"Wir singen zwei ganze Opern und ein Lied in sieben Minuten." Diese Ankündigung hatte Alexander Herzog von »"The 12 Tenors" scherzhaft gemeint, aber sie traf es auf den Punkt: Der Auftritt der Gruppe am Mittwoch vor 725 Besuchern in der Stadthalle war professionell, musikalisch in Ordnung und mitreißend für Fans, aber das Repertoire abenteuerlich.
"Wir sind bis auf den letzten Platz ausverkauft", berichtete die stellvertretende Werkleiterin Simone Neubauer im Gespräch mit der Redaktion. Man habe sogar das Mischpult im Saal verkleinert, um noch Stühle unterzubringen.
Die zwölf Tenöre sind zur Hälfte Briten, dazu kommen je zwei Deutsche und Italiener sowie je ein Kolumbianer und Australier. Die Lohrer Zuschauer dürften sich glücklich schätzen, die britischen Kollegen auf der Bühne zu sehen, "denn sie müssen hinterher wegen des Brexits zurück auf die Insel", lästerte einer der Deutschen.
Aufwändige Lichtshow
Begleitet wurden die Sänger von einer kleinen Band mit zwei E-Pianos und einem Schlagzeug. Die Sänger sind stimmlich sicherlich sorgfältig ausgebildet, die Tanzchoreografien ausgefeilt, die Lichtshow ist aufwendig.
Dennoch ist nicht zu übersehen, dass der gesamte Auftritt auf Kommerz getrimmt ist. Die Zusammenstellung der Lieder aus Oper, Musical, Pop, Rock und Schlager für die sogenannte "Best-of-Tour" ist kurios und einzig und allein auf Bekanntheit ausgerichtet.
Auf "La Donna è mobile" aus Giuseppe Verdis Rigoletto folgte "Mein kleiner grüner Kaktus", nach "Nessun dorma" aus der Oper Turandot von Giacomo Puccini kam "Oh, Pretty Woman" von Roy Orbison. Es gab eine Menge Medleys, vor allem nach der Pause, mit Songs der Beatles, von Queen, von Michael Jackson, mit Pop-Songs der 1980er Jahre, aus Musicals und mit Rock-Songs. Das ausgelassene Publikum störte sich nicht daran. Es gab fast keinen Song, bei dem nicht heftig mitgeklatscht wurde, teilweise von den Sängern dazu aufgefordert. An den Rändern der Stuhlreihen tanzten einige Frauen.
Die gute Stimmung hielt sich das ganze Programm von zweieinhalb Stunden hindurch. Das muss man als Künstler erst einmal schaffen. Als Zugaben boten die Tenöre - typisch - wieder ganz gegensätzliche Kost: "Kiss" von Prince mit einer angedeuteten Strip-Einlage und "Time to say goodbye", bekannt geworden durch Andrea Bocelli und Sarah Brightman.
"The 12 Tenors" ist eine Marke der Showfabrik GmbH aus Erfurt. Als Veranstalter trat in Lohr allerdings die Firma Starconcept auf. "Wir haben eine Reihe Termine von der Showfabrik gekauft", erläuterte Thomas Schäfer von Starconcept. Beim ersten Auftritt vor zwei Jahren seien 500 Besucher gekommen, "das war ein Ergebnis, auf das wir aufbauen konnten".
In einem Jahr wieder da
Wem "The 12 Tenors" gefallen, kann ihnen hinterher reisen, bis Mai gibt es fast jeden zweiten Tag ein Konzert (danach geht es nach Mallorca), oder ein Jahr warten: Am 24. Januar 2020 sind sie wieder in der Lohrer Stadthalle.