"Innen statt außen", dieses Konzept findet in verschiedenen Kommunen Zuspruch. Ziel ist dabei, alte oder leerstehende Bausubstanz innerhalb der Kerngebiete der Gemeinden neu zu nutzen und damit die Lebendigkeit der Ortsmitten im Rahmen einer gezielten Innenentwicklung und Förderung zu erhalten. Ein Beispiel dafür ist derzeit der Abriss einer Scheune und der Neubau eines Wohnhauses im Altort von Gössenheim.
Das Ehepaar Carola und Volker Ammersbach hat sich nach eigenem Bekunden extra für das Bauen im Ortskern entschieden. Zum einem gehört das leerstehende Anwesen dem Großvater von Carola Ammersbach und zum anderem sei das Grundstück mit dem angrenzenden Garten und einigen alten Obstbäumen sowie dem dort vorbeifließenden Flüsschen Wern recht attraktiv. Auch verbindet Carola Ammersbach Kindheitserinnerungen mit der alten Hofstelle. Das Ehepaar lernte sich beim Studium in Stuttgart kennen und entschied sich nach der Geburt seiner Tochter bewusst, in den ländlichen Raum zurückzukehren.
Beratung durch die Allianz Main-Werntal
Begleitet wird das Bauprojekt auch durch Beratung der Allianz Main-Werntal, einer freiwilligen Kooperation der fünf Städte und Gemeinden Arnstein, Eußenheim, Gössenheim, Karlstadt und Thüngen. "Diese wollen im Rahmen der Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) und mit einem aufeinander abgestimmten Konzept aktuelle Themen gemeinsam angehen", erläutert Verena Mörsner vom Umsetzungsmanagement der "ILE Main-Werntal - erleben verbindet". Unter Mitwirkung der ILE wurden in allen Kommunen der Allianz Förderprogramme zur Aktivierung von Leerständen und Baulücken in den Altorten geschaffen.
"Die Familie Ammersbach kann als erstes Projekt in Gössenheim von diesem ab Januar 2020 gültigen gemeindlichen Förderprogramm profitieren", erläutert Bürgermeister Klaus Schäfer. Das Programm habe zunächst einmal eine Laufzeit bis zum Jahr 2025. Der Gemeinderat könne aber später eine Verlängerung beschließen. Die Höhe der Förderung beträgt grundsätzlich 30 Prozent der nachgewiesenen Sanierungskosten, maximal jedoch 10 000 Euro je Anwesen
Umbau der Scheune zu Wohnhaus nicht möglich
"Gerne hätten die Bauherren die Scheune zu Wohnzwecken umgenutzt", informierte Verena Mörsner. Eine Haus-in-Haus-Lösung, die zum Erhalt des alten Gebäudes beigetragen hätte, scheiterte letztendlich an der Dimensionierung der Scheune sowie auch an der mittlerweile in die Jahre gekommenen Bausubstanz. Nun werden auf der ehemaligen Fläche der Scheune ein Einfamilienhaus mit Nebengebäude entstehen. Geplant ist ein Gebäude nach dem Standard "Kfw-Effizienzhaus 55" mit geringem Energiebedarf und Holzverkleidung.
Carola und Volker Ammersbach haben beruflich mit Stadtplanung und Architektur zu tun. So konnte Carola Ammersbach selbst die Planung des neuen Zuhauses übernehmen. Dennoch haben sie unter anderem die kostenlose Bauberatung durch das Amt für Ländliche Entwicklung genutzt. Das Beispiel in Gössenheim zeige jedoch auch, mit welchen Schwierigkeiten gegebenenfalls umzugehen sei, informiert Verena Mörsner.
Zunächst musste wegen der unmittelbaren Lage an der Wern das Wasserrecht geklärt werden. Noch schwieriger gestaltete sich auf Grund der sehr verwobenen und kleinteiligen Eigentumsverhältnisse die Klärung der Erschließung und der Überfahrtsrechte. Hier konnte letztendlich keine Einigung erzielt werden, so dass die ursprüngliche Planung noch einmal geändert werden musste. Nun ist es aber soweit und der Abbruch der Scheune hat begonnen