
Ende Februar ist es soweit: Die Einrichtung für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Altfeld wird nach gut drei Jahren geschlossen, denn schon seit längerer Zeit geht die Zahl der jungen Bürgerkriegsflüchtlinge zurück. Am Freitagabend, 16. Februar, hatten sich deshalb viele Gäste zur Abschiedsfeier dort eingefunden. Neben den vielen ehrenamtlichen Helfern, Unterstützern und Freunden, waren auch viele ehemalige Bewohner gekommen.
Charakter einer Wohngemeinschaft durch das Leben im Haus
Viele Ziele seien an Weihnachten 2014, als die Wohngruppe geschaffen worden war, gesetzt und eine Vielzahl davon auch gemeistert worden, freute sich die Leiterin der Wohngruppe Antonia Siegler. Alle könnten auch etwas stolz auf sich sein. Dadurch dass die Familie Gebert ihr Haus für die Wohngruppe zur Verfügung stellte, konnte der Charakter einer Wohngemeinschaft mit Pflichten wie Einkaufen und Kochen verwirklicht werden, was in dieser Form in einem Heim nicht möglich gewesen wäre.
21 „Jungs“ wohnten in dieser Zeit im dem Haus, in dem schon früher Heimatvertriebene ein neues Zuhause gefunden hatten. Die jungen Männer kamen aus Eritrea, Afghanistan, Irak und Armenien und wurden teilweise anschließend ambulant nachbetreut. Selbstverständlich habe es Probleme zu bewältigen gegeben, die positiven Erlebnisse hätten jedoch überwogen. Daher gelte ihr Dank den vielen Helfern, es hatte sich ein tolles Ehrenamtsnetzwerk entwickelt.
Eine neue Heimat für die unbegleiteten minderjährigen Jugendlichen
„Grenzen bestehen nur im Kopf“, wie es der 2. Bürgermeister Manfred Stamm ausdrückte. Wenn sie überwunden seien, existieren sie nicht mehr. So wurden aus Fremden Freunde. „Das Haus wurde eure Heimat“, stellte Stamm fest, „etwas Besseres hätte es nicht geben können“. Er betrachtete das Projekt als gelungen, dank der Verwurzelung in der neuen Umgebung seien sie auf dem besten Weg in die Zukunft.
„Ohne Fürsorge und verlassen von allen ist die größte Krankheit, der Mangel an Liebe und Nächstenliebe das größte Übel in unserer Zeit“, zitierte Magda Hartmann, Vorsitzende des Caritasverbands Main-Spessart, Mutter Theresa von Kalkutta. Sie erinnerte daran, als im Jahr 2014 200 000 Flüchtlinge nach Deutschland kamen. Da fehlte es überall an Betreuungspersonal und geeignetem Wohnraum. Der Caritasverband Main-Spessart hatte sich schon früher für die Betreuung und Unterbringung eingesetzt, nun musste ein Konzept in kürzester Zeit entwickelt werden.
Gabriele Kimmel, Geschäftsführerin im Caritasverband Main-Spessart, stellte sich damals der Herausforderung und gewann Antonia Siegler hinzu, die bereits am nächsten Tag ihre Aufgabe antrat. „Mit sehr viel Energie und Schaffenskraft ging sie an die Arbeit“, sagte Kimmel. Integration und Vorbereitung auf ein selbstständiges Leben standen im Vordergrund. Sprachbarrieren mussten zunächst überwunden werden, aber ihr ehrlicher Umgang mit den Jugendlichen verschafften ihr Respekt und Anerkennung.
Junge Flüchtlinge zeigten Willen zur Integration
Die freundliche Aufnahme in der Bevölkerung und das Engagement aller Helfer und der Vereine, vor allem des Sportvereins, verdienten höchste Anerkennung. Auch die jungen Flüchtlinge zeigten ihren Willen zur Integration. So wurde beim Auf- und Abbau des Weihnachtsmarktes in Altfeld geholfen, für den Weihnachtsmarkt in Lohr gebastelt, die Hälfte ihrer Einnahmen der Bahnhofsmission Würzburg gespendet, ferner unterstützten sie das Diözesanbüro in verschiedenen gemeinnützigen Projekten.
Antonia Siegler gelte ein besonders großes Lob, zusammen im Team hatte sie mit den jungen Menschen „eine Top-Arbeit geleistet und ihnen ein Zuhause eingerichtet “. Auch dem Herrgott wollte sie ein Dankeschön aussprechen, so manches Mal war man vor unlösbaren Problemen gestanden, „und dann tat sich ein Weg auf!“
„Baum des Lebens“ als Symbol für das Leben der jungen Menschen
„In diesem Haus, dessen Geschichte tief mit dem Schicksal von Flucht verwurzelt ist, konnte Wunderbares geschehen“, sagte Pfarrer Alexander Eckert und machte klar, dass dies eine wesentliche Voraussetzung für die bewundernswerte Arbeit war, die so viele Menschen in den vergangenen Jahren geleistet haben.
Er hatte einen „Baum des Lebens“ mitgebracht, der das Leben der jungen Menschen symbolisiere. Die blattlose Krone und die Wurzeln verkörperten die dunkle Vergangenheit, die Rinde den Schutz in der neuen Umgebung und der blühende, saftig grüne Teil Gegenwart und Zukunft. Mit einem ergreifenden Text sangen die Gäste zusammen mit den Flüchtlingen die Melodie „Nehmt Abschied Brüder“.
Nach dem offiziellen Teil zeigten die Jugendlichen mit einem selbst zubereiteten Menü ihre Dankbarkeit und Anerkennung. Jafar Muzafari, neben Jan Habibi, Ali Khavhary und Farzad Muhammadi der letzte Bewohner, bedankte sich mit einer kleinen Rede bei allen Helfern für die große Mühe und Unterstützung: „Hier in Altfeld waren die Menschen sehr gut zu uns.“
Halleluja, - mehr sog i net ...