
Der Immobilienmarkt in Lohr brummt. Wohnungen werden den Projektträgern fast schon aus den Händen gerissen, teilweise schon vor Baubeginn einer Wohnanlage. Diese Redaktion hat sich umgesehen.
"Alle Einheiten verkauft", verkündet ein großes Schild an der Wohnanlage Ecke Rechtenbacher und Valentinusbergstraße. Das treffe zu, bestätigte Dennis Schmidt vom Bauherrn Schmidt-Bau GmbH in Partenstein. Im vierstöckigen Wohnblock, der im Rohbau steht, werden 25 Wohnungen untergebracht.
Schräg dahinter soll nach Schmidts Angaben im zweiten Bauabschnitt ein weiterer vierstöckiger Wohnblock mit 16 Einheiten entstehen. Auch diese seien bereits alle verkauft. Im Stil solle das zweite Gebäude dem ersten ähneln, nur ein bisschen kleiner ausfallen.
Unterschiedliche Motive
Der Baubeginn ist für August oder September vorgesehen, "wir warten noch auf die Tekturplanung". Das Investitionsvolumen sei noch offen. Die Käufer sind laut Schmidt unterschiedlich motiviert. Manche betrachteten die Wohnungen als Anlageobjekte, andere wollten selbst darin wohnen. Auch wenn ein Aschaffenburger Käufer darunter sei und ein Österreicher: Die meisten neuen Wohnungsbesitzer kämen aus der Region. Schmidt hat dennoch nicht den Eindruck, dass sich in Lohr eine Immobilienblase aufgebläht hat: "Es gibt bislang nur wenige Wohnungen auf dem Markt, die modern und komplett barrierefrei sind."
"Alle verkauft", das kann auch Michael Herrmann von der Lohrer Wohn- und Gewerbebau GmbH (LWB) von den 15 Wohnungen an der Franz-Kraus-Straße in Sendelbach sagen. Sie liegen in einem Wohnblock, der gerade anstelle der alten Schule gegenüber der Kirche hochgezogen wird. Fertig werden soll er im März oder April 2022.
Die Wohnungen werden zwei bis vier Zimmer und Wohnflächen zwischen 77 und 118 Quadratmetern haben, drei davon als Penthouse. Es wird eine Tiefgarage mit 17 Stellplätzen geben, die Parkplätze vor dem Gebäude bleiben erhalten. Die kalkulierten reinen Baukosten von 3,5 Millionen Euro (ohne Abbruch der alten Schule und Grundstück) werden laut Herrmann um fünf bis zehn Prozent steigen. Auch der Stiefsohn und gleichberechtigte Partner von Architekt Werner Altmann in der LWB glaubt nicht an eine Immobilienblase. Die Käufer hätten unterschiedliche Motive von Geldanlage bis Wohnbedarf. Und ein Bedarf nach stadtnahen Wohnungen mit kurzen Wegen ins Zentrum sei schon wegen der Alterung der Bevölkerung gegeben. Von ihnen würden in Lohr noch wenig angeboten.
Auch das LWB-Projekt an der Wombacher Straße scheint ein Erfolg zu werden. An der Ecke zur Westtangente soll ein dreistöckiger Komplex mit 13 Wohnungen mit einem bis vier Zimmern und Wohnflächen zwischen 40 und 140 Quadratmetern entstehen. Im Untergeschoss ist eine Parkgarage mit sieben Stellplätzen geplant, mit Parkplätzen und Carports auf dem Grundstück wird es insgesamt 25 Stellplätze geben.
Quadratmeter über 3000 Euro
Die veranschlagte Bausumme liegt bei circa 4,5 Millionen Euro, der Quadratmeterpreis der Wohnungen dürfte klar über 3000 Euro liegen. Die Bauarbeiten sollen im Spätsommer starten und im März 2022 abgeschlossen sein. Alle 13 Wohnungen seien bereits reserviert, berichtete Herrmann. Wegen der starken Nachfrage habe die LWB den Vertrieb nicht ausgelagert, sondern gleich selbst übernommen.
Auf die Frage nach weiteren Projekten sagte der Ingenieur, es gebe "keine, die jetzt spruchreif sind". Die LWB sei aber immer auf der Suche nach neuen Objekten.

Mitten im Bebauungsplanverfahren befindet sich das über 20 Millionen Euro schwere Projekt einer Bebauung des rund 14 000 Quadratmeter großen Areals hinter dem Aloysianum bis zur Bahnlinie. Der Münchner Investor Christian Mair plant dort den Bau eines Pflegeheims und Wohnraum für über 200 Menschen. Zuletzt wurde das Thema im November 2020 im Lohrer Stadtrat behandelt.
Pflegeheim mit 104 Plätzen
Dabei wurden Bedenken wegen des Artenschutzes und des Lärmschutzes laut. Das Gremium sorgte sich wegen möglicher Einschränkungen für die umliegenden Unternehmen, darunter Gerresheimer Lohr. Der Lärmschutz sei, so Mair in einem Telefonat mit dieser Redaktion, "kein Problem".
Er hat nach eigenen Angaben demnächst ein Treffen mit der Stadt Lohr, dem er nicht vorgreifen wolle. Dabei wollten seine Planer und er aufzeigen, wie die geäußerten Bedenken abgearbeitet werden könnten. "Wir werden der Stadt Lohr vorstellen, was geändert werden soll."
Unverändert bleibt die grundsätzliche Planung. Das Pflegeheim mit Tagespflegeeinrichtung soll 104 Plätze haben und vom Bezirksverband der Arbeiterwohlfahrt betrieben werden. Zur Bahnlinie hin sind drei Wohnblocks mit je 14 Wohnungen vorgesehen. Zur Südtangente hin sollen fünf Doppelhäuser entstehen.