
Die kalkulierten Kosten in Höhe von knapp fünf Millionen Euro wurden weitgehend eingehalten, zeigte sich Architektin Lisa Kraft am Mittwoch bei der offiziellen Eröffnung des Schülerwohnheims im Karlstadter Krönleinsweg 25 erleichtert – und das in einer Zeit ständig steigender Baupreise. Für 74 Auszubildende ist das Haus während des Blockunterrichts an der Berufsschule ihre Heimat.
Die Brauer und Mälzer machen momentan etwa zwei Drittel der Bewohner aus. Die Brauerschule in Karlstadt ist für ganz Nordbayern zuständig und wird auch von Auszubildenden aus Hessen besucht. Sie bleiben in der Regel drei Wochen hier. Untergebracht sind zudem Metall- und Elektrotechniker sowie Schüler im neuen Ausbildungsberuf E-Commerce. Diese bleiben hier ein bis zwei Wochen.

Anfangs hatte es Bedenken gegeben, weil das Heim inmitten von Wohnhäusern steht. Nur auf der Südseite sind die Realschul-Turnhalle und die Realschule. Auch wurde im Karlstadter Stadtrat diskutiert, ob die Fläche für Parkplätze ausreichen würde. Wohl auch um "gut Wetter" zu machen, waren die Nachbarn zur Einweihung eingeladen worden. Doch mit den Schülern hat es im ersten Monat seit dem Einzug keinerlei Probleme gegeben. Und auch die 29 Parkplätze am Gebäude selbst reichen bisher aus. Weitere 16 befinden sich am Hallenbad.
Ständige Betreuung
Für einen gut funktionierenden Ablauf sorgt die evangelische Diakonie Würzburg. Vier sozialpädagogische Betreuer - zwei weiblich, zwei männlich - sorgen beispielsweise dafür, dass ab 23 Uhr Nachtruhe herrscht. Auch über 18-Jährige, die sich hier einquartieren, unterwerfen sich dieser Hausordnung. Eine Person aus dem Betreuerteam ist auch nachts im Haus. Die Betreuer kümmern sich auch bei allen weiteren Fragen um die Belange der jungen Auszubildenden.
Landrat Thomas Schiebel sagte, die jungen Bewohner sollen ihre Zeit in Karlstadt genießen können. Schließlich sei Karlstadt für sie eine Heimat auf Zeit. Mehr als 40 Jahre lang habe das Thema Schülerwohnheim den Landkreis beschäftigt. 1964 wurde in Karlstadt erstmals Blockunterricht eingeführt. 1973 erfolgte die Ernennung zur Sprengelschule für ganz Nordbayern - mit eigenen Fachlehrkräften.
Bauliche Mängel am Brauerinternat in Arnstein verlangten nach einer Lösung. Übergangsweise wohnten die Schüler in Hotels und Pensionen. Anfangs sei über Vierbettzimmer diskutiert worden, berichtete Regierungsschuldirektorin Maria Walter. Schnell habe sich aber gezeigt, dass Zweibettzimmer angemessener sind. Angeschlossen ist jeweils ein Badezimmer.
Weitblick im Frühstücksraum
Es gibt auch ein Behindertenzimmer mit entsprechend ausgestattetem Bad und ein Betreuerzimmer. In beiden Vollgeschossen existiert eine Wohnküche mit zwölf Sitzplätzen. Der Mehrzweckraum kann auch zum Lernen dienen. Das Gebäude ist teilunterkellert. Dort befindet sich neben den Technikräumen auch ein Freizeitraum mit Tischtennis, Kicker und Poolbillard. Ihr Frühstück nehmen die Schüler ganz oben im "Staffelgeschoss" ein. Von dort hat man einen guten Blick über Karlstadt und es gibt sogar eine kleine Dachterrasse.
Lisa Kraft nannte technische Kennzahlen des Gebäudes: 1011 Quadratmeter Wohnfläche, 900 Quadratmeter sonstige Fläche. Es handelt sich um einen nachhaltigen Massivbau aus traditionellen und regionalen Baustoffen. Der Bauantrag wurde im Herbst 2016 gestellt, die Genehmigung erfolgte im Frühjahr 2017. Die Karlstadter Rohbaufirma Liebstückel und andere errichteten das Internat in gut eineinhalbjähriger Bauzeit. Eigentlich hätte der Bezug schon im September 2018 erfolgen sollen, doch der vorangegangene Winter machte einen Strich durch die Rechnung.
Sport in der Realschulhalle
Karlstadts Bürgermeister Paul Kruck zeigte sich in seinem Grußwort dankbar, dass die Entscheidung für den Standort Karlstadt fiel. Mancher werde wohl gelegentlich - oder ganz - hierher zurückkehren. Jürgen Keller vom Diakonischen Werk Würzburg erwähnte, dass derzeit Freizeitangebote für die Auszubildenden des Wohnheims organisiert werden. Unter anderem gibt es bereits ein Sportangebot in der benachbarten Turnhalle. Und ein Besuch des Jugendzentrums hat auch schon stattgefunden. Der katholische Pfarrer Simon Mayer und sein evangelischer Kollege Matthias Hörning segneten das Heim.
