mit Lorenz zusammengearbeitet", sagt Heß. "Aber nun möchte ich ihn ablösen. Ein jüngerer Bürgermeister täte dem Ort gut." Als Kandidat der Freien Wähler will Heß die Führungsrolle übernehmen.
Der 55-jährige Thüngener ist verheiratet und arbeitet als Wirtschaftsinformatiker in Schweinfurt. "Wenn ich gewählt werde, nehme ich mir die Zeit, die das Amt braucht." Er könne seine Arbeitszeit "erheblich reduzieren", sagt Heß. Die Arbeit des Gremiums verfolgt er schon lange. "Ab 1990 habe ich als freier Mitarbeiter der Main-Post aus dem Thüngener Gemeinderat berichtet", so Heß. "Dabei habe ich viel gelernt." 2002 brachte sich der IT-Spezialist ein, um die Homepage der Gemeinde zu entwickeln.
Viel Erfahrung gesammelt
Seit 2008 sitzt er nun im Gemeinderat, seit 2014 als stellvertretender Bürgermeister. "Schon vor sechs Jahren wurde eine Bürgermeisterkandidatur an mich herangetragen." Erst jetzt, nach der Erfahrung als Zweiter Bürgermeister, fühlt sich Wolfgang Heß dafür bereit.
Er sagt, er habe in den vergangenen Jahren mehr geleistet als für Stellvertreter des Ortsoberhaupts üblich: "Als der FC Thüngen neue Vorsitzende suchte, habe ich das gelöst. Eine Bürgerversammlung zu einem umstrittenen Windpark-Projekt musste ich leiten. Die Krisengespräche mit den Thüngener Reytern wegen der Hinterlassenschaften ihrer Pferde habe ich geführt." Das Problem der Abwasser-Geruchsbelästigung habe er ebenfalls federführend gelöst. Bei diesen Themen und Terminen sei Bürgermeister Strifsky verreist gewesen oder habe sich im Hintergrund gehalten. "Lorenz kann sehr gut reden und die Leute um den Finger wickeln, aber das Anpacken ist nicht seine Stärke. Und bald wird er 67."
Der Freie-Wähler-Kandidat dagegen versteht sich als Anpacker. "Wir brauchen unbedingt einen Radweg nach Retzbach. Dafür ist Grunderwerb nötig, das wird schwierig." Er wolle sich auch für "grüne Themen" einsetzen: Photovoltaikanlagen mit Speicherkapazität auf der Kläranlage und dem Bauhof, keine Gebühren für Zisternen.
Teure Grundschulsanierung
Die Sanierung der Grundschule für rund sechs Millionen Euro werde die Gemeinde in den kommenden Jahren stark belasten. Mit einer Erweiterung des Baugebiets "Am Kies" wolle Heß deswegen warten. Auch weil der Kindergarten bereits stark ausgelastet sei. "Eine räumliche Erweiterung des Kindergartens wäre schwierig."
Ein Problem sei die mangelnde Nahversorgung im Ort. Heß gibt zu: "Ich habe dafür kein Patentrezept." Aber dass der von Strifsky initiierte Dorfladen scheitern würde, habe Heß auf Grundlage einer Wirtschaftlichkeitsberechnung schon vorhergesagt. "Wichtig ist nun, dass wir den Bäcker im Ort halten und unterstützen. Und ich hoffe, dass wir einen Metzger finden." Die Gastronomie im Ort wieder zu beleben, sei ebenfalls eines seiner Ziele. "Ich bin wegen der Schloss-Stube in Gesprächen", sagt der Zweite Bürgermeister.
Mittelfristig wolle er Thüngen als Wirtschaftsstandort halten und stärken. "Die B26n wird dem Ort guttun. Sie bietet Pendlern und Unternehmen eine bessere Anbindung", so Heß. "Aber wenn der erste Abschnitt bis Müdesheim gebaut wird, kommt auf uns eine schwierige Phase zu." Auch deshalb sei der schon angesprochene Radweg nach Retzbach so wichtig. Vieles im Ort laufe aber auch gut: Seniorenbetreuung, Feuerwehr, Forst seien Themen, bei denen die Gemeinde gut aufgestellt sei.
Heß ist überzeugt davon, dass er der richtige Mann fürs Rathaus wäre. Als Freier Wähler könne er von der Regierungsbeteiligung seiner Partei profitieren und wisse über kommende Förderprogramme besser Bescheid "als ein SPD-Bürgermeister in Bayern". Dem CSU-Kandidaten Sebastian Heidenfelder, bisher kein Gemeinderatsmitglied, fehle dagegen die nötige Erfahrung. Seine Chancen für den Wahlabend mag Heß nicht beziffern, aber er rechne mit einer Stichwahl.
Gruß Frank